Es ist ein dramatischer Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga: Zwei Tore erkannte Schiedsrichter Deniz Aytekin dem HSV bei seinem Auftritt in Frankfurt ab - zwei Mal zu Recht wegen Abseits. Die Hamburger verloren mit 0:3. Trotz der Niederlage ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt an der Elbe noch nicht dahin, denn Konkurrent VfL Wolfsburg patzte in Leipzig. Auch der Kampf um die Champions-League-Plätze verspricht Spannung am letzten Spieltag. Schalke sicherte sich die Vizemeisterschaft.
Die Partien im Überblick:
Eintracht Frankfurt vs. Hamburger SV 3:0
Für den Hamburger SV läuft die Zeit in der Fußball-Bundesliga nach fast 55 Jahren ab. Der Tabellenvorletzte verlor am 33. Spieltag bei Eintracht Frankfurt mit 0:3 (0:1) und muss im Saisonfinale auf ein Fußball-Wunder hoffen, um den erstmaligen Gang in die Zweitklassigkeit noch abzuwenden. Vor 51.500 Zuschauern trafen Marius Wolf in der 31. Minute, Omar Mascarell (77.) und "Fußball-Gott" Alexander Meier in der Nachspielzeit für die Eintracht, die als Tabellensiebter mit 49 Punkten weiter gute Chancen auf den Einzug in die Europa League besitzt. Meier, der nach langer Leidenszeit erstmals in dieser Saison auf der Bank saß, war kurz vor Schluss von Trainer Niko Kovac unter dem frenetischen Jubel der Fans eingewechselt worden.

Die Gäste waren in der ersten Hälfte fast nur auf die Sicherung des eigenen Tores bedacht, wähnten sich nach 25 Minuten aber für ein paar Sekunden sogar in Führung. Tatsuya Ito überwand Eintracht-Keeper Lukas Hradecky in dessen 100. Bundesligaspiel, doch nach einem Hinweis des Video-Assistenten gab Schiedsrichter Deniz Aytekin den Treffer wegen einer Abseitsstellung des Schützen nicht. Nach einer halben Stunde jubelten die Frankfurter. Nach gut einer Stunde lag der Ball zum zweiten Mal im Frankfurter Tor, doch wieder erstarb der HSV-Jubel, denn Lewis Holtby stand klar im Abseits.
RB Leipzig vs. VfL Wolfsburg 4:1
RB Leipzig hat seine bislang schwerste Krise in der Fußball-Bundesliga beendet und den VfL Wolfsburg noch näher an den Abgrund gestoßen. Die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl gewann gegen die abstiegsbedrohten Niedersachsen mit 4:1 (2:0) und feierte nach vier Pflichtspiel-Niederlagen und einem Remis wieder einen Erfolg. Zudem verbesserte RB als Tabellen-Sechster mit nun 50 Zählern seine Ausgangsposition im Kampf um die Qualifikation für die Europa League. Mit Schützenhilfe ist sogar noch die Königsklasse am letzten Spieltag drin. Wolfsburg bleibt auf dem Relegationsrang.
Vor 41.487 Zuschauern in der Red Bull Arena brachte Ademola Lookman (24.) die Gastgeber in Führung, ehe Timo Werner (33.) nach 459 Minuten Torflaute wieder einen Bundesliga-Treffer erzielte. Gleich nach Wiederanpfiff erzielte Daniel Didavi (47.) den Anschlusstreffer. Erneut war es Everton-Leihgabe Lookman (52.), der die Leipziger auf Kurs hielt, ehe Jean-Kevin Augustin (63.) auf 4:1 erhöhte.
Borussia Mönchengladbach vs. SC Freiburg 3:1
Der SC Freiburg hat den direkten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zwar abgewendet, muss aber noch um die endgültig Rettung bangen. Der Tabellen-15. verlor bei Borussia Mönchengladbach mit 1:3 (0:1) und benötigt nun im letzten Heimspiel gegen den FC Augsburg noch einen Punkt zum sicheren Klassenverbleib. Die Gladbacher hingegen können sich mit nunmehr 47 Punkten am letzten Spieltag noch einen internationalen Startplatz sichern, müssen aber weiterhin zwei Punkte aufholen. Vor 54.018 Zuschauern im Borussia-Park erzielten Thorgan Hazard (18.), Nico Elvedi (57.) und Josip Drmic (64.) die Treffer für die Gastgeber, Tim Kleindienst (59.) traf für die seit 23 Jahren in Gladbach sieglosen Freiburger.
