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Die Morgenlage 150 Euro pro Kind – Bundestag will Corona-Hilfen für Familien und Unternehmen beschließen

Tätowiererin Claudia Lehnigk über den Corona-Protest #IhrMachtUnsNackt
Sehen Sie im Video: "Wir sind am Ende" – Tätowiererin über den Corona-Protest #IhrMachtUnsNackt.












Unter dem Slogan Ihr macht uns nackt haben viele Tätowierer blankgezogen. Was steckt hinter der Aktion und wer macht hier eigentlich wen nackt?


Die Aktion ist ein stiller Protest. Wir wollten damit zeigen, dass wir am Ende sind, mehr oder weniger am Ende sind. Uns fehlen einfach die finanziellen Mittel, um weiterzumachen, um durchzuhalten.


Uns werden Hilfen versprochen, die leider nicht ankommen oder nur sehr schleppend ankommen. Wir sind nackt, weil es einfach mehr Aufmerksamkeit erregt. Hätten wir die Schilder allein hochgehalten, während wir angezogen sind, wäre es wahrscheinlich nicht so durch die Medien gegangen, wie jetzt mit der Nacktheit.


Wie erfolgreich war dann eure Aktion? Wie waren die Reaktionen?


Mir persönlich gegenüber eigentlich durchweg positiv. Also ich habe viel positives Feedback bekommen. Sie fanden super, dass wir die Initiative ergriffen haben, um auf diese Situation aufmerksam zu machen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt, bevor es diese Aktion gab, hat irgendwie keiner wirklich darüber gesprochen. Durch diese Aktion haben wir Aufmerksamkeit bekommen und die Leute fand es einfach mutig. Mutig, dass wir blankziehen, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Auf anderen Plattformen gab es natürlich auch Kritik. Klar, damit musste man rechnen. Aber an sich eigentlich sehr positiv.


Nimm uns bitte mal mit in deine Situation. Seit wann habt ihr geschlossen? Und was bedeutet das für dich – finanziell, aber auch psychisch?


Wir haben geschlossen seit dem 1. November 2020.  Es ist einfach mies. Also zu meiner Lage: Ich habe den Laden, den Laden jetzt hier. Den habe ich erst im März aufgemacht – bzw. hätte ich ihn im März aufmachen können. Da kam der erste Lockdown. Wirklich öffnen konnte ich erst im Mai. Das heißt, ich habe letztes Jahr nur fünf Monate gearbeitet. Dann mussten wir es wieder schließen. Jetzt haben wir Februar, seitdem kein Cent verdient. Das ist schon ziemlich belastend. Man hat natürlich Rücklagen, aber die sind ja eigentlich nicht dafür gedacht, dass man einen Laden finanziert, der seit fünf Monaten. Leer steht, obwohl man arbeiten will, darf man es nicht. Ich bin Alleinverdiener. Ich muss den Laden komplett alleine bezahlen. Ich habe die Miete, die Nebenkosten, die Versicherung. Alles läuft weiter. Noch habe ich Reserven, aber die sind irgendwann aufgebraucht.


Es wurden ja umfangreiche Corona Hilfen versprochen. Was ist da angekommen bei dir? Und reicht das aus?


Es reicht null. Also die November-Hilfe wurde beantragt, direkt als man sie beantragen konnte von einem Steuerberater. Der erste Teil davon. Es gab nur zwei Abschlagszahlungen. Was schon mal nicht so toll war dann mit der Hälfte von 75 Prozent. Da konnte man nicht viel schaffen. Die erste Hälfte kam im Dezember, die zweite Hälfte kam dann im Februar – also die Hälfte von 75 Prozent im Februar hat mir natürlich null gebracht. Bis dahin bin ich schon soweit in Vorkasse gegangen. Die Dezember-Hilfe ist noch gar nicht gekommen. Und weil ich glaube, dass es noch etwas länger dauern wird mit dem Lockdown, werde ich jetzt auch die Neustart-Hilfe beantragen. Wann sie allerdings kommt, ist, das steht in den Sternen.


