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Klöckner, Haseloff, Bosbach und mehr Was ist das größte Problem der CDU? Wir haben in der Partei nachgefragt

Was ist das größte Problem der CDU? Diese Christdemokraten antworten
Im Uhrzeigersinn: Annette Widmann-Mauz, Tobias Hans, Julia Klöckner, Reiner Haseloff, Hans-Georg Maaßen, Carsten Linnemann, Wolfgang Bosbach, Silvia Breher
© Daniel Karmann/Arne Immanuel Bänsch/Fredrik von Erichsen/Klaus-Dietmar Gabbert/Sean Gallup/Swen Pförtner/Rolf Vennenbernd/Michael Kappeler / DPA / Getty Images
Für die CDU stellen sich in diesen Tagen viele wegweisende Fragen. Wo anfangen? Der stern hat zahlreiche Christdemokraten gefragt: Was ist das größte Problem? Lesen Sie hier ihre Antworten.

Wer übernimmt den Parteivorsitz? Wie geht es nach Angela Merkel für die Partei weiter? Wofür wollen die Christdemokraten in den 2020er-Jahren stehen? Für die CDU stellen sich in diesen Tagen viele wegweisende Fragen.

Wo soll man da anfangen?

Der stern hat Politiker und Politikerinnen der CDU um ihre Meinung gebeten, darunter Ministerpräsidenten (Tobias Hans), Bundesministerinnen (Julia Klöckner), Bundestagsabgeordnete (Carsten Linnemann), ehemalige Parteifunktionäre (Wolfgang Bosbach) und die möglichen Bewerber auf den Parteivorsitz. Allen haben wir eine Frage gestellt: Was ist das größte Problem der CDU? 

Wir veröffentlichen, in alphabetischer Reihenfolge, alle Antworten ungekürzt. Absagen sowie keine Reaktionen legen wir – im Wissen der Befragten – transparent offen. 


Herausforderungen von heute und morgen

"Mutlosigkeit: Wir können heutige und morgige Herausforderungen nicht mit Konzepten und Personen von gestern beantworten. Kontinuität heißt nicht Stillstand."

Jenna Behrends, 29, Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Mitte in Berlin


Wolfgang Bosbach
Wolfgang Bosbach
© Rolf Vennenbernd / DPA

Programmatik und Projekte

"Die aktuell offene Führungsfrage ist für mich nicht so problematisch wie der Umstand, dass zwei Fragen immer schwerer zu beantworten sind: Worin unterscheidet sich die Programmatik der Union heute grundsätzlich vom Programm der politischen Konkurrenz und welche großen Projekte möchte sie in dieser Wahlperiode noch umsetzen?"

Wolfgang Bosbach, 67, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion


Eine Frage des Zusammenhalts

"Unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen gibt es doch überall, das sind nicht immer sofort Probleme, sondern es ist völlig normal und am Ende eine Frage des Zusammenhalts. Es wird aber leider gerade mehr über mögliche Kandidaten für den Parteivorsitz oder die Kanzlerkandidatur diskutiert, als über unsere Themen und Ideen für die 2020er-Jahre. Ich bin sicher, dass das bald wieder anders sein wird."

Silvia Breher, 46, Bundestagsabgeordnete (Landesverband Niedersachsen)


Heike Brehmer
Heike Brehmer
© Hendrik Schmidt/ / Picture Alliance

Personen im Fokus der Medien

"Das mediale Interesse an Personen verdrängt leider zunehmend die Berichterstattung über die gute inhaltliche Arbeit der CDU, aktuell z.B. die Maßnahmen zur schnelleren Realisierung von Verkehrsprojekten, den Verbesserungen beim Aufstiegs-BAföG oder im Bereich Gesundheit und Pflege."

Heike Brehmer, 57, Parlamentarische Geschäftsführerin und Vorsitzende der Landesgruppe Sachsen-Anhalt


Zwei Worte

"Fehlende Klarheit."

