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Kapitän des FC Bayern Philipp Lahm zieht Bilanz: "Ich habe alles ausgereizt"

Philipp Lahm
1) Zunächst nutzt Lahm das große Haus kaum, das er 2012 am Tegernsee kauft. Doch bald wird die Villa der Hauptwohnsitz der Familie. Ein Vorteil: die Nähe zu den vielen Mächtigen, die hier leben– wie beispielsweise Uli Hoeneß auf der anderen Seeseite.




2) Löw ist toll, aber viele seiner Ex-Trainer in der Nationalelf und bei Bayern nicht – Lahms Autobiografie sorgt 2010 für einen Mini-Skandal. Kritiker werfen ihm allerdings vor, das Buch zuvor mit dem Verein und Löw abgestimmt zu haben.


3) Zwar verpasst er in seinen ersten beiden Profi-Saisons 2005/2006 wegen eines Mittelfußbruchs und eines Kreuzbandrisses 52 Spiele. Doch in den elf Jahren danach ist er nur noch einmal schwer verletzt. Ein möglicher Grund: Lahms vorausschauendes Spiel.


4) Auf die WM 2010 in Südafrika bereitet sich Lahm auch abseits des Felds akribisch vor. Bereits 2007 besucht er Townships in Johannesburg. Und wenige Monate später gründet er eine Stiftung, die hier einen Fußballplatz baut und Turniere für Kinder ausrichtet.


5) Am Rand der Intrige – so sehen einige Insider das Manöver, mit dem Lahm vor der WM 2010 den verletzten Kapitän Michael Ballack ausbootet. Lahm, der die Binde zunächst kommissarisch erhält, verkündet im Interview, sie nicht wieder zurückgeben zu wollen – mit Billigung von Löw.


6) Schon seit Jahren betätigt sich der millionenschwere Fußballer als Investor. Bei den meisten Unternehmen, an denen er beteiligt ist – darunter ein Müsli-Hersteller – hält er sich im Hintergrund. Richtig aktiv ist er aber bei Sixtus – auch als Markenbotschafter für die Pflegeprodukte der oberbayerischen Firma.


7) Für Nicht-Bayern ist der Titel von Lahms Lieblingssong kaum auszusprechen: "Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk". Die Nummer des Österreichers Rainhard Fendrich lief auch auf Lahms Hochzeit. Um mit seiner Frau Claudia dazu tanzen zu können, nahm der Fußballstar sogar Tanzunterricht.


8) Als Kind bewunderte er Basketballstar Michael Jordan, heute ist Lahm ein Fan von Tennisprofi Roger Federer. Die gelassene Art, die der Tennisspieler auf dem Platz ausstrahlt, habe ihm bei seiner Rolle als Mannschaftskapitän geholfen.


9) Sie kennen sich seit ihrer Jugend, ein Paar sind Lahm und seine Frau Claudia erst seit 2007. Mit der gelernten Industriekauffrau hat er den gemeinsamen Sohn Julian. Zur Hochzeit 2010 ist vom FC Bayern München aber nur Lahms Freund Andreas Ottl eingeladen.


10) Sein ehemaliger Bayern-Trainer Pep Guardiola lobt Lahm als einen der intelligentesten Spieler, mit denen er je zusammengearbeitet hat – und gratulierte ihm zu seiner Entscheidung, bei Bayern aufzuhören, per SMS.

Philipp Lahm steht gegen Freiburg das letzte Mal als Profi auf dem Platz. Im stern-Interview sprach er vor Kurzem über die Gründe für das frühe Ende seiner großen Karriere, seine Pläne und seine Familie. Und er verriet, warum er nicht Sportchef seines Klubs wird.

Dieses Interview erschien erstmals in der stern-Ausgabe Nr. 14/2017. Anlässlich des letzten Spiels von Philipp Lahm veröffentlichen wir es an dieser Stelle noch einmal.

Herr Lahm, Sie stellen mit Ihrer Entscheidung, am Ende der Saison aufzuhören, nicht weniger als die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs auf den Kopf!