Die Corona-Lage in Deutschland ist ja weiter angespannt. Deswegen gibt es auch so harte Maßnahmen, so harte Corona-Regeln. Wie viel Verständnis hast du dafür?


Ja, im Moment lässt mein Verständnis so ein bisschen nach. Allein die Sache das Friseursalsons öffnen dürfen, ist schon wieder so ein. Es trifft halt echt auf Unverständnis, weil wir einfach einen viel höheren Hygienestandard haben als Friseure. Sie haben nach uns geschlossen und dürfen vor uns wieder öffnen. Das lässt halt irgendwie so ein bisschen Frust aufkommen. Man fühlt sich halt irgendwie vergessen. Und Maßnahmen hin oder her, irgendwann ist einfach mal genug. Was will man noch machen? Ich meine, man kann einkaufen gehen, man kann dann ab März wieder zum Friseur gehen. Warum nicht auch zum Tätowierer.


Geht Tätowieren mit Sicherheitsabstand oder ist das gar nicht möglich?


Doch das ist möglich, wenn man den entsprechenden Laden dafür hat. Ich hab den jetzt. Man kann man auf jeden Fall Abstand wahren. Wir können unsere Masken tragen. Wir können Faces tragen. Wir können alles tragen, was vorgeschrieben wird. Wir können mindestens genauso viel Abstand halten wie ein Friseur.


Siehst du dich und deine Branche in ihrer Existenz bedroht?


Ja, absolut. Wir wissen es nicht. Haben die Leute überhaupt noch Geld? Geld, Zeit und Lust in Tätowierungen zu investieren. Wollen Sie nicht lieber, wenn man wieder reisen darf, erstmal reisen und alles machen, was man sonst nicht durfte? Bleibt da überhaupt noch Geld von Tätowierer übrig? Also ich denke schon, dass es sehr schwierig für uns wird.


Was muss sich deiner Meinung nach ändern? Welche Perspektive erhoffst du dir – vielleicht auch von der Politik?


Von der Politik würde ich mir wünschen, dass Tätowierer einfach mal anders wahrgenommen werden. Wir sind nicht nur Leute, die irgendwelche Bildchen auf der Haut verewigen. Wir sind genauso wichtig wie alle anderen. Wir sorgen z.B. dafür, dass Leute Ereignisse verarbeiten mit ihren Tattoos. Wir betreiben sowas Ähnliches wie ein bisschen Seelsorge. Schöne Ereignisse werden verewigt oder nicht so schöne. Keine Ahnung. Wenn Leute ihr Haustier verlieren, verewigen wir es auf der Haut. Sie haben es für immer dabei. Ich würde sagen, dass hier definitiv mehr Seelsorge stattfindet als bei einem Friseur. Dort hat man genauso Small-Talk wie bei uns, aber bei uns werden tatsächlich Geschichten einfach für immer verewigt auf den Leuten und das bedeutet einfach viel mehr als frischgeschnittene Haarspitzen.


Was erwartest du? Was die Motive angeht in den nächsten Monaten? Weil du sagst, da werden auch schlimme, aber auch positive Ereignisse verarbeitet. Jetzt haben wir Corona. Was wird gestochen in nächster Zeit?


Ja, das bleibt spannend. Ich hoffe mal nicht so viele Corona-Motive. Den Virus oder Klopapierrollen würde ich jetzt ungern tätowieren lassen. Ich hoffe natürlich schöne Dinge. Also nicht nur traurige Sachen, weil Leute ihre Existenzen verloren haben. Ich hoffe einfach, dass Leute Lust haben auf schöne Motive.

EU arbeitet am Corona-Pass für freies Reisen +++ Linke-Parteitag mit Wahl neuer Spitze +++ Befehl Bidens: US-Luftangriffe gegen pro-iranische Milizen in Syrien +++ Die Nachrichtenlage am Freitagmorgen.

