Die AfD in Mecklenburg-Vorpommern erhält zwei Monate vor der Landtagswahl Schützenhilfe von der NPD. Die rechtsextreme Partei werde am 4. September keine eigenen Direktkandidaten aufstellen und nur mit einer Landesliste antreten, berichtet der "Tagesspiegel". "So können wir der AfD zu mehr Direktmandaten verhelfen", zitiert die Zeitung den früheren NPD-Chef Udo Voigt, der mittlerweile Europaabgeordneter seiner Partei ist. Das könne zu insgesamt mehr "nationalen Abgeordneten" im Landtag führen.
In der AfD "gibt es ja einige ordentliche Leute"
NPD-Vize-Landeschef David Petereit betonte gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk, der Verzicht auf Direktkandidaten habe "nicht mit Zerfallserscheinungen zu tun". Genügend Bewerber hätte man gehabt. Die NPD habe jedoch ohnehin keine Chance auf ein Direktmandat, die AfD dagegen schon. "Da gibt es ja einige ordentliche Leute", sagte Petereit dem NDR. Und ein NPD-Wähler, der bei "seiner" Partei keine Erststimme ankreuzen könne, der wähle damit dann wohl eher die AfD.
Diese wiederum lehnt zwar eine Kooperation mit der NPD ab, nimmt das "Geschenk" der Nationaldemokraten aber gerne an. Jede Partei habe schon "von Protestwählern profitiert", zitiert der "Tagesspiegel" den Spitzenkandidaten der AfD, Leif-Erik Holm. Und nicht jeder, der mal NPD gewählt habe, sei ein Nazi. Durch den Verzicht der Rechtsextremen werde seine Partei sicherlich mehr Prozente bekommen, sagte Holm der Zeitung. "Auch wenn sich die Wählerschichten gar nicht so sehr überschneiden".
"Leihstimmen" der NPD könnten AfD-Chancen erhöhen
Im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern sitzen seit der letzten Wahl im Jahr 2011 fünf NPD-Vertreter. Sie kamen über die Landesliste der Partei ins Parlament. Damals holten die NPD-Direktkandidaten landesweit knapp 40.000 Erststimmen, das waren insgesamt 5,8 Prozent. Gerade in den östlichen Wahlkreisen könnten diese "Leihstimmen" für die AfD deren Chancen auf ein Direktmandat erhöhen, berichtet der NDR. AfD-Bewerber hätten in knappen Wahlkreisen dann bessere Aussichten, den Wahlkreis für sich zu erobern.
Bei den Zweitstimmen war die NPD 2011 auf sechs Prozent gekommen. In der letzten großen Wahlumfrage aus dem vergangenen April lag sie dagegen nur noch bei vier Prozent. Damit würde die Partei den Wiedereinzug ins Landesparlament verpassen. Die AfD erreichte in der Erhebung von Infratest-dimap 18 Prozent und wäre damit drittstärkste Kraft hinter der SPD (22 Prozent) und der CDU (24 Prozent). Gegen die NPD läuft derzeit ein Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht. Ob es noch vor der Landtagswahl eine Entscheidung gibt, ist unklar.
Ähnliche Aktion in Sachsen-Anhalt ging nach hinten los
Den nun verkündeten Verzicht der Rechtsextremen auf Direktkandidaten halten Sicherheitskreise dem "Tagesspiegel" zufolge für einen Versuch, im Gespräch zu bleiben. Die Partei wolle den Eindruck vermitteln, Teil einer großen Protestbewegung zu sein. Die Sicherheitsexperten zweifeln dem Blatt zufolge aber an dem Erfolg der Aktion und verweisen dabei auf eine ähnliche Kampagne in Sachsen-Anhalt.
Bei der dortigen Landtagswahl im März hatte die NPD die Wähler aufgerufen, ihre Stimmen zwischen der NPD und der AfD aufzuteilen. Die Erststimme sollte an die AfD und die Zweitstimme an die NPD gehen. Das Ergebnis war für die Nationaldemokraten katastrophal: Nach 4,6 Prozent im Jahr 2011 stürzte die NPD auf 1,9 Prozent ab. Die AfD erreichte dagegen aus dem Stand 24,2 Prozent - ihr bundesweit größter Erfolg.