Der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete und Träger des Alternativen Nobelpreises, Hermann Scheer, ist tot. Das bestätigte sein Abgeordnetenbüro in Berlin am Freitag. Scheer starb demnach am Donnerstagmittag in einem Berliner Krankenhaus. Es sei ein plötzlicher, unerwarteter Tod gewesen.
Der 66-jährige verheiratete Politiker hinterlässt ein Kind. Scheer war seit 1980 Mitglied des Bundestages für die SPD Baden-Württemberg, von 1993 bis 2009 auch Mitglied des SPD-Bundesvorstandes. 1998 erhielt er für sein Umwelt-Engagement den Weltsolarpreis, 1999 den Alternativen Nobelpreis. Er wurde vom amerikanischen "Time Magazine" als "Hero for the Green Century" (Held des grünen Jahrhunderts) ausgezeichnet.
Schröder wollte ihn aus der Partei werfen
Im derzeitigen Konflikt um Stuttgart 21 war der SPD-Abgeordnete vor kurzem noch bei einer Demonstration gegen das Milliarden-Bahnprojekt aufgetreten und hatte sich für einen Volksentscheid ausgesprochen. Scheer galt als herausragender Umweltpolitiker seiner Partei, der auch zahlreiche Bücher schrieb und herausgab. Als Alternativen zu Kernkraftwerken noch allgemein belächelt wurden, setzte er sich vor allem für Sonnenenergie ein. In den 80er Jahren machte der SPD-Linke sich für eine aktive Friedenspolitik und Abrüstung stark.
Im SPD-Vorstand brachte Scheer Ende der 90er Jahre mit Äußerungen, das Nato-Vorgehen im Kosovo sei ein "Kriegsverbrechen", den damaligen Bundeskanzler und Parteigenossen Gerhard Schröder gegen sich auf. Scheer gehöre aus der SPD geworfen.
"Vordenker und Architekt des solaren Zeitalters"
Mit Bestürzung hat die hessische SPD auf den Tod des Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer reagiert. "Wir haben ihm sehr viel zu verdanken", sagte Generalsekretär Michael Roth. Scheer habe sich wie nur wenige andere im Wahlkampf gegen die CDU-geführte Regierung in Hessen eingesetzt und dort maßgeblich zum SPD-Wahlergebnis beigetragen. Das Konzept der Energiewende, mit dem die SPD angetreten sei und viel Profil gewonnen habe, sei vor allem auf Scheer zurückgegangen.
Auch bei den Grünen ist man schockiert über den Tod des SPD-Politikers. "Mit ihm verlieren wir einen leidenschaftlichen Politiker, einen freien Geist, der mit großem Intellekt und aufrechtem Gang für seine Ideale gekämpft hat und nie den 'einfachen Weg' gegangen ist", teilten die Parteivorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir mit. "Er war Vordenker und Architekt des solaren Zeitalters und so auf ganz besondere Weise als Sozialdemokrat mit uns Grünen verbunden."