Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,
nach allem, was man weiß, waren es zähe Verhandlungen – die nun das Ende einer Ära begründen könnten: Israel steht vor einem Machtwechsel, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor der Ablöse. Gegnern des Langzeit-Regierungschefs ist die Bildung einer beispiellosen Koalition gelungen. Ein Bündnis unter Einbindung von Ultrarechten und Islamisten soll in Israel die Macht übernehmen. Doch bis zur Vereidigung kann noch viel passieren.
Die Schlagzeilen zum Start in den Tag
Wir haben für Sie zusammengefasst, was in der Nacht passiert ist:
Lapid bildet in Israel historische Koalition – Netanjahu vor dem Aus
Erstmals seit zwölf Jahren ist in Israel eine Regierung ohne den rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gebildet worden. Der bisherige Oppositionsführer Jair Lapid teilte Präsident Reuven Rivlin am Mittwochabend kurz vor Ablauf einer Frist mit, er habe ein Bündnis von acht Parteien aus allen politischen Lagern geschmiedet. Darunter ist die ultrarechte Jamina-Partei des Ex-Verteidigungsministers Naftali Bennett, der laut einer Rotationsvereinbarung zunächst Regierungschef werden und zwei Jahre später von Lapid abgelöst werden soll. Erstmals soll auch eine arabische Partei Teil der israelischen Regierung werden.
Mit Vereidigung der neuen Regierung im Parlament wäre die Ära Netanjahu vorerst beendet. Als voraussichtlicher Vereidigungstermin galt bislang der 14. Juni, Lapid teilte jedoch mit, er strebe den frühestmöglichen Termin an. Damit die ungewöhnliche Koalition ihre Regierungsarbeit aufnehmen kann, muss eine einfache Mehrheit der 120 Abgeordneten für sie stimmen. Es wird damit gerechnet, dass Netanjahus Anhänger bis zur Vereidigung mit aller Macht versuchen werden, das wacklige Bündnis von Lapid und Bennett zum Scheitern zu bringen. Bis zuletzt gab es Berichte über mögliche Abtrünnige in den Reihen der Jamina-Partei.
DFB-Auswahl spielt 1:1 im EM-Testspiel gegen Dänemark
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einen möglichen Sieg im vorletzten Länderspiel vor der anstehenden Europameisterschaft verpasst. Gegen Dänemark spielte die DFB-Auswahl am Mittwochabend in Innsbruck 1:1 (0:0). Florian Neuhaus sorgte in der 48. Minute für die Führung, der Leipziger Yussuf Poulsen glich für die Dänen in der 71. Minute aus. Die von Bundestrainer Joachim Löw zurückgeholten Thomas Müller und Mats Hummels standen in der Startformation. Die EM-Generalprobe gibt es am kommenden Montag in Düsseldorf gegen Lettland. Erster Vorrundengegner ist am 15. Juni in München Weltmeister Frankreich.
Tötung George Floyds: Verteidigung fordert Bewährungsstrafe
Im Prozess wegen der Tötung des Afroamerikaners George Floyd fordert die Verteidigung eine Bewährungsstrafe für den verurteilten weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin. Zusätzlich solle Chauvin eine Gefängnisstrafe erhalten, die mit der Untersuchungshaft aber bereits verbüßt wäre, hieß es in einem am Mittwoch vom Gericht in Minneapolis veröffentlichten Antrag von Anwalt Eric Nelson. Die Staatsanwaltschaft fordert dagegen 30 Jahre Haft für Chauvin. Sie begründete dies am Mittwoch mit der besonderen Schwere der Tat, die Richter Peter Cahill bereits im vergangenen Monat anerkannt hat. Die Verkündung des Strafmaßes ist für den 25. Juni geplant.
"Black Lives Matter" in Bildern: Die Welt rechnet mit Rassismus ab

Laschet: Abgeordneten-Nebeneinkünfte vom ersten Cent an offenlegen
CDU-Chef Armin Laschet hat sich offen dafür gezeigt, dass Bundestagsabgeordnete ihre Nebeneinkünfte in Zukunft vom ersten Cent an offenlegen. "Ich finde, jeder kann vom ersten Cent an sagen, was das für Nebeneinkünfte sind", sagte Laschet am Mittwochabend in der ARD-Sendung "Maischberger. Die Woche". Mit Blick auf die Affäre in der Unionsfraktion um Korruptionsverdacht bei der Beschaffung von Corona-Schutzmasken betonte Laschet, es müsse der Anstand gebieten, dass man in einer Pandemie nicht an Masken verdiene – "und wer das tut, fliegt raus".
