Vereidigung des neuen Bundespräsidenten Wulff setzt auf Integration

Der neue Bundespräsident Christian Wulff hat seinen Amtseid abgelegt. Der 51-Jährige ist das zehnte und jüngste deutsche Staatsoberhaupt - und startete mit einem kleinen Ausrutscher.

Der neue Bundespräsident Christian Wulff hat am Freitag seinen Amtseid abgelegt. Das zehnte Staatsoberhaupt der Bundesrepublik war am Mittwoch als Kandidat von CDU, CSU und FDP von der Bundesversammlung gewählt worden. Wulff ist Nachfolger von Horst Köhler, der Ende Mai nach Kritik an Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr überraschend zurückgetreten war. Wulff ist mit 51 Jahren das bisher jüngste Staatsoberhaupt der Bundesrepublik.

Nach seiner Vereidigung sprach Wulff von einem bewegenden Moment: "Er erfüllt mich mit Freude und Ernst, mit Zuversicht und Demut. Ich weiß um die große Verantwortung, die das Amt des Bundespräsidenten mit sich bringt. Ich bin dankbar dafür, nun in diesem Amt dienen zu dürfen - Deutschland und den Deutschen und allen Menschen, die hier leben." Zugleich dankte er seinen Gegenkandidaten bei der Wahl, Luc Jochimsen (Linke) und Joachim Gauck (SPD/Grüne), für den "fairen Wettbewerb".

Amtseid des Bundespräsidenten

Die Formel für den Amtseid des Bundespräsidenten ist in Artikel 56 des Grundgesetzes festgelegt: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."

Wulff will Brücken bauen

In seiner Amtszeit will Wulff Brücken bauen. Bei seiner Antrittsrede im Reichstag stellte er vor allem das Thema Integration heraus. "Mir ist es wichtig, Verbindungen zu schaffen: zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen aus Ost und West, Einheimischen und Zugewanderten, Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Arbeitslosen, Menschen mit und ohne Behinderung."

Wulff, der sich beim Ablegen des Amtseides zunächst versprach und ein zweites Mal zur Eidesformel ansetzen musste, sagte weiter: "Wann wird es bei uns endlich selbstverständlich sein, dass unabhängig von Herkunft und Wohlstand alle gleich gute Bildungschancen bekommen? Wann wird es selbstverständlich sein, dass alle Kinder, die hier groß werden, auch die deutsche Sprache beherrschen?"

Nach Wulffs Antrittsrede sangen die Vertreter des Bundestages und des Bundesrates die Nationalhymne. Anschließend fuhren der neue Bundespräsident und seine Frau Bettina nach Schloss Bellevue, wo sie offiziell mit militärischen Ehren empfangen wurden. Am Abend findet das traditionelle Sommerfest im Garten des Schlosses statt, zu dem bis zu 5000 Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet werden.

Lammert würdigt Köhler

Vor der Vereidigung Wulffs würdigte Bundestagspräsident Norbert Lammert die Arbeit seines Vorgänger. "Horst Köhler hat es sich nicht leicht gemacht und der sogenannten politischen Klasse manchmal auch nicht. Das hat viel mit der eigenen Beharrlichkeit zu tun", sagte Lammert. Köhler habe bei seinem überraschenden Rücktritt aber letztlich keine Chance mehr gesehen, das Amt des Bundespräsidenten so auszufüllen, wie er es sich vorgestellt habe.

Lammert sagte weiter, Köhler habe sich "den Menschen unverstellt zugewandt". Er sei "immer offen für Anregungen" gewesen. "Er hat die Menschen, ihre Sorgen und Nöte ernst genommen, und sie danken es ihm mit anhaltender Zuneigung." Köhler habe das Bild Afrikas in Deutschland verändert und er habe sehr viel eher als andere kommen sehen, welche Krise sich an den Weltfinanzmärkten zusammenbraute, sagte Lammert. Köhler habe auch mit deutlichen Worten davor gewarnt.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Wulffs Tag ist vollgepackt: Nach der Vereidigung gab es einen Empfang in Schloss Bellevue und abends dort das Sommerfest des Bundespräsidenten, zudem rund 5000 Gäste erwartet werden.

DPA
joe/DPA