Borussia Dortmund vs. Mainz 05 1:2
Der FSV Mainz 05 bleibt der Fußball-Bundesliga erhalten. Mit einem 2:1 (2:1)-Coup bei Borussia Dortmund machte das Team von Trainer Sandro Schwarz den Klassenverbleib bereits eine Woche vor dem Saisonfinale perfekt. Dank der Treffer von Ridle Baku (4.) und Yoshinori Muto (13.) vor 81.360 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park kommen die Rheinhessen um ein "Endspiel" am kommenden Samstag daheim gegen Werder Bremen herum.
Dagegen verpassten die Dortmunder bei der ersten Heimniederlage unter der Regie von Trainer Peter Stöger die Chance, sich vorzeitig für die Champions League zu qualifizieren. Daran konnte auch der Anschlusstreffer von Maximilian Philipp (16.) nichts ändern. Patzt der Revierclub beim Showdown in Hoffenheim, gerät das wichtigste Saisonziel des Revierclubs möglicherweise noch in Gefahr.
Für einen emotionalen Auftakt des Fußball-Nachmittages sorgte der Abschied von Torwart Roman Weidenfeller, der von den Zuschauern nach 16 Jahren beim BVB vor seinem letzten Heimspiel lautstark gefeiert wurde, aber nicht zum Einsatz kam.

VfB Stuttgart vs. TSG Hoffenheim 2:0
Die TSG Hoffenheim hat durch eine unerwartete Niederlage im Landesderby gegen den VfB Stuttgart seinen Vorsprung im Kampf um die Champions League eingebüßt. Durch das 0:2 (0:1) geht die TSG punktgleich mit Bayer Leverkusen in den 34.
Spieltag der Fußball-Bundesliga, ist dank der knapp besseren Tordifferenz aber weiterhin auf Rang vier der Tabelle. Mario Gomez schoss den VfB Stuttgart mit seinen beiden ersten Heimtreffern (25./74 Minute) seit der Rückkehr im Winter zwar zum zehnten Heimsieg der Saison, bleibt mit dem VfB vor der letzten Partie beim FC Bayern München aber außerhalb der Europapokalplätze.
Die Schwaben zeigten vor 58.312 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena erneut eine defensiv solide und offensiv effektive Vorstellung. Hoffenheim dagegen musste nach zuvor neun Spielen ohne Niederlage einen unangenehmen Dämpfer hinnehmen und nun am letzten Spieltag gegen Borussia Dortmund die erstmalige direkte Qualifikation für die Königsklasse angehen.
Werder Bremen vs. Bayer Leverkusen 0:0
Bayer Leverkusen hat den Sprung auf einen Champions-League-Platz verpasst. Die Rheinländer kamen bei Werder Bremen nur zu einem 0:0 und konnten damit die Patzer der Konkurrenz aus Dortmund und Hoffenheim nicht nutzen. Am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga empfängt das Team von Trainer Heiko Herrlich, das nun seit drei Liga-Spielen auf einen Dreier wartet, Hannover 96. Die punktgleichen Hoffenheimer auf Platz vier spielen zu Hause gegen den Dritten Dortmund, das drei Zähler vor Hoffenheim und Leverkusen liegt.
Die Bremer, die den Klassenerhalt bereits am vergangenen Wochenende perfekt gemacht hatten, blieben unter Trainer Florian Kohfeldt daheim ungeschlagen und holten nach dem 1:1 gegen Dortmund vor einer Woche vor 41.000 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion das zweite Remis gegen ein Spitzenteam.
Trotz der jüngsten Niederlagen trat Bayer bei den so heimstarken Bremern anfangs selbstbewusst auf und bestimmte in der ersten Halbzeit das Geschehen. Die Gastgeber konnten sich vor der Pause dagegen offensiv nicht wie in den Heimspielen zuvor in Szene setzen. Das setzte sich nach dem Seitenwechsel fort. Werder fand in der Offensive weiter nicht statt. So gab es im Weserstadion nur großen Jubel, wenn die Gegentore des Bremer Erzrivalen Hamburger SV in Frankfurt auf der Leinwand eingeblendet wurden.
FC Augsburg vs. Schalke 04 1:2
Der FC Schalke 04 kehrt als deutscher Vizemeister in die Champions League zurück. Etwas mehr als drei Jahre nach dem hauchdünnen Aus gegen Real Madrid in der Königsklasse sicherten sich die Königsblauen am vorletzten Bundesliga-Spieltag dank eines 2:1 (2:1) beim FC Augsburg vorzeitig das Ticket für das Millionenspiel. Nach dem Wirbel um die Suspendierung von Max Meyer krönten die Schalker als erster Verfolger von Dauermeister FC Bayern München die Premierensaison ihres jungen Trainers Domenico Tedesco.
