Bleibt Horst Seehofer nun bei seiner Frau und den drei Kindern in Ingolstadt oder zieht er die Geliebte in Berlin vor? Seitdem die Affäre des Landwirtschaftsministers inklusive Schwangerschaft im Januar via "Bild" öffentlich wurde, wartet die CSU auf ein klärendes Wort. Im Kampf mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber um den CSU-Vorsitz erhofften sich die Seehofer-Anhänger eine mannhafte Entscheidung, so oder so, die den Minister in dem Duell wieder in die Offensive bringen würde.
"Die Familie Seehofer bleibt zusammen"
Aber Seehofer entschied nicht. Er wartete. Einmal zeigte er sich mit seiner Frau auf einem Treffen der EU-Landwirtschaftsminister in Mainz, stellte aber sofort sicher, dass dies nicht als Vorentscheidung gewertet werden konnte. Erst jetzt, nachdem im Juni seine jüngste Tochter geboren wurde, hat der Minister seine Entscheidung offenbar öffentlich gemacht. "Die Familie Seehofer bleibt zusammen", hat Seehofer am Wochenende laut einem Bericht des "Donaukurier" bei einer Klausur der Ingolstädter CSU im niederbayerischen Bad Birnbach gesagt: Anschließend wollte Seehofer diese Äußerung jedoch nicht weiter kommentieren. "Ich glaube, dass ihn das seelisch sehr entlasten wird", sagte laut "Donaukurier" der Ingolstädter CSU-Bürgermeister Alfred Lehmann.
Nun hat Seehofer bestätigt, dass er sich entscheiden habe, bei seiner Familie zu bleiben. "Ja, das entspricht der Tatsache", sagte Seehofer der Deutschen Presse-Agentur. Mehr wolle er dazu nicht sagen, erklärte der CSU-Vize. Zuvor hatte er bestätigt, dass er bei der CSU-Veranstaltung gesagt hatte: "Die Familie Seehofer bleibt zusammen."
Entscheidung Ende September
Der "Donaukurier" berichtete, Seehofer habe sein langes Warten damit erklärt, dass es sich um eine schwierige Schwangerschaft gehandelt habe, die er nicht habe zusätzlich belasten wollen. Die Entscheidung habe sich aber schon zuvor abgezeichnet. Auch nach Veröffentlichung der Affäre sei Seehofer immer wieder an den Wochenenden zu seiner Familie nach Ingolstadt gefahren.
Ob Seehofer mit der Entscheidung seine Chancen auf den CSU-Chefposten noch einmal verbessern kann, ist mehr als fraglich. In einer Forsa-Umfrage für den stern war Huber im Juni auf 47 Prozent, Seehofer lediglich auf 35 Prozent Zustimmung gekommen. Für Unmut sorgte jenseits des privaten Zögerns auch noch, dass Seehofer seinerseits kaum kaschiert mit Enthüllungen über Parteifreunde drohte. Bis Ende September hat er nun Zeit zu versuchen, das Blatt noch zu seinen Gunsten zu wenden. Dann wird auf einem Parteitag in München der neue CSU-Chef gewählt.