Was heute wichtig wird
Das sind die wichtigsten Themen und Termine des Tages:
EuGH urteilt über zu hohe Stickoxid-Werte in deutschen Städten
Der Europäische Gerichtshof urteilt über eine Klage gegen Deutschland wegen zu schmutziger Luft in Städten. Die EU-Kommission wirft Deutschland vor, zu wenig zur Einhaltung der EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid getan zu haben. Damit sei systematisch gegen die Luftqualitätsrichtlinie verstoßen worden. Sollte das Urteil gegen die Bundesrepublik ausfallen, sind neue Auflagen zum Beispiel für Dieselfahrzeuge im Einzelfall nicht ausgeschlossen.
G7-Gesundheitsminister treffen sich in Oxford
Inmitten einer Debatte um Corona-Lockerungen in Großbritannien empfängt der britische Gesundheitsminister Matt Hancock seine G7-Kollegen zu einem persönlichen Treffen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nimmt teil. In Oxford, rund 80 Kilometer nordwestlich von London, wollen die Ressortchefs unter anderem über die gemeinsame Abwehr künftiger Pandemien sprechen. Der Ort ist symbolisch gewählt: Forscher der Universität Oxford haben gemeinsam mit dem Pharmakonzern Astrazeneca einen Corona-Impfstoff entwickelt.
"Das glaubt uns sonst niemand": Warum ein Intensivpfleger nach Schichtende zur Kamera griff

In diesem Zimmer der Intensiv-Station lagen Fälle, bei denen der Verdacht auf eine Corona-Infektion noch unbestätigt war. Auch diese Ungewissheit, nie sicher sein zu können, ob ein neu eingelieferter Patient infiziert ist oder nicht, hat die Arbeit des Krankenhaus-Personals extrem aufwändig gemacht. Sie mussten ja nicht nur sich selbst schützen, sondern auch ständig die Schutzkleidung wechseln, um ja nicht andere Patienten in Gefahr zu bringen.
Die Intensivstation des Universitätsspitals Basel, auf der ich arbeite, hat 46 Intensiv-Betten. In der ersten Welle waren zu Spitzenzeiten 17 oder 18 davon mit Corona-Patienten belegt. Dazu kamen immer einige Verdachtsfälle, bei denen eine Infektion noch nicht ausgeschlossen werden konnte. Die mussten zunächst ebenfalls isoliert werden. Das heißt: Die halbe Station war mit isolierten Patienten blockiert. Im Herbst hatten wir zu Spitzenzeiten sogar 22 oder 23 Corona-Patienten auf der Intensiv-Station. Und die zweite Welle dauert ja viel länger als die erste: über drei Monate lang."
Urteil zur tödlichen Messerattacke in Grönwohld erwartet
Im Prozess um eine tödliche Messerattacke auf einem Spielplatz in Grönwohld im Kreis Stormarn wollen die Richter des Landgerichts Lübeck ab 8.30 Uhr ein Urteil verkünden. Ein 21 Jahre alter Mann aus dem kleinen Ort im Kreis Stormarn soll im Oktober 2020 einen 22 Jahre alten Mann erstochen haben. Die beiden jungen Männer sollen laut Staatsanwaltschaft in Drogengeschäfte verwickelt gewesen und darüber in Streit geraten sein. Der 21-jährige Deutsche, der die Tat bestreitet, steht seit Ende April wegen Verdachts des Totschlags vor Gericht.
Deutsche U21 will ins dritte EM-Endspiel in Serie einziehen
Die deutsche U21-Nationalmannschaft strebt am Donnerstag den dritten Einzug in ein EM-Finale in Serie an. Gegner im Halbfinale (21.00 Uhr/ProSieben) in Szekesfehervar sind die Niederlande, gegen die das Team von Trainer Stefan Kuntz in der Gruppenphase 1:1 gespielt hatte.
Eishockey-Team strebt Halbfinaleinzug bei Weltmeisterschaft an
Mit einem Prestigeerfolg über die Schweiz will das Eishockey-Nationalteam am Donnerstag (15.15 Uhr/Sport1) erstmals seit elf Jahren in ein WM-Halbfinale einziehen.
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