Vor dem Bundesliga-Finale ist Schalke Platz zwei nicht mehr zu nehmen - Dortmund hat als Dritter uneinholbare fünf Punkte Rückstand. Vor 30.660 Zuschauern zeigten sich die Schalker sehr zielstrebig. Mit einem Doppelpack sorgte Thilo Kehrer (23. Minute, 34.) für den 17.
Saisonsieg der Gäste. Philipp Max (27.) konnte für die Augsburger nur zwischenzeitlich ausgleichen.
Hannover 96 vs. Hertha BSC 3:1
Aufsteiger Hannover 96 hat seine Comeback-Saison in der Fußball-Bundesliga mit dem Klassenerhalt vollendet. Die Niedersachsen schlugen Hertha BSC eindrucksvoll mit 3:1 (3:0) und dürfen damit bereits nach dem 33. Spieltag die Rettung bejubeln. Die dynamische und spielfreudige Elf von Trainer André Breitenreiter siegte vor 49.000 Zuschauern dank Treffern von Martin Harnik (4. Minute), Salif Sané (40.) und Niclas Füllkrug (42.). 96 schreibt damit nach der wochenlangen Posse um Manager Horst Heldt zumindest sportlich wieder positive Schlagzeilen. Für Hertha ist mit der Niederlage in Hannover auch die letzte kleine Chance auf die Europa League dahin. Bei bestem Fußballwetter und herrlichem Sonnenschein agierte das Team von Trainer Pal Dardai lange zu statisch, fahrig und nach vorne ideenlos. Auch das Tor von Davie Selke (73.) half nichts.
Für die zuletzt wochenlang wankenden Niedersachsen wirkte der Fußball-Nachmittag wie eine Versöhnung mit dem eigenen Anhang. "Nie mehr 2. Liga" und "Oh, wie ist das schön" hallte es lautstark durch die ausverkaufte Arena. Teile der Fans hatten dem Aufsteiger seit Saisonbeginn im Stadion die Unterstützung aus Protest gegen die Clubführung von Präsident Martin Kind versagt, immer wieder hatte es Spannungen und Zwist gegeben.
1. FC Köln vs. Bayern München 1:3
Trotz des dritten Eigentors von Pechvogel Niklas Süle in weniger als vier Monaten hat der deutsche Fußball-Meister FC Bayern München eine peinliche Niederlage verhindert. Vier Tage nach dem Halbfinal-Aus in der Champions League gewannen die Münchner beim bereits als Absteiger feststehenden Schlusslicht 1. FC Köln nach Rückstand mit 3:1 (0:1) und feierten am 33. Spieltag den 27. Sieg.
Der beim 2:2 am Dienstag bei Real Madrid überragende Nationalspieler Süle traf in der 30. Minute ins eigene Tor. James Rodriguez (59.), Robert Lewandowski mit seinem 29. Saisontor (61.) und Corentino Tolisso (78.) drehten das Spiel nach schwacher erster Halbzeit und vermieden im letzten Bundesliga-Auswärtsspiel des am Saisonende in den Ruhestand gehenden Trainers Jupp Heynckes die erste Niederlage beim FC seit 2011. Der Europa-League-Teilnehmer aus Köln verabschiedete sich nach einer miserablen und frustrierenden Saison mit einer guten Leistung von seinen Fans. Klar ist nun aber schon vor dem letzten Spiel in Wolfsburg: Beim sechsten Abstieg geht der FC zum erst zweiten Mal nach 2004 als Letzter in die 2. Liga.
So gehts's weiter in der Fußball-Bundesliga
Am kommenden Samstag geht die Bundesliga-Saison 2017/18 zu Ende. Am 34. Spieltag gibt es dann ein Fernduell zwischen dem Hamburger SV (gegen Borussia Mönchengladbach) und dem VfL Wolfsburg (gegen den 1. FC Köln) um den Klassenerhalt. Dem HSV hilft nur ein Sieg - während Wolfsburg mit der deutlich besseren Tordifferenz nicht punkten darf - zur Rettung. Der SC Freiburg könnte bei einer Niederlage gegen den FC Augsburg noch auf den Relegationsplatz 16 abrutschen. Im Kampf um die Plätze für die internationalen Wettbewerbe treffen unter anderem die TSG Hoffenheim und Borussia Dortmund sowie Bayer Leverkusen und Hannover 96 aufeinander. Die weiteren Partien des letzten Spieltags lauten:
Hertha BSC gegen RB Leipzig
Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt
Bayern München gegen VfB Stuttgart
Mainz 05 gegen Werder Bremen
Alle Spiele können Sie ab 15.30 Uhr im stern-Liveticker verfolgen.
