DFL-Krisengipfel Die Auferstehung der Task Force

Beim Krisengipfel zwischen Bundestrainer Jürgen Klinsmann und der Deutschen Fußball-Liga ist zwar heftig diskutiert worden, man verabschiedete sich aber freundschaftlich. Die Diskussion hauchte einer alten Institution neues Leben ein.

Nach einem sehr emotional und kontrovers geführten Krisengipfel haben Bundestrainer Jürgen Klinsmann und die Fußball-Bundesliga einen demonstrativen Schulterschluss für die Weltmeisterschaft 2006 verkündet. Als wichtigste Sofortmaßnahme beschlossen die 17 Sitzungsteilnehmer in der Frankfurter Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine neue Task Force mit Liga-Managern, der unter anderem die schärfsten Klinsmann-Kritiker Uli Hoeneß (Bayern München) als Sprecher sowie Rudi Assauer (Schalke 04) und Klaus Allofs (Werder Bremen) angehören. "Ich habe kein Problem damit, mit Leuten an einem Tisch zu sitzen, die eine andere Meinung haben und auch mal lauter diskutieren", sagte Klinsmann zur Wiedereinführung der Expertengruppe, die erstmals nach dem Debakel bei der Europameisterschaft 2000 eingeführt worden war.

Alle Beteiligten bewerteten das zweieinhalbstündige Treffen als wertvoll und unbedingt notwendig. "Es war ein lebhafter und guter Austausch", resümierte Klinsmann. In den Hauptstreitpunkten um seinen Wohnsitz in den USA und die nicht nur von Bayern München in Frage gestellte Torwart-Rotation konnte sich der Bundestrainer in der Sache behaupten, aber er bekam heftigen Gegenwind zu spüren. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Klinsmann, dass das reinigende Gewitter unbedingt nötig gewesen sei: "Es war eine Diskussion zur rechten Zeit. Beide Seiten haben sich extrem aufeinander zubewegt. Jetzt kann Jürgen die Dinge noch so bewerkstelligen, dass er eine erfolgreiche WM spielen kann."

Bundestrainer und Clubs ziehen an einem Strang

Das Endergebnis sei, "dass man sich als Freunde verabschiedet hat und nicht als zwei unterschiedliche Parteien", hob Rummenigge hervor und bestätigte damit, wie tief die Gräben im Vorfeld gewesen waren. "Es ist der Wunsch der Liga, dass Jürgen Klinsmann noch etwas näher an uns heranrückt", sagte DFL-Präsident Werner Hackmann. Er versicherte, dass die Profi-Clubs in Zukunft wieder mit dem Bundestrainer an einem Strang ziehen werden. "Oberstes Ziel der Liga ist es, Jürgen Klinsmann in seiner Arbeit und seinem Ziel zu unterstützen, dass Deutschland Weltmeister wird", erklärte Hackmann.

DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder begrüßte insbesondere das Wiederaufleben der Task Force, die sich unter Klinsmann-Vorgänger Rudi Völler aufgelöst hatte. "Es war ein Fehler, den Arbeitskreis einschlafen zu lassen", sagte Mayer-Vorfelder. Neben Hackmann, Uli Hoeneß, Assauer und Allofs werden ihr noch die Club-Manager Dieter Hoeneß (Hertha), Michael Zorc (Borussia Dortmund) und Herbert Briem (VfB Stuttgart) angehören. Über Tagungstermine muss man sich noch verständigen, aber Allofs wird die DFB-Elf als offizieller Vertreter zum letzten Länderspiel des Jahres am 12. November gegen Frankreich nach Paris begleiten. Besonders von Uli Hoeneß als Ratgeber könne Klinsmann profitieren, betonte Rummenigge: "Uli ist kein Claqueur, er spricht Dinge offen an."

Klinsmann gesteht Fehler ein

Klinsmann zeigte sich diskussionsbereit und gestand während der Debatte ein, "den einen oder anderen Fehler gemacht zu haben". Auch wenn er an seinem US-Wohnsitz nicht rütteln lässt, will er flexibler agieren. "Meine Präsenz in Deutschland wird sich danach ergeben, was ansteht. Ich habe die Zeichen und Wünsche der Liga angenommen." Die Torwart-Rotation, die Rummenigge als "nicht produktiv für die Stabilität der Mannschaft" kritisierte, weil neben Kapitän Michael Ballack nur Oliver Kahn ein weiterer Eckpunkt der aktuellen Mannschaft sei, wird zumindest bis zum Jahresende fortgeführt. "Jens Lehmann spielt gegen Frankreich", bekräftigte Klinsmann.

Von seinem Kurs will der 41-Jährige mit seinem Trainerteam auch in Zukunft keinen Millimeter abweichen, schließlich trage man auch die Verantwortung: "Wir halten den Kopf dafür hin, dass wir die WM 2006 erfolgreich gestalten." Zum "Klinsmann-Gipfel" waren neben DFB-Chef Mayer-Vorfelder sowie Liga-Präsident Hackmann in Rummenigge, Uli Hoeneß, Allofs, Wolfgang Holzhäuser (Leverkusen), Dieter Hoeneß, Andreas Müller (Schalke), Briem, Wolfgang Overath (Köln), Thomas Strunz (VfL Wolfsburg), Zorc und Peter Pander (Borussia Mönchengladbach) elf Vereinsvertreter, die Nationalspieler abstellen, nach Frankfurt gekommen. Entschuldigt fehlte Manager Ilja Kaenzig von Hannover 96. Klinsmann wurde von seinem Assistenten Joachim Löw, Torwart-Trainer Andreas Köpke und Team-Manager Oliver Bierhoff begleitet.

DPA
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