Auch nach seiner Niederlage bei der Bewerbung um ein Bundestagsmandat hält der Grünen-Politiker Cem Özdemir an seiner Kandidatur für den Parteivorsitz fest. "Ich habe in meinem politischen Leben gelernt, dass es sich lohnt, zu kämpfen und sich von Rückschlägen nicht beirren zu lassen", teilte Özdemir am Montag in Berlin mit. Deshalb werde er beim Parteitag in einem Monat in Erfurt für das Amt des Bundesvorsitzenden kandidieren. Zweimal war Özdemir bei der Kandidatur für einen aussichtsreichen Listenplatz in Baden-Württemberg am Samstag einem Mitbewerber unterlegen. Damit wird er 2009 nicht in den Bundestag einziehen.
"Spannende Aufgabe"
"Das Amt des Bundesvorsitzenden ist eine große und spannende Aufgabe für mich, die ich mit ganzer Kraft und Entschlossenheit anstrebe", so Özdemir in einer schriftlich verbreiteten Erklärung. Er sei zwar weiter der Meinung, dass es für die Partei ein großer Vorteil sei, wenn Bundesvorsitzende auch in der Bundestagsfraktion vertreten sind. Das Ergebnis des Landesparteitags in Baden-Württemberg müsse er aber akzeptieren. Er wird voraussichtlich an der Seite von Parteichefin Claudia Roth Nachfolger des scheidenden Parteichefs Reinhard Bütikofer, der ins Europaparlament wechseln will.
Führende Grüne hatten Özdemir zuvor gedrängt, an der Kandidatur festzuhalten. Parteichef Reinhard Bütikofer sagte dem Sender n-tv: "Ich würde mal sagen, wenn einer wie Cem Özdemir, der als Kind einer Arbeiterfamilie mit Migrationshintergrund gestartet ist, sich so weit vorgearbeitet hat, der lässt sich von so etwas nicht so leicht aus der Bahn werfen." Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, hatte Özdemir bereits am Sonntag aufgefordert, an der Kandidatur festzuhalten: "Ich wünsche mir, dass Cem Özdemir noch eine Nacht drüber schläft und am Ende zu dem Ergebnis kommt, dass er die Partei führen möchte", sagte Künast der "Berliner Zeitung".