Direkt hinter der polnischen Grenze liegt in Eisenhüttenstadt eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Hundert Menschen kommen in der ehemaligen Kaserne in Brandenburg täglich an, Tendenz steigend.
Ihr Weg nach Deutschland führt sie teils über die Balkanroute, aber inzwischen auch immer häufiger über Russland und Belarus. Schleuser verlangen für die Reise nach Deutschland tausende Euro.
"Täglich kommen hier sieben Tage die Woche etwa um die 100 Personen", sagt Olaf Jansen, Leiter der Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt, wo in der Erstaufnahmeeinrichtung bis zu 1550 Menschen untergebracht werden können. Jansen rechnet damit, dass es bald 120 täglich sein werden.
Flüchtende in Deutschland: Immer häufiger werden sie über Russland geschleust
Er sieht von der Auslastung der Kapazitäten inzwischen eine ähnliche Lage wie zu Zeiten der Flüchtlingskrise von 2015/2016, wenn auch Geflüchtete aus der Ukraine einbezogen werden, die ohne Asylantrag in Deutschland bleiben können. Gleichzeitig wurden aber von Januar bis August deutschlandweit über 220.000 Asylanträge anderer Nationalitäten registriert. Das ist schon jetzt mehr als in jedem Jahr seit 2016.
In Eisenhüttenstadt komme die Hälfte der Geflüchteten "über Moskau und Weißrussland" nach Deutschland, sagt Jansen. "Die andere Hälfte über die sogenannte Balkanroute, die mittlerweile über Ungarn und die Slowakei auch durch Polen verläuft." Schleuser verlangten von den Menschen "3000 bis 15.000 Dollar" (2800 bis 14.000 Euro), "je nachdem, wie komfortabel die Reise ist".
Der Syrer Abdulhamid Asrak kam über die Balkanroute. "In Syrien herrscht Krieg, es gibt Bombardierungen und keine Sicherheit", sagt der 34-Jährige, der nun in Deutschland Asyl beantragt. Zunächst war er in der Türkei. Doch dort gebe es "viel Rassismus" gegen Syrer.
Für seine Flucht nach Deutschland hat Asrak Schleuser bezahlt. "Von der Türkei nach Griechenland kostete es 500 Dollar, von Griechenland nach Serbien 1000 Dollar." Die letzte Etappe nach Deutschland habe dann nochmals 1000 Dollar gekostet.
An der Grenze zu Belarus hat Polen eigentlich seit 2021 einen gut befestigten Grenzzaun errichtet. Schon damals warf die EU dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, bewusst eine Flüchtlingskrise auslösen zu wollen, um die Europäer unter Druck zu setzen.
Jüngst warf Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) Russland und Belarus erneut vor, Flüchtlinge zu instrumentalisieren. Demnach werden syrische Flüchtlinge aus der Türkei "organisiert" nach Russland geflogen, um dann über Belarus und Polen nach Deutschland zu kommen.
"Wir haben immer wieder Hinweise von einzelnen Geflüchteten, dass sie ganz konkret Hilfe bei der Überwindung der relativ gut ausgebauten polnisch-belarussischen Grenzanlagen erhalten", sagt Jansen. So erhielten sie beispielsweise Leitern und Gerät, um Löcher in den Zaun zu schneiden.
Angesichts der steigenden Ankunftszahlen hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nun mit Polen und Tschechien mehr gemeinsame Kontrollen vereinbart, um Schleuser dingfest zu machen. Jansen begrüßt das: "Jeder Schleuser, der gefasst wird, bedeutet, dass er einige dutzend Leute nicht mehr schleusen kann."