Großer Preis von Malaysia Räikkönen triumphiert in Sepang

Von Elmar Brümmer, Sepang
Kein Monsun, kein Hitzschlag, kein Chaos - die Formel 1 kehrt im zweiten Rennen beim großen Preis von Malaysia innerhalb von einer Woche zur Normalität zurück. Weltmeister Kimi Räikkönen fuhr überlegen seinen ersten Saisonsieg ein. Und das Konzernduell zwischen McLaren-Mercedes und BMW dürfte bald schärfer werden.

Der Osterfriede wurde nur samstags vorübergehend gestört, als in der letzten Runde der Qualifikation zwei Silberpfeile mit Tempo 80 auf der Ideallinie schlichen, während Nick Heidfeld und Fernando Alonso mit fast 300 heranrasten. Der Riesenslalom ging gut aus, aber Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen wurden der Startplätze drei und vier enthoben, und jeweils fünf Positionen zurückgestuft. Wollen denn die Skandälchen um McLaren-Mercedes nie aufhören? Auch wenn es keine Absicht war, aber pikant war die Situation doch. Und die harschen Reaktionen hüben (Silber) wie drüben (Weiß-Blau) gaben einen ersten Vorgeschmack darauf, wie sich das Konzernduell Mercedes gegen BMW in dieser Saison zuspitzen kann.

Mit der doppelten Strafversetzung war der Weg von Ferrari zur Wiedergutmachung im Prinzip frei, Felipe Massa und Kimi Räikkönen fuhren die Scuderia fürs Erste aus der Krise. Allerdings nur über 32 der 56 Runden hinweg gemeinschaftlich. Dann drehte sich der Brasilianer aus dem Nichts ins Nichts - und in Italien werden die Spekulanten zur Hochform auflaufen, um wahlweise Fernando Alonso, Nico Rosberg oder Sebastian Vettel als künftige Rot-Runner ins Gespräch zu bringen. Etwas aus der Schusslinie ist der neue Teamchef Stefano Domenicali, der aber neben den hohen sportlichen Erwartungen auch noch damit fertig werden muss, dass ihm der in den Ferrari-Aufsichtsrat weggelobte Über-Rennleiter Jean Todt weiterhin über die Schulter schaut. Da kann der Franzose noch so sehr versuchen, sich als Tourist zu tarnen.

Formel 1 ist unberechenbar

Das Beispiel Ferrari zeigt, wie unberechenbar und gegensätzlich die Formel 1 in diesem frühen Stadium der Frühaufsteher-Grand-Prixs noch ist: Am Freitagmorgen rollte die Numero uno noch ohne Sprit im Training aus, am Sonntag drehten die Italiener Umlaufbahnen in ihrer eigenen Galaxie. Und zu Melbourne war Malaysia schon gar kein Vergleich, eigentlich für keinen Rennstall. Die größte Konstante liefert derzeit noch das BMW-Team als zweite Kraft. Mal hinter McLaren, mal hinter Ferrari. In beiden WM-Wertungen stehen die Silberpfeile aber noch vorn, Hamilton wurde die letzte Hoffnung für einen möglichen Sprung aufs Podium durch einen verpatzten Reifenwechsel genommen.

Um zwischendrin auf die Formel Deutsch zu sprechen zu kommen: Die Fraktionsstärke von fünf Piloten wirkte in Sepang keineswegs als siegfähige Mehrheit: Timo Glock, Adrian Sutil und Sebastian Vettel hatten nichts mit dem wirklichen Renngeschehen zu tun, ihr Ausscheiden in den Runden eins, fünf und 39 geschah entsprechend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Nico Rosberg, nach dem dritten Rang von Melbourne schon als Aufsteiger des Jahres gefeiert, wurde erst ein Opfer eines innerhalb einer Woche aus der Balance gebrachten Williams-Rennwagens und dann einer Berührung mit Glock. Er kämpfte sich auf Rang 14 durch, immerhin bewies er Nehmerqualität.

Auf Heidfeld ist Verlass

Wenigstens auf Nick Heidfeld kann die Autobahn-Republik zählen. Sein sechster Platz hätte auch ein vierter oder dritter sein können, wenn er nicht gleich am Anfang von Jarno Trulli abgedrängt worden wäre. Aus lauter Frust fuhr er im vorletzten Umlauf noch - dem Spitznamen Quick Nick entsprechend - die schnellste Runde. Am Ende konnte er dennoch nur mit leichter Resignation aufschauen - zu seinem BMW-Teamkollegen Robert Kubica, der mit dem zweiten Platz das beste Resultat seiner Formel-1-Karriere eingefahren hatte. Der Pole spiegelte zusammen mit Sieger Räikkönen und dem Drittplatzierten Kovalainen exakt die Charakteristik dieses Rennen wider: So sieht es eben aus, wenn die Vernunft siegt. Wer das nicht als Feiertag empfinden mag, der gehört zu denen, den die Formel 1 zuletzt offenbar zu sehr verwöhnt hat.

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