Gitta Connemann, 55, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (Landesverband Niedersachsen)


Erklärt sich nicht von selbst

"Das größte Problem der CDU aus meiner Sicht ist, dass wir als Volkspartei unsere Grundsätze in der Tagespolitik nur schwer erklären können."

Marie-Luise Dött, 66, Bundestagsabgeordnete (Landesverband Nordrhein-Westfalen)


Schnelle Entscheidungen statt Personaldebatten

"Als CDU machen wir vor allem gerade den gleichen Fehler wie die SPD: Wir verwickeln uns in ellenlange Personaldebatten. Es braucht schnelle Entscheidungen, um gemeinsam wieder als Union aufzutreten. Das ist stets die Stärke der CDU gewesen, gemeinsam hinter dem Vorsitzenden zu stehen und Kämpfe nicht nach Außen auszutragen. Durch diese öffentlichen Personaldebatten tritt das ewig Wichtige in den Hintergrund: Wofür steht denn die CDU gerade? Welche Themen spielen wir? Als Mitglied weiß ich das, doch der Wähler weiß es nicht. Wenn wir nicht selbst erzählen, was wir für Themen und Anliegen auf Lager haben oder was momentan im Bundestag beschlossen wird, macht es keiner. Unsere Inhalte sind es, die uns als Partei ausmachen und die letztendlich entscheidend sind."

Lilli Fischer, 19, Mitglied im Stadtrat von Erfurt


Tobias Hans
Tobias Hans
© Arne Immanuel Bänsch / DPA

Die gesamte Bandbreite

"Die größte Herausforderung für uns wird sein, auch in Zukunft weiterhin die gesamte Bandbreite einer 'Volkspartei der Mitte' abzubilden. In der Vergangenheit waren wir nämlich immer dann stark, wenn wir auch starke Vertreter der einzelnen Flügel hatten."

Tobias Hans, 42, Ministerpräsident des Saarlands


Reiner Haseloff
Reiner Haseloff
© Klaus-Dietmar Gabbert / DPA

Die politische Mitte erodiert

"Das Problem ist, dass die politische Mitte in Deutschland zunehmend erodiert und die Ränder gestärkt werden. Das stellt eine Partei der Mitte wie die CDU vor besondere Herausforderungen. Die Aufgaben, vor denen wir in Deutschland stehen, lassen sich jedoch nur aus der Mitte der Gesellschaft bewältigen. Das müssen wir den Menschen wieder überzeugender vermitteln."

Reiner Haseloff, 66, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt


Wer folgt auf Merkel?

"Mich bewegt die in absehbarer Zeit notwendige Nachfolge der Kanzlerin. Die CDU verfügt über geeignete Kandidaten(innen). Hier gilt es, eine von der breiten Mehrheit akzeptierte Lösung zu erarbeiten, die unter anderem die konsequente Abgrenzung zur AfD fortsetzt."

Andreas Hollstein, 56, Bürgermeister der Stadt Altena (Landesverband Nordrhein-Westfalen)


Julia Klöckner
Julia Klöckner
© Fredrik von Erichsen / DPA

Zu viele gute Bewerber

"Die größte Herausforderung der CDU ist, dass wir zu viele gute mögliche Bewerber um das Amt des Parteivorsitzenden haben und dass die starken Inhalte, für die die CDU steht, derzeit in der Öffentlichkeit nicht im Vordergrund stehen."

Julia Klöckner, 47, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz


"Komme gar nicht zu der Überlegung"

"Ich bitte um Verständnis: Wegen des letzten Satzes in Ihrem Anschreiben komme ich gar nicht zu der Überlegung, ob es richtig ist, bei der Umfrage mitzumachen – und mit welchem Inhalt."

(Anmerkung der Redaktion: Der letzte Satz in unserem Anschreiben lautete: "Auch keine Antwort möchten wir in unserer Umfrage als Antwort behandeln.")

Roland Koch, 61, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Hessen


Probleme statt Chancen

"Dass einige lieber Probleme beschreiben, statt in Chancen zu denken. Ich wünsche mir eine Partei mit Fröhlichkeit und Zuversicht."