Warum das denn?

Während Ihre alten Kollegen Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski in den USA und Japan ihre Karrieren ausklingen lassen, weil es für die großen Klubs hier nicht mehr reicht, spielen Sie mit 33 Jahren beim FC Bayern eine starke Saison und erklären, Sie könnten Ihr Niveau nur noch ein paar Monate halten. Warum schöpfen Sie Ihre Karrriere nicht komplett aus?

Tatsächlich habe ich das Gefühl, das gemacht zu haben: alles ausgereizt zu haben. Sie sehen nicht, wie schwer es mir heute fällt, am Morgen nach dem Spiel aufzustehen. Es dauert inzwischen, bis alle Gelenke wieder frei sind.

Ist das nicht die Realität von Leistungssportlern? Zlatan Ibrahimovic trifft bei Manchester United trotzdem, wie er will. Der Mann ist 35.

Der muss aber auch nicht dauernd als Außenverteidiger in 50- bis 60-Meter-Sprints gegen 18- bis 25-Jährige. Mit 33 fühlt sich das anders an als mit 20. Wenn ich heute so einen Sprint anziehe, muss ich mich gefühlt erst mal bis zur Halbzeit regenerieren.

Sie übertreiben!

Schön, dass Sie das noch so sehen. Tatsächlich kann ich viele Situationen auf dem Feld jetzt noch lösen, aber schon nicht mehr in der Regelmäßigkeit, wie ich das früher getan habe. Oder nehmen wir eine englische Woche, Champions League am Mittwoch, Bundesliga am Samstag. Früher war ich da nach zwei Tagen wieder voll hergestellt. Jetzt habe ich das Gefühl, ich brauche länger.

Gewöhnlich werden Stars nach großen Spielen schon mal geschont. Sie spielen immer. Warum sind Pausen keine Option für Sie?

Ich könnte dann nicht garantieren, dass meine Leistung dadurch besser wird. Für mich ist es wichtig, alle drei Tage auf dem Feld zu stehen. Ich kann nur an mein Optimum kommen, wenn ich konstant auf diesem Niveau spiele. Um das Niveau des FC Bayern zu erreichen, kann man sich nicht rausnehmen.

Der Basketballer Dirk Nowitzki macht bei den Dallas Mavericks gerade die Verwandlung vom Führungsspieler zum Rollenspieler durch. Heißt: weniger Belastung, weniger Verantwortung.

Nicht mein Ansatz. Ich bin Kapitän dieser Mannschaft. Mein Führungsstil war immer, dass ich die Mentalität, jeden Tag Leistung zu bringen, vorgelebt habe – auf dem Trainingsplatz, im Spiel. Rollenspieler beim FC Bayern? Den müssen Sie mir erst mal zeigen.

Das klingt fast kokett. Ihr Trainer bekniet Sie zu bleiben. Setzen Sie sich da nicht zu hohe Maßstäbe?

Sie glauben doch nicht, dass keiner etwas sagen würde, wenn ich weniger leiste. Es ist nur ein schmaler Grat zwischen "bleib doch" und "das reicht nicht mehr" . Und dieses Gefühl, was ich leisten kann und leisten muss, das hat mich bislang nie getrogen.

Der Höhepunkt der Laufbahn: Als Kapitän führt Philipp Lahm die Nationalelf 2014 in Brasilien zum WM-Titel
Der Höhepunkt der Laufbahn: Als Kapitän führt Philipp Lahm die Nationalelf 2014 in Brasilien zum WM-Titel
© Picture Alliance / Pressefoto Ru

Die meisten Ihrer Kollegen spielen, bis man sie vor die Tür setzt. Zumal in China selbst einem Vorruheständler Lahm wohl 15 Millionen Euro netto geboten würden. Sind Sie gegen solche Angebote völlig immun?

