Die Hochwasserlage im Landkreis Mansfeld-Südharz bleibt auch vor dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angespannt. Der Wasserstand an der Helme in Bennungen wurde am Donnerstagmorgen mit 2,42 Meter angegeben und überschritt damit die höchste Alarmstufe 4. Kurz vor dem Jahreswechsel war in dem Landkreis in Sachsen-Anhalt bereits der Katastrophenfall ausgerufen worden. Der Fluss Helme war stellenweise weit über seine Ufer getreten. Vom Hochwasser sind im Landkreis unter anderem die Orte Berga, Kelbra und Bennungen betroffen, außerdem der Sangerhäuser Stadtteil Oberröblingen.
Die Bundeswehr will zeitnah über einen Amtshilfeantrag des Landkreises entscheiden, bereitet sich nach Angaben einer Sprecherin derzeit schon auf einen Einsatz in Mansfeld-Südharz vor. Gefordert wurden 150 Soldaten, die ab Montag eine Woche lang vor allem dabei helfen sollen, Sandsäcke zu befüllen und auszulegen sowie Deiche zu sichern.
Scholz will in Hochwassergebiet Helfer treffen
Scholz, Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wollen am Mittag nach Oberröblingen kommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Auch der Besuch einer Anlage zur Befüllung von Sandsäcken in Berga ist geplant. Der Kanzler und seine Begleiter wollen mit dem Einsatzleiter, den Einsatzkräften, den Bürgermeistern betroffener Kommunen und freiwilligen Helferinnen und Helfern sprechen. In Berga wollen sie sich auch zur Lage äußern. Scholz hatte am Silvestertag bereits Hochwassergebiete in Niedersachsen besucht.
Vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gibt es derweil für Sachsen-Anhalt und auch für die Hochwassergebiete in Niedersachsen gute Nachrichten. "Es wird trockener, die ergiebigen Regenfälle hören auf", kündigte Cathleen Hickmann vom DWD am Donnerstag für Sachsen-Anhalt an. Im Tagesverlauf und am Freitag werde zwar noch gebietsweise leichter Sprühregen erwartet, es seien aber längst nicht mehr die Mengen der vergangenen Tage. Insgesamt werde es trockener und wesentlich kälter.
Auch im vom Hochwasser schwer gebeutelten Niedersachsen soll der Regen am Donnerstag und in den kommenden Tagen nachlassen. Es könne endlich von Entspannung beim Wetter gesprochen werden, teilte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes am Morgen mit. Zwar werde am Freitag nochmal Regen erwartet, aber wenig im Vergleich zu den letzten Tagen. Insgesamt werde es trockener und wesentlich kälter. Ab dem Wochenende sei ein Wintereinbruch zu erwarten mit Schneeschauern, Dauerfrost tagsüber und Glätte bei Temperaturen bis zu minus sieben Grad.

Am Donnerstagmorgen lagen allerdings noch mehrere Pegelstände an Flüssen in Niedersachsen weiter über der höchsten Meldestufe. In Nienburg und Drakenburg waren es laut dem Lagebericht des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) 15 Zentimeter. Die Behörde gab für zahlreiche Pegel an der Weser gestiegene Wasserstände an, mancherorts sank dieser aber auch minimal.
Auch an der Aller bleibt die Lage angespannt. In Celle und Eitze lag der Pegelstand am Donnerstagmorgen jeweils rund 60 Zentimeter über der höchsten Meldestufe, an weiteren Orten wie Rethem und Ahlden waren es jeweils mehr als 20 Zentimeter. An der Leine lag der Pegelstand in mehreren Gebieten ebenfalls über der höchsten Meldestufe – etwa in Neustadt und Schwarmstedt. Wenn die dritte Meldestufe erreicht wird, drohen laut NLWKN Überschwemmungen größerer Flächen sowie einzelner Grundstücke, Straßen und Keller.
Problematisch – wie schon seit mehreren Tagen – ist die Lage in den Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, dem Heidekreis sowie Verden. In diesen Kommunen ist demnach weiterhin ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt. Dadurch können Landkreise oder Städte beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.
Auch in anderen Bundesländern bleibt die Lage vorerst noch angespannt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz In Nordrhein-Westfalen berichtete über steigende Wasserstände an Teilen von Weser und Rhein. Auch in Thüringen stiegen nach dem Dauerregen im Thüringer Wald außerdem die Pegel der oberen Werra, der Ilm und der oberen Saale.