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

Familien, Geringverdiener und Unternehmen können auf neue Hilfen in der Corona-Pandemie hoffen. Der Bundestag will das Paket heute beschließen. Familien sollen im Mai einen Bonus von einmalig 150 Euro pro Kind als Zuschuss zum Kindergeld bekommen. Geringverdiener, Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger sollen ebenfalls einmalig 150 Euro als Corona-Zuschuss zur Grundsicherung erhalten.

Für Unternehmen geht es beispielsweise um Steuererleichterungen. Auf Speisen in Restaurants und Bars soll – wenn diese dann wieder öffnen – bis Ende 2022 ein geringerer Mehrwertsteuersatz anfallen. Unternehmen mit Verlusten in der Coronakrise sollen diese in größerem Umfang mit Gewinnen aus dem Vorjahr verrechnen können. Doch diese Regelung kritisieren Wirtschaftsvertreter als unzureichend.

Die Schlagzeilen zum Start in den Tag

Wir haben für Sie zusammengefasst, was in der Nacht passiert ist:

EU arbeitet am Corona-Pass für freies Reisen

Die Europäische Union treibt die Arbeit an einem einheitlichen Corona-Impfpass für einfacheres Reisen voran. Das gemeinsame System könnte pünktlich zur Sommersaison einsatzbereit sein. Die EU-Kommission wolle in den kommenden drei Monaten die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, nationale digitale Impfausweise miteinander zu verbinden, sagte Kanzlerin Angela Merkel nach einem EU-Sondergipfel zur Corona-Pandemie. Welche Rechte an das Dokument geknüpft sind, wird wohl jedes Land für sich entscheiden.

Söder warnt vor "Öffnungshektik" und "Blindflug" bei Lockerungen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mahnt vor den Bund-Länder-Beratungen zur Vorsicht bei möglichen Lockerungen der Corona-Beschränkungen. "Wir wollen schrittweise öffnen, aber mit Vernunft und Vorsicht. Wir dürfen angesichts der Mutation keinen Blindflug starten", sagte Söder dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Mit Blick auf Stufenpläne aus mehreren Bundesländern mahnte Söder ebenfalls zur Vorsicht. "Bei einem Stufenplan muss man aufpassen, dass am Ende nicht ein Datum alle nächsten Schritte bestimmt." Am Ende müsse auch möglich sein, Öffnungsschritte zurückzunehmen.

Linke-Parteitag mit Wahl neuer Spitze

Die Linke kommt ab heute zu einem Online-Parteitag zusammen, um eine neue Führung zu wählen. Die seit fast neun Jahren an der Spitze stehenden Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger treten nicht mehr an. Das neue Führungstandem wird voraussichtlich aus der hessischen Landtagsfraktionschefin Janine Wissler und der thüringischen Linken-Vorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow gebildet. Aussichtsreiche Gegenkandidaten gibt es nicht. Die Wahl ist morgen. Heute sind unter anderem Reden der scheidenden Vorsitzenden und der Fraktionschefs im Bundestag geplant.

Befehl Bidens: US-Luftangriffe gegen pro-iranische Milizen in Syrien

Das US-Militär hat auf Befehl von Präsident Joe Biden hin Luftangriffe im Osten Syriens geflogen. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, das Ziel der Angriffe seien "mehrere Einrichtungen" an einem Grenzübergang gewesen. Diese seien von Milizen genutzt worden, die vom Iran unterstützt würden. Die Luftangriffe seien eine "verhältnismäßige" Antwort auf jüngste Angriffe gegen US-Soldaten und deren internationale Partner im Irak gewesen. Bei einem Raketenangriff auf die nordirakische Stadt Erbil war vergangene Woche ein ziviler Auftragnehmer der internationalen Militärkoalition getötet worden, mehrere Menschen wurden verletzt.