(grinst) Nach dem Motto: Ich will noch mal eine neue Kultur kennenlernen. Oder noch besser: eine neue Sprache ... Schon klar. Das ist doch irreal, was da passiert. Ich hatte auch so schon das Glück, viel Geld zu verdienen. Und ob solche Summen wirklich verdient sind, wage ich zu bezweifeln. Für mich war es nie ein Thema, noch einmal woandershin zu gehen. Ich bin gern in meinem gewohnten Umfeld. Ich habe meine Familie, meine Freunde hier. Meine Motivation war nie das Finanzielle, ich wollte immer so bezahlt werden, wie ich im Mannschaftsgefüge auch gesehen werde, das war's.

Welche Rolle spielt die mentale Erschöpfung bei Ihrer Entscheidung aufzuhören?

Also, der Wettkampf ist weniger das Problem. Auch jetzt ist da wieder eine riesige Vorfreude, wir spielen gegen Real Madrid in der Champions League und im Pokal gegen Dortmund. Aber im Winterurlaub laufen zu gehen, das fällt schon schwer. Ich bin ja nicht so der Jogger. Ich habe es immer nur gemacht, damit ich später im Trainingslager nicht so leiden musste.

Sie werden bald ohne den Kick auskommen müssen, vor 80.000 um die großen Titel zu spielen.

Ich habe das Gefühl, alles erlebt zu haben – WM in Deutschland, Champions-League-Finale in München und in Wembley, Meisterschaften, der WM-Sieg in Brasilien –, und kann deshalb loslassen. Und es ist als Profi ja nicht nur die große Freiheit. Man dient Mitspielern, dem Trainer, muss sich einordnen. Man steckt in einem Korsett. Ich freue mich auf das, was kommt.

Und was wird das sein?

Ich bin ja an einigen Unternehmen beteiligt. Wenn man in dieser Welt wirklich Fuß fassen will, reicht es nicht, einmal pro Woche ein Stündchen gemütlich vorbeizuschauen. Man muss sich mit Themen wie Marketing und Digitalisierung befassen. Das werde ich nicht jeden Tag von morgens sieben bis abends um sechs Uhr in meinem Büro machen, aber Regelmäßigkeit ist schon wichtig.

Viel hat offenbar nicht gefehlt, und Sie wären bei einem ganz anderen Unternehmen in gehobener Position eingestiegen – bei der FC Bayern München AG, Ihrem Klub. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge pries Sie öffentlich schon als den kommenden Sportdirektor. Stimmt die Interpretation, dass die Verhandlungen scheiterten, weil Sie sich mehr Einfluss ausbedungen hatten, als der Verein Ihnen gestatten wollte?

Zunächst einmal ging der Impuls von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Aufsichtsratschef Uli Hoeneß aus. Beide hatten öffentlich im Herbst erklärt, dass Sie sich mich in der Rolle als Sportdirektor vorstellen können. Zu konkreten Gesprächen kam es dann erstmals im Dezember. Dabei habe ich dann dargelegt, wie meine Vorstellung von dieser Position ist.

Und zwar?

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Ich habe als Spieler miterlebt, wie Christian Nerlinger als Sportdirektor und dann auch Matthias Sammer als Sportdirektor und Sportvorstand ihre Rolle gegenüber der Mannschaft, dem Trainer und auch dem Vorstand und Aufsichtsrat ausgefüllt haben. Und aus diesen Erkenntnissen und meinen Erfahrungen als Spieler und Kapitän habe ich die Aufgaben des Sport-Verantwortlichen formuliert.

Wo lag letztlich das Hauptproblem?

Generell kann man nur Dinge rund um die Mannschaft beeinflussen, wenn man die Verantwortung hat.

Dazu hätten Sie im Vorstand des Vereins sitzen müssen. Dieser wird vom Aufsichtsrat berufen, dessen Vorsitzender Uli Hoeneß ist. Ein solches Angebot erhielten Sie aber nie. War das der springende Punkt?

Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulassen. Zu jung. Er will die Dinge selbst beeinflussen. Und das ist auch sein gutes Recht, er ist Aufsichtsratsvorsitzender und hat Unglaubliches für den Klub geleistet. Ich sehe das ganz sportlich. Wir hatten verschiedene Vorstellungen von der Position, damit ist das Thema für mich abgehakt.

