Wenn Clemens Tönnies geglaubt hatte, mit seiner Entschuldigung sei es getan, hat er sich getäuscht. "Ich bin über mich selbst bestürzt, dass mir so etwas passieren konnte. Da hilft kein drum herum reden, da hilft auch keine Verschlimmbesserung, es war schlicht töricht", sagte der 63 Jahre alte Unternehmer der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". "Das werde ich wieder gut machen."
Wie er das schaffen will, darf er laut eines Berichts der "Bild"-Zeitung voraussichtlich am Dienstag dem Schalker Ehrenrat erklären. Dabei geht es vor allem um Punkt 8 des Leitbildes des FC Schalke 04: "Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein." Nun liegt es am Ehrenrat, ob Tönnies als Aufsichtsratschef von Schalke weiter tragbar ist. Der Ehrenrat könnte Tönnies sogar seines Amtes entheben.
Kritik an Clemens Tönnies wird schärfer
Die Äußerungen des Schalker Aufsichtsratschefs über Afrikaner schlagen aber nicht nur im Bundesliga-Klub hohe Wellen: Bundesjustizministerin Christine Lambrecht spricht von "dumpfem Rassismus", die DFB-Ethikkommission und der eigene Verein beraten über Konsequenzen. Kritiker aus Politik und Sport nennen den verbalen Fehltritt des Fleisch-Unternehmers "deplatziert", "primitiv" oder "rassistisch".
Der frühere deutsche Fußball-Nationalspieler und Ex-Schalke-Profi Gerald Asamoah hat Tönnies nach dessen umstrittenen Aussagen scharf kritisiert. "Seine Äußerung hat mich sehr überrascht, geschockt und auch verletzt. Er beleidigt mich und alle anderen Betroffenen", schrieb der 40-Jährige am Sonntagabend auf Instagram. Zugleich forderte Asamoah, der bei den Gelsenkirchenern Teammanager der U23 ist, Konsequenzen: "Das können wir nicht dulden."
DFB-Ethikkommission berät über Tönnies
Die Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird sich bei ihrer nächsten Sitzung am 15. August mit dem Vorfall beschäftigen. Das bestätigte der Vorsitzende des Gremiums, Nikolaus Schneider, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden das Thema in unserem Kreis bereden", sagte Schneider am Sonntag.

"Ich war sehr überrascht, dass ihm das so passiert ist, und das kann man nicht durchgehen lassen, kommentarlos", sagte am Samstagabend Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga und Interimschef des DFB. "Was mich noch mehr als dieser völlig deplatzierte Spruch betroffen gemacht hat, ist, dass dort für diese Sätze auch noch Beifall geklatscht worden ist. Das ist etwas, was man in keinster Weise akzeptieren kann und was auch mit den Werten des Fußballs, so wie er in den Vereinen und wie er beim DFB und bei der DFL gelebt wird, überhaupt nicht in Einklang ist", sagte Rauball.
"Entschuldigung reicht nicht"
Für Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, reiche die Entschuldigung des Unternehmers nicht aus. "Dass so etwas zudem von jemandem artikuliert wird, der eine herausgehobene Position im Sport inne hat, macht die Sache umso schlimmer. Die am folgenden Tag veröffentlichte Klarstellung durch Herrn Tönnies kann den gesellschaftspolitischen Schaden sicher nicht wettmachen", sagte die SPD-Politikern der Zeitung "Welt am Sonntag".
Der Fleischfabrikant hatte nach einem Bericht der Zeitung "Neue Westfälische" beim Tag des Handwerks in Paderborn als Festredner Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", sagte Tönnies.
Quellen: DPA, WAZ (Bezahlinhalt), Leitbild Schalke 04, Ehrenrat Schalke 04, "Bild" zum Schalker Ehrenrat, Gerald Asamoah auf Instagram.