Ein düsteres Bild von Flüchtlingsheimen und dem Umgang von Asylbewerbern untereinander hat der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, gezeichnet. Gewaltausbrüche seien "keine neue Entwicklung", sagte er der "Passauer Neuen Presse". "Wir erleben diese Gewalt seit Wochen und Monaten. Es schließen sich Gruppen nach Ethnien, nach Religion oder Clan-Strukturen zusammen und gehen mit Messern und selbst gebastelten Waffen aufeinander los."
Laut Wendt werden religiös und politisch motivierte Konflikte und Kämpfe um die Vorherrschaft ausgetragen. "Vieles davon ist sicher der Enge in den Unterkünften geschuldet, aber es gibt auch knallharte kriminelle Strukturen", meinte der Gewerkschafter.
Wendt: Gewalt meist innerhalb muslimischer Gruppen
Die meisten Gewalttaten fänden innerhalb der muslimischen Gruppen statt. "Da kämpfen Sunniten gegen Schiiten, da gibt es Salafisten unterschiedlichster Ausprägung. (...) Frauen werden zur Verschleierung gezwungen. Männer werden gezwungen zu beten. Islamisten wollen dort ihre Werte und Ordnung einführen", so Wendt. Christen sollten deshalb "unter besonderen Schutz" gestellt werden. Sie würden oft massiv bedrängt.
Es gebe aber noch andere schutzbedürftige Gruppen - vor allem Frauen und allein reisende Kinder und Jugendliche. "Hier lässt sich das wahre Ausmaß der Gewalt nur schätzen, weil Frauen und Kinder oft aus Angst keine Anzeige erstatten. Da geht es auch um Missbrauch und Vergewaltigung."
Schnelle Abschiebung gefordert
Wendt forderte eine schnelle Abschiebung von gewalttätigen Flüchtlingen. "Bei denjenigen, die hier straffällig werden, Verbrechen begehen, muss der Rechtsstaat mit ganzer Härte durchgreifen."
Unterdessen fahndet die Polizei knapp sechs Wochen nach dem Gewaltausbruch in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge im thüringischen Suhl landesweit nach Verdächtigen. Der Großeinsatz laufe seit 6.30 Uhr, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen in Suhl. Es seien erste Flüchtlinge festgenommen worden. Die Beamten durchkämmen zurzeit mehrere Unterkünfte in Thüringen.
Gegen 16 namentlich bekannte Verdächtige sollen Haftbefehle verstreckt werden. Unter anderem wird ihnen versuchter Totschlag, Sachbeschädigung und Landfriedensbruch vorgeworfen.
Koran in der Toilette
In dem überfüllten Flüchtlingsheim in Suhl war am 19. August die Lage eskaliert, nachdem ein 25-Jähriger mehrere Seiten aus einem Koran gerissen und demonstrativ in eine Toilette geworfen haben soll. Sechs Polizisten und elf Flüchtlinge wurden verletzt. Rund 120 Polizisten mussten ausrücken, um den Gewaltexzess unter Kontrolle zu bringen.