Ein weiteres Argument gegen den Sportvorstand Lahm lautete, dass Ihnen die Einarbeitungszeit gefehlt hätte.

Es ging in den Verhandlungen nie um den 1. Juli 2017, sondern um den 1. Januar 2018. Ein direkter Wechsel wäre für mich nie infrage gekommen. Ich hätte mich einarbeiten wollen, um den Job nach meinen Vorstellungen machen zu können.

Hätte der Sportdirektor Lahm dieser betagten Bayern-Mannschaft eine radikale Verjüngungskur verordnet?

Ich treibe den Umbruch durch mein Karriereende ja selbst voran. Auch Xabi Alonso hört auf, Franck Ribéry und Arjen Robben wird es irgendwann treffen, der Prozess läuft.

Wer wird in die Lücke stoßen?

Ich sehe Manuel Neuer und Thomas Müller als meine natürlichen Nachfolger. Sie übernehmen jetzt schon mehr Verantwortung.

Müller ist derzeit nicht einmal Stammspieler.

Trotzdem hat er eine wichtige Rolle im Team. Und daneben gibt es noch weitere Spieler. Auch David Alaba ist hier groß geworden, Mats Hummels und Jérôme Boateng sind gestandene Nationalspieler. Für diese Spieler ist es sogar besser, wenn ich weg bin, weil sie dann noch stärker in ihre Führungsrollen wachsen.

Das heißt, es muss kein neuer Lahm in Europa gesucht werden.

Einen Spieler zu holen und zu sagen, der trägt jetzt diese Elf und hält alles zusammen, das funktioniert nicht. Mit dem Verein groß zu werden, an ihm und mit ihm zu wachsen, das ist das Wichtigste.

Warum ist das so wichtig?

Sie müssen verinnerlicht haben, was der FC Bayern ist, wie die Leute drum herum empfinden. Es gibt nicht viele Spieler, die sich über so etwas Gedanken machen. Für viele ist ein Klub eine Zwischenstation, andere wollen vor allem Geld verdienen. Xabi Alonso war in dieser Hinsicht eine großartige Ausnahme. Der hat sofort versucht, den Klub auch zu verstehen.

In der Bundesliga hat man derzeit den Eindruck, als seien derlei weiche Faktoren nicht wirklich relevant. Die fünfte Meisterschaft in Folge verkommt zur Formalie. Ist der nationale Wettbewerb tot?

Von innen fühlt sich das nicht so an. Da ist es noch ein großer Wettkampf für uns Spieler. Wir haben im April Pokal gegen Dortmund, dann kommt das Spiel gegen Real Madrid, da will man in der Liga ein Polster haben.

Das klingt, als könnte man die Meisterschaft schon mal festzurren, bevor die Saison richtig losgeht.

Klar. Aber ich finde schon, dass zum Beispiel Dortmund eine unglaublich talentierte Mannschaft hat. Die hätten die Bundesligasaison auch enger gestalten können.

Was ist mit den anderen 16 Klubs?

Da fehlt es bei den meisten an Qualität, das muss man so deutlich festhalten.

Liegt es nicht eher an der finanziellen Kluft zwischen Bayern und dem Rest?

Die finanziellen Verhältnisse in der Liga waren in den Jahren, als wir Zweiter oder Vierter geworden sind, nicht so sehr anders. Ich glaube nicht, dass es nur an Bayern München liegt, dass es bei uns so gut läuft.

Der Rest schöpft seine Möglichkeiten nicht aus?

Ja, das muss man so sagen. Wenn wir nach 25 Spieltagen 13 Punkte Vorsprung haben, heißt das, dass sich auch andere gut gestellte Klubs wie Schalke oder Wolfsburg nicht so aufgestellt haben, dass sie konstant gewinnen.