Schwierige Regierungsbildung in Libyen – Erste Frist läuft ab

Die Bildung einer neuen Regierung im Bürgerkriegsland Libyen gestaltet sich schwierig. Der designierte Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba legte dem Parlament "Kriterien" für die Auswahl von Regierungsvertretern vor. Konkrete Namen für die Posten im Kabinett nannte er nicht. Heute läuft die Frist ab, bis zu der Dbaiba eigentlich sein Kabinett vorstellen muss. Ein libysches Dialogforum hatte Dbaiba Anfang des Monats unter UN-Aufsicht zum Chef einer neuen Übergangsregierung bestimmt. Diese soll die beiden Regierungen ablösen, die bisher in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland um die Macht konkurrieren.

Was heute wichtig wird

Das sind die wichtigsten Themen und Termine des Tages:

Bundesgerichtshof verhandelt zu Schadenersatz für Immobilienkäufer

Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe befasst sich um 9.45 Uhr mit einer für Immobilienkäufer wichtigen Frage. Es geht darum, wie Schadenersatz-Ansprüche an den Verkäufer bei Mängeln zu berechnen sind. (Az. V ZR 33/19) Der zuständige Senat würde gern an seiner Linie festhalten, dass der Schaden vor den Arbeiten geschätzt werden darf, damit der neue Eigentümer nicht mit hohen Summen in Vorleistung treten muss. Dem steht ein Urteil eines anderen BGH-Senats aus dem Jahr 2018 entgegen. In dem Fall geht es um eine feuchte Wand im Schlafzimmer.

Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei

Amsterdamer Gericht berät über Auslieferung von Thomas Drach

Der frühere Reemtsma-Entführer Thomas Drach wird im Tagesverlauf erneut einem Amsterdamer Richter vorgeführt. Dort soll über die Auslieferung des Rheinländers nach Deutschland beraten werden, teilte eine Gerichtssprecherin mit. Mit einer schnellen Überstellung an die deutschen Behörden ist aber nicht zu rechnen.

Drach war am Dienstag in Amsterdam unter dem Verdacht dreier Raubüberfälle in Köln und Frankfurt/Main 2018 und 2019 festgenommen worden. Die Kölner Justiz hatte seine Auslieferung beantragt. Wann der Amsterdamer Richter entscheiden wird, ist unklar. Es wird eine nicht-öffentliche Verhandlung sein, wie die Sprecherin in Amsterdam sagte.

Wetterdienst legt Winterbilanz vor – Winter war zu warm

Zentimeterhoher Neuschnee und Temperaturen bis zu 20 Grad: Das Wetter in diesem Winter in Deutschland war von Extremen geprägt. Wie der Winter 2020/2021 einzuordnen ist, wird die Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen, die am Mittag veröffentlicht wird.

Laut Pressesprecher des DWD fällt die Bilanz ähnlich aus wie in den vergangenen Jahren: Der Winter in Deutschland war wieder einmal zu warm. Bereits der Winter 2019/2020 lag knapp vier Grad über dem Vergleichswert und war damit laut DWD der zweitwärmste Winter seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881.

Werder gegen Frankfurt: Diesmal keine Konkurrenten mehr

Knapp fünf Jahre nach ihrem Abstiegskampf-Endspiel in der Fußball-Bundesliga treffen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt diesmal unter völlig anderen Umständen aufeinander. Der Tabellenzwölfte aus Bremen hat zwar auch in dieser Saison noch nicht den Klassenverbleib sicher. Die Frankfurter dagegen sind nach neun Siegen in den vergangenen zehn Spielen ein Champions-League-Kandidat. "Mehr Topmannschaft geht aktuell nicht", sagte Werder-Trainer Florian Kohfeldt über den Gegner am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN).

Weitere Nachrichten lesen Sie hier bei stern.de.  Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihre stern-Redaktion

les DPA AFP

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