Erste Ministerpräsidentin Deutschlands Heide Simonis ist tot: "Bedeutende Persönlichkeit, die Geschichte geschrieben hat"

1993 leistete Heide Simonis als erste weibliche Ministerpräsidentin Deutschlands ihren Amtseid für Schleswig-Holstein
1993 leistete Heide Simonis als erste weibliche Ministerpräsidentin Deutschlands ihren Amtseid für Schleswig-Holstein
© Stefan Hesse / DPA
Trauer um eine "große Politikerin" – im Alter von 80 Jahren ist am Mittwoch mit Heide Simonis die erste weibliche Ministerpräsidentin Deutschlands verstorben.

Schleswig-Holsteins frühere Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot. Sie starb am Mittwoch wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag in Kiel, wie die Staatskanzlei mitteilte. Simonis war von 1993 bis 2005 Ministerpräsidentin des nördlichsten Bundeslands und die erste Frau an der Spitze einer Landesregierung in der Geschichte der Bundesrepublik. Ihre politische Laufbahn nahm ein tragisches Ende, als sie 2005 in vier Anläufen ihre Wiederwahl verpasste.

"Ich trauere um eine große Politikerin und um eine leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin", erklärte der amtierende Kieler Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zur Todesnachricht. Simonis habe "mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Engagement, ihrer Menschlichkeit und ihrer Geradlinigkeit Schleswig-Holstein noch liebenswerter gemacht". Als Politikerin habe sie "nie ein Blatt vor den Mund genommen, war aufrecht, offen und immer geradeaus".

SPD trauert um Heide Simonis

Die SPD-Parteispitze hat die verstorbene Politikerin als bedeutende Fürsprecherin für soziale Gerechtigkeit in Deutschland gewürdigt. "Mit Heide Simonis verliert die Sozialdemokratie eine bedeutende Persönlichkeit, die Geschichte geschrieben hat", erklärten die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil am Mittwoch. Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin sei für viele in der SPD und in ihrem Bundesland Vorbild und Mutmacherin gewesen. Sie habe tiefe Spuren nicht nur in Schleswig-Holstein hinterlassen.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Simonis als Vorbild in der Politik. "Mit ihrer durchsetzungsstarken Art überzeugte sie schon als junge Bundestagsabgeordnete – auch mich. Als erste Ministerpräsidentin eines Bundeslandes hat sie Schleswig-Holstein stark geprägt. Wir trauern um sie!"

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach auf Twitter von einem "traurigen Tag": "Sie wird als Mensch fehlen und als Politikerin unvergessen bleiben."

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Parteikollege Ralf Stegner sprach der Familie sein Beileid aus und bezeichnete die erste Ministerpräsidentin Deutschlands als "streitbar, nahbar, direkt, ehrlich und sehr tapfer". Er habe ihr viel zu verdanken.

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"Lichtgestalt der schleswig-holsteinischen Politik"

Simonis' Leistungen wurden nach der Todesnachricht parteiübergreifend gewürdigt. Schleswig-Holsteins SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli hob "ihren Wagemut, ihre Standhaftigkeit und ihr unfassbares Talent, Menschen für sich zu gewinnen", hervor. Simonis "war wahrlich eine Lichtgestalt der schleswig-holsteinischen Politik und hinterlässt eine gewaltige Lücke in unseren Herzen".

Die Landeschefin von Schleswig-Holsteins Grünen, Anke Erdmann, zollte Simons Respekt für "ihre Rolle als Vorreiterin": "Für mich war es – wie für viele andere Frauen auch – eine Ermutigung, dass mit Heide Simonis erstmals eine Ministerpräsidentin gewählt wurde."

Die Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt sprach von Simonis als "Wegbereiterin": "Sie hat die Machtfrage gestellt und Männer in die Schranken gewiesen. Mit ihrem Mut war sie für viele Mutmacherin."

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Auch die schleswig-holsteinische SPD-Landtagsfraktion trauert um Heide Simonis. Ihr Vorsitzender Thomas Losse-Müller twitterte, sie habe Tausende inspiriert und zu eigenem Engagement motiviert. "Wir sind stolz, dass du eine von uns warst!"

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Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) nannte die SPD-Politikerin "eine leidenschaftliche Streiterin für ihre Überzeugungen. Unser Land verliert mit ihr die erste Chefin einer deutschen Landesregierung. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren."

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Simonis wurde am 4. Juli 1943 in Bonn geboren, 1972 zog sie mit ihrem Mann Udo Simonis nach Schleswig-Holstein. Von 1976 bis 1988 gehörte sie dem Bundestag an, von 1992 bis 2005 dann dem Landtag von Schleswig-Holstein. 1988 wurde sie vom damaligen Ministerpräsidenten Björn Engholm (SPD) als Finanzministerin ins Landeskabinett berufen, von 1993 bis 2005 war sie Ministerpräsidentin des nördlichsten Bundeslands.

Vor mehreren Jahren machte Simonis ihre Parkinson-Erkrankung publik und zog sich allmählich aus der Öffentlichkeit zurück. Ausnahmen gab es in den vergangenen Jahren nur noch wenige – etwa als ihr die SPD zum 75. Geburtstag 2018 für ihr Lebenswerk die Willy-Brandt-Medaille verlieh, ihre höchste Auszeichnung. Bereits 2014 war sie zur Ehrenbürgerin Schleswig-Holsteins ernannt worden.

DPA · AFP
mkb

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