Katja Leikert, 44, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (Landesverband Hessen)


Carsten Linnemann
Carsten Linnemann
© Swen Pförtner/ / Picture Alliance

Das Selbstverständnis

"Die CDU muss endlich ihre inhaltliche Entkernung beenden und sich wieder darauf konzentrieren und besinnen, wofür wir stehen und wofür nicht. Dafür brauchen wir eine klare Sprache, damit erkennbar wird, dass wir Politik aus Überzeugung machen."

Carsten Linnemann, 42, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (Landesverband Nordrhein-Westfalen)


"Preisgabe eigener Grundüberzeugungen"

"Die Preisgabe zentraler Überzeugungen der CDU und die Übernahme von politischen Zielen von SPD und Grünen. In wichtigen Themenfeldern wie Migration, Sicherheit, Umwelt, Bundeswehr und Familie sind Kernpositionen und Überzeugungen der CDU aufgegeben worden und stattdessen wurde grüne und linke Ideologie übernommen. Zugleich werden diejenigen in der Partei, die diesen Weg nicht mitgehen, ausgegrenzt. Die Preisgabe eigener Grundüberzeugungen hat dazu geführt, dass rechts von der CDU mit der AfD eine neue Partei entstand."

Hans-Georg Maaßen, 57, ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz


Warum es die "WerteUnion" gibt

"Die CDU leidet darunter, dass sie im letzten Jahrzehnt von Frau Merkel  aus Gründen ihres Machterhalts systematisch nach links geführt wurde und langjährige CDU-Positionen aufgegeben hat. Somit finden sich viele frühere Stammwähler, aber auch langjährige Mitglieder, nicht mehr in der Partei wieder. Genau dieser Kurs hat der AfD Raum gegeben und sie zu einer Bedrohung anwachsen lassen. Steuer- und Abgabensenkungen sowie eine Begrenzung und Steuerung der Einwanderung wären jetzt die dringendsten Signale im Sinne von 'wir haben verstanden' – außerdem klare Kante gegen Ökopopulismus. Ansonsten läuft die CDU Gefahr, zwischen den Grünen und der AfD zerrieben zu werden. Um das zu verhindern, gibt es die WerteUnion - auch wenn das der Parteiführung nicht gefällt."

Alexander Mitsch, 53, Bundesvorsitzender der "WerteUnion"


Drei zentrale Punkte

"Das größte Problem der CDU ist es, einen Parteivorsitzenden zu finden, der 1. die Partei eint und im Außenverhältnis die Zustimmung der CDU deutlich verbessert. 2. eine klare Linie im Umgang mit der AfD und der Linken bis in die Ortsverbände hinein durchsetzt. 3. in der Innen- und insbesondere der Außenpolitik versiert ist und Zukunftsthemen wie z. B. Klimapolitik besetzen kann. "

Elisabeth Motschmann, 67, Mitglied im Bundesvorstand und Vorsitzende der Landesgruppe Bremen


Annette Widmann-Mauz
Annette Widmann-Mauz
© Daniel Karmann/ / Picture Alliance

Auf die Stärken konzentrieren

"Die CDU hat viele Stärken. Auf die sollten wir uns konzentrieren, wenn wir Volkspartei der Mitte bleiben wollen."

Annette Widmann-Mauz, 53, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Landesverband Baden-Württemberg)


Diese Christdemokraten haben wir ebenfalls um ihre Meinung gebeten: Peter Altmaier, Philipp Amthor, Veronika Bellmann, Ole von Beust, Volker Bouffier, Helge Braun, Ralph Brinkhaus, Elmar Brok, Michael Grosse-Brömer, Daniel Günther, Mark Hauptmann, Anja Karliczek, Annegret Kramp-Karrenbauer, Michael Kretschmer, Tilman Kuban, Armin Laschet, Yvonne Magwas, Thomas de Maizière, Angela Merkel, Friedrich Merz, Mike Mohring, Norbert Röttgen, Armin Schuster, Wolfgang Schäuble, Jens Spahn, Holger Stahlknecht, Peter Tauber, Wiebke Winter, Christian Wulff, Paul Ziemiak

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