Hintergrund Ein kleines ABC der EU

Die Europäische Union arbeitet mit Begriffen, die für Laien schwer verständlich sind. Dazu gehören beispielsweise der Acquis Communautaire oder die Maastricht-Kritierien. stern.de hat hier ein kleines ABC zusammengestellt.

Acquis Communautaire

Das derzeitige EU-Recht. Ein französischer Ausdruck, mit dem die Summe der gemeinsamen Rechte und Verpflichtungen der EU-Mitgliedstaaten beschrieben wird. Alle neuen Mitglieder müssen den "Acquis" übernehmen.

Beitrittskandidat

Ein Land, mit dem über einen EU-Beitritt verhandelt wird (Kroatien, Türkei) oder verhandelt werden soll (Mazedonien). Beitrittsländer haben die Verhandlungen angeschlossen und warten noch auf die Aufnahme (Bulgarien, Rumänien).

Charta der Grundrechte

Festlegung der Grundrechte der EU-Bürger. Im Dezember 2000 feierlich proklamiert, aber bisher nicht in Kraft getreten. Die Charta ist Teil des blockierten Verfassungsentwurfs.

DDD

Demokratie, Dialog, Debatte: Aktion der EU-Kommission nach Ablehnung des Verfassungsentwurfs durch die Wähler in Frankreich und den Niederlanden, um die Bürger zu informieren.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Eurozone oder Euroland

Jene zwölf Staaten, die die Euro-Währung eingeführt haben. Von Januar 2007 an ist auch Slowenien dabei.

Föderalismusdebatte

Streit um die Frage, ob die EU eine Art Bundesstaat werden soll, in dem die Nationalstaaten nur noch begrenzte, innenpolitische Befugnisse haben. Derzeit ist die EU keine Föderation.

GAP

Gemeinsame Agrarpolitik. 1960 gegründet. 37 Prozent des EU- Haushalts fließen in die Landwirtschaft, sechs Prozent in die Erhaltung ländlicher Räume.

Harmonisierung

Die Angleichung nationaler Rechtsvorschriften, um Hindernisse für den freien Personen- und Warenverkehr zu beseitigen.

Intergouvernmental

Vereinbarungen, die zwischen den Regierungen geschlossen werden. Diese müssen immer einstimmig erfolgen. Beispiel: Beschlüsse über Erweiterung oder die neue Verfassung.

Justizielle Zusammenarbeit

Bestimmungen, die die Anerkennung von Urteilen regeln und die Zusammenarbeit gegen grenzüberschreitende und organisierte Kriminalität.

Kohäsion

Der soziale "Zusammenhalt" in der EU. Der Kohäsionsfonds unterstützt Projekte, mit denen die Benachteiligung bestimmter Regionen abgebaut werden soll.

Lissabon-Strategie

Das 2000 in Lissabon beschlossene Ziel, die EU innerhalb von zehn Jahren zum dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Bereits jetzt gescheitert. Wird jedes Jahr EU-Gipfelthema. Steht jetzt für Wachstumsanstrengungen, vor allem bei Forschung und Bildung.

Maastricht-Kriterien

Sie bestimmen, ob ein EU-Land den Euro einführen darf. Regeln Anforderungen an Preisstabilität, Schuldenstand, Haushaltsdefizit, Zinsen und Wechselkurs-Stabilität.

Nettozahler

Jene EU-Staaten, die mehr in den EU-Haushalt einzahlen als sie herausbekommen. 2005 überwies Deutschland als größter Nettozahler 6,06 Milliarden Euro, nach 7,14 Milliarden 2004.

Olaf

Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung. Eine 1999 eingerichtete Behörde, die Betrug und Korruption in der EU bekämpft.

PSK

Politisches und Sicherheitspolitisches Komitee der EU. Besteht aus Vertretern der Außenministerien der EU-Staaten. Es befasst sich mit sicherheitspolitischen Fragen, auch mit militärischen. Bereitete beispielsweise den EU-Militäreinsatz im Kongo vor.

Qualifizierte Mehrheit

Die Stimmen der EU-Staaten im Ministerrat sind nach Größe und Bedeutung der Länder gewichtet. Die qualifizierte Mehrheit liegt bei 232 von 321 Stimmen und entweder der Mehrheit der Mitgliedstaaten oder 62 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung.

Richtlinie

Eines der beiden wichtigen Rechtsinstrumente. Die Richtlinie ist ein Rahmengesetz, das vom Ministerrat beschlossen und in nationales Recht umgesetzt wird. Mit der Verordnung hingegen wird ein in allen Staaten geltendes Recht gleichen Wortlauts geschaffen.

Screening

Die Überprüfung des Rechts eines Beitrittskandidaten auf die Vereinbarkeit mit dem EU-Recht ("Acquis"). Eine Grundlage aller Beitrittsverhandlungen.

Troika

Ein Gremium der EU-Außenpolitik. Es besteht aus dem Außenminister des Präsidentschafts-Landes (ab Januar: Frank-Walter Steinmeier), aus dem außenpolitischen Beauftragten Javier Solana und aus EU-Außenkommissarin Benita Ferrero Waldner.

Überprüfungsklausel

Sieht die Überprüfung eines Rechtsakts vor, auf den sich die Regierungen sonst nicht einigen könnten. Für die bis Ende 2013 laufende Finanzplanung wurde beispielsweise eine Überprüfung vor Ende 2009 vereinbart.

Verfassung

Der Entwurf für eine Verfassung wurde im Oktober 2004 von den Staats- und Regierungschefs beschlossen. Die Verfassung gilt unter anderem als Voraussetzung für künftige Erweiterungen. Frankreich und die Niederlande haben bei Referenden mit Nein gestimmt. Die Verfassung liegt de facto mindestens bis 2008 auf Eis.

Wettbewerb

Die EU-Kommission ist auch für die Kontrolle des Wettbewerbs zuständig. Sie genehmigt als Kartellbehörde = Firmenzusammenschlüsse, wenn der gemeinsame Umsatz mindestens fünf Milliarden Euro ausmacht. Sie kontrolliert auch, ob Staatsbeihilfen den Wettbewerb verzerren.

Ziele 1, 2 und 3

Die drei Ziele der Strukturfonds. 1. Förderung von Regionen mit Entwicklungsrückstand, 2. Unterstützung der wirtschaftlichen und sozialen Umstellung der Gebiete mit Strukturproblemen und 3. Modernisierung der Bildungs- und Beschäftigungspolitik.

DPA
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