Erstmals seit gut einem halben Jahr hat die SPD nach einem Zeitungsbericht die Union in einer Wahlumfrage überholt. Bei der so genannten Sonntagsfrage des »Politbarometers« der Forschungsgruppe Wahlen liegen die Sozialdemokraten von Bundeskanzler Gerhard Schröder klar vor CDU/CSU, berichtet die »Financial Times Deutschland« (FTD) unter Berufung auf Regierungskreise. Das »Politbarometer« im Auftrag des ZDF wird am Freitag veröffentlicht.
»Pendel wird nicht zurückschlagen«
Der Leiter der Mannheimer Forschungsgruppe, Prof. Dieter Roth, hatte am Donnerstagabend bereits mitgeteilt, die rot-grüne Bundesregierung habe nichts von der Zustimmung eingebüßt, die sie wegen ihres Krisenmanagements während der Flutkatastrophe gewonnen hatte. »Nach unseren Erkenntnissen wird das Pendel zumindestens in dieser Woche nicht zurückschlagen«, sagte Roth.
Hoch anscheinend kein kurzfristiger Effekt
Die Union hatte die steigenden Umfragewerte für die SPD bisher als kurzfristigen Effekt nach der Hochwasserkatastrophe bewertet und für diese Woche wieder mit schlechteren Daten für die Sozialdemokraten gerechnet. »Es sieht so aus, dass die SPD weiter zulegt«, sagte hingegen auch Jörg Schönenborn vom Westdeutschen Rundfunk der FTD. Der Sender veröffentlicht heute zusammen mit der FTD und weiteren Tageszeitungen den »Deutschlandtrend« von Infratest-dimap.
TV-Duell hat Schröder nicht geschadet
Auch der Geschäftsführer des Forsa-Instituts, Manfred Güllner, bestätigte die positive Stimmung zu Gunsten der Sozialdemokraten. Die SPD habe unentschlossene Wähler auf ihre Seite ziehen können. Auch das Fernsehduell gegen den als überraschend stark empfundenen Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber (CSU) vom Sonntag habe Schröder nicht geschadet. Forsa könne jedoch noch nicht bestätigen, dass die SPD die Union überholt habe.
Unveränderter Abstand zwischen Union und SPD
Nach der jüngsten Emnid-Umfrage für den Nachrichtensender n-tv hat sich bei der »Sonntagsfrage« der Abstand zwischen Union und SPD nicht verändert. Beide Parteien konnten um je einen Prozentpunkt zulegen. Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl, bekämen CDU/CSU 40 Prozent und die SPD 37 Prozent der Stimmen. Die FDP käme laut Emnid auf unverändert 9 Prozent, die Grünen auf 6 (minus 1 Punkt) und die PDS ebenfalls unverändert auf 4 Prozent.
Der am Freitag vergangener Woche vorgelegten Umfrage des ZDF-»Politbarometers« zufolge hat die SPD im Verlauf der Flutkatastrophe deutlich zugelegt und ihren Abstand zur Union auf nur noch einen Prozentpunkt verringert. Die Sozialdemokraten kamen bei der »Sonntagsfrage« auf 38 Prozent der Stimmen (plus 2 Prozentpunkte). Die Union fiel hingegen auf 39 Prozent zurück (minus 2 Punkte). Grüne und FDP erhielten unverändert 7 beziehungsweise 9 Prozent der Wählerstimmen. Rot-Grün kam damit zusammen auf 45 Prozent der Stimmen, während auf Union und FDP zusammen 48 Prozent entfielen.