Konversionstherapie Wir sind nicht krank: Endlich wird den Homoheilern das Handwerk gelegt

Die Regenbogenfahne wehr auf dem Frankfurter Römerberg.
Die Regenbogenfahne wehr auf dem Frankfurter Römerberg.
© Arne Dedert / DPA
Der Bundestag beschließt heute das Verbot von Konversionstherapien. Damit werden Homosexuelle vor Scharlatanen und Wunderheilern geschützt. Endlich, meint Gastkommentator Lucas Hawrylak, der mit einer Petition für das Gesetz gekämpft hat.

Ich bin wütend. Wütend auf Eltern, die ihren Kindern die Homosexualität wegtherapieren wollen. Aber auch wütend auf ein jahrelang untätiges Gesundheitsministerium. Heute ist es soweit. Der Bundestag beschließt das Verbot von Konversionstherapien. Endlich.

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Lucas Hawrylak

22 Monate harter Überzeugungsarbeit, Gespräche und Aufklärung bei Entscheidungsträger*innen liegen hinter ihm: Lucas Hawrylak, 28, startete im Juli 2018 die die Change.org-Petition “#HomoBrauchtKeineHeilung”. Sein Ziel: Vor allem Gesundheitsminister Jens Spahn überzeugen, dass ein Verbot von Konversionstherapien nötig ist. Doch obwohl Spahn selbst offen schwul lebt, sei er von einem Gesetz anfangs nicht begeistert gewesen, sagt Hawrylak. Die Petition erreichte 108.000 Unterstützer. Dass es jetzt ein Gesetz gibt, ist auch Hawrylak zu verdanken.

Es ist ein Meilenstein zum Schutz von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen in Deutschland. Die Botschaft an alle Wunderheiler und Eltern lautet: Wir sind gesund und müssen nicht therapiert werden. Das einzig Kranke ist es, Menschen vorzugaukeln, dass man ihre Sexualität umtherapieren könne. Das ist jetzt illegal. Zum Glück.

Das Gesetz ist nicht perfekt

Das Gesetz ist in keiner Weise perfekt. LGBTIQ in Deutschland hätten sich ein umfassenderes Verbot gewünscht. Ich weiß, dass viele Verbände und Vereine mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, dennoch ist das Gesetz realpolitisch ein Erfolg. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, da es Minderjährige vor einem schwerwiegenden Eingriff in ihre Persönlichkeitsentwicklung bewahrt.

Zudem ist es jetzt strafbar, Werbung für die unmenschlichen Methoden der sogenannten Homoheiler zu machen. Die Aufklärung, was für ein Schmu und Betrug derartige Methoden sind, fördert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit bis zu einer Million Euro im Jahr. Das ist ein großer Schritt nach vorne. Aber es kann nur ein Anfang sein.

Diskriminierung findet immer noch statt

Diskriminierung von LGBTIQ findet immer noch statt. Nicht nur im Alltag, am Arbeitsplatz - auch in Verordnungen. Das Blutspendeverbot für Homosexuelle muss abgeschafft werden. Transsexuelle brauchen eine gerechte inklusive Novellierung des Transsexuellengesetzes. Und alle LGBTIQ warten auf ein echtes Anti-Diskriminierungsgesetzes für angstfreies queeres Leben in Deutschland. Für mich hört die Arbeit heute nicht auf. Ich kämpfe weiter.

Lucas Hawrylak

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