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Wohl hunderte Tote Überfall auf Zivilisten in Tigray: Amnesty International befürchtet "Massaker"

Äthiopische Amhara-Milizkämpfer ziehen am 9. November 2020 gemeinsam mit Bundes- und Regionalkräften gegen die nördliche Region Tigray in den Kampf. Dort sind nun wohl hunderte Zivilisten einem Überfall zum Opfer gefallen. 
Äthiopische Amhara-Milizkämpfer ziehen am 9. November 2020 gemeinsam mit Bundes- und Regionalkräften gegen die nördliche Region Tigray in den Kampf. Dort sind nun wohl hunderte Zivilisten einem Überfall zum Opfer gefallen. 
© Eduardo Soteras / AFP
Bei einem bewaffneten Überfall sind in der äthiopischen Region Tigray möglicherweise Hunderte Menschen getötet worden. Amnesty International zufolge fielen sie in der Stadt Mai-Kadra einem "Massaker" zum Opfer. Wer hinter dem Angriff steckt, war zunächst unklar.

Im Konflikt in der äthiopischen Region Tigray sollen nach Angaben von Amnesty International zahlreiche Zivilisten beim Überfall auf eine Stadt getötet worden sein. Die Menschenrechtsorganisation teilte am Donnerstag unter Berufung auf von ihr geprüfte Augenzeugenberichte, Fotos und Videos mit, dass "dutzende" und "wahrscheinlich hunderte" Menschen in der Stadt Mai-Kadra im Südwesten von Tigray einem "Massaker" zum Opfer gefallen seien. Die Leichen trügen klaffende Wunden, die offenbar von scharfen Waffen wie Messern und Macheten stammten, erklärte Amnesty.

UN verlangt Zugang für humanitäre Hilfe

Wer für den Angriff verantwortlich war, konnte die Organisation nach eigenen Angaben zunächst nicht herausfinden. Laut Augenzeugen soll der Überfall von Verbänden verübt worden sein, die mit der Regierungspartei in Tigray, der Volksbefreiungsfront TPLF, verbündet sind. In dem Konflikt um die Region im Norden des Landes bekämpfen sich die TPLF und die Armee der äthiopischen Zentralregierung in Addis Abeba. Die TPLF äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff auf Mai-Kadra. Die Vereinten Nationen appellierten unterdessen an die Regierung in Addis Abeba, einen "sofortigen und ungehinderten" Zugang für humanitäre Hilfe in Tigray zu ermöglichen. Darüber führe die UN-Beauftragte in dem ostafrikanischen Land, Catherine Sozi, Gespräche mit der Regierung, teilte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Hauptsitz der Weltorganisation in New York mit. Dujarric appellierte zudem an die zentralen und regionalen Behörden, Flüchtlinge aus Tigray sicher passieren zu lassen und auch die Sicherheit von Mitarbeitern der Hilfsorganisationen zu gewährleisten.

EU fürchtet militärische Eskalation in Äthiopien

Nach UN-Schätzung sind mehr als zwei Millionen Menschen in Tigray auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zudem sind sind bereits mehr als 11.000 Menschen in den benachbarten Sudan geflüchtet, seit der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed am Mittwoch vergangener Woche den Militäreinsatz gegen die TPLF gestartet hatte. Abiy erklärte am Dienstag, ein Ende des Armeeeinsatzes sei "in Reichweite". Seither erzielten die Truppen der Zentralregierung nach Angaben des Ministerpräsidenten weitere Geländegewinne.

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Angesichts der anhaltenden Kämpfe in Äthiopien hat auch die EU-Kommission vor einer humanitären Katastrophe in dem Land gewarnt. "Die militärische Eskalation in Äthiopien bedroht die Stabilität des ganzen Landes und der Region", sagte der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland  vor dem Hintergrund einer Militäroffensive der Zentralregierung gegen die Regionalregierung der Provinz Tigray. Das Risiko, dass die Gewalt sich ausbreite, sei sehr real. "Ich fürchte, dass diese Krise katastrophale humanitäre Folgen für das ganze Land hat."

js DPA

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