Ihr Klub wird seit einem Dreivierteljahr von Carlo Ancelotti trainiert, nach drei Jahren unter dem sehr fordernden Pep Guardiola. Wie hat er den BayernStil verändert?

Der ballbesitzorientierte Ansatz unter Pep Guardiola steckt noch in unserem Spiel. Was Carlo Ancelotti wieder eingebracht hat, ist, dass auch der Gegner mal den Ball haben darf. Wir dürfen uns auch mal zurückziehen, Kräfte sparen und kontern.

Ist der Bayern-Fußball damit pragmatischer geworden?

Carlo Ancelotti passt sich mindestens so stark an die Mannschaft an wie wir uns an seine Vorgaben. Er würde gerne noch defensiver spielen in manchen Situationen und ist immer noch nicht hundertprozentig zufrieden, wie wir verteidigen. Wir sind aber eine Mannschaft, die rausgeht und alles in die Waagschale wirft. Das ist eine Stärke von uns. Wir wollen immer gewinnen.

Gegen Real Madrid kommt es in der Champions League zu einer Partie mit Endspielcharakter. Genießen Sie ab sofort solche Spiele bewusster?

Ja, intensiver. Ich weiß, ich laufe das letzte Mal im Bernabeu auf, für mich eines der schönsten Stadien. Man steht da in dem Tunnel, geht raus, weiß: Da stehen dir elf gegenüber, die sind genauso gut wie wir. Das ist das, was ich vielleicht später vermissen werde.

Und im Alltag?

Der Flachs in der Kabine, mit den Jungs, den Physiotherapeuten. Die ganz eigene Sprache, die ein Team untereinander entwickelt.

Haben Sie Freunde in der Mannschaft?

Ja.

Wen?

Thomas Müller auf jeden Fall, auch mit Manuel Neuer werde ich Kontakt halten. Thomas und ich haben einen ähnlichen Werdegang, Manuel ist ein Typ mit einem ähnlichen Hintergrund. Dadurch habe ich mit beiden noch einmal eine andere Ebene.

Gibt es etwas, das Sie in der Rückschau Ihrer Karriere bedauern?

Also, wenn ich die letzten Jahre sehe, die Qualität der Mannschaft, dann bedauere ich, dass wir nur einmal die Champions League gewonnen haben. Es wäre mehr drin gewesen in den letzten sieben Jahren mit einem Quäntchen mehr Glück. Aber wir haben noch diese Saison!

Ehemalige Fußball-Privatiers wollen nach dem Karriere-Ende erst einmal "Abstand gewinnen", wie das immer so schön heißt. Sie auch?

Also erst einmal werde ich in Urlaub gehen, so wie immer. Zwei, drei Wochen Pause.

Aber eine Weltreise ...

... die beginnt bei mir in München und endet am Tegernsee. Mich zieht es nicht länger weiter weg und meine Familie auch nicht. Wir lieben es, hier zu leben.

Der private Lahm: zusammen mit Sohn Julian und Frau Claudia beim Wiesn-Besuch
Der private Lahm: zusammen mit Sohn Julian und Frau Claudia beim Wiesn-Besuch
© Picture Alliance / Sven Simon

Wie muss man sich den Vater Lahm vorstellen?

Also, ich bin eher der "good cop". Ich versuche immer, die Argumente meines Sohnemanns zu verteidigen.

Nach welchen Prinzipien erziehen Sie?

Relativ traditionell, wir versuchen vor allem Geborgenheit zu vermitteln, ein sicheres Zuhause zu bieten. Bodenständigkeit, sagt man wohl. Manche Dinge müssen einfach gemacht werden.

Zum Beispiel Lederhose tragen?

Auch. Julian hat auf alle Fälle eine Lederhose und die auch schon häufiger an.

Wie hält sich der Privatier Lahm in Zukunft fit?

Definitiv mit Tennis und Golf. Und wieder öfter Ski fahren. Ich werde wohl auch hin und wieder ein bisschen laufen gehen müssen.

Fitnessstudio?

Sehe ich mich nicht. Ich bin nicht mal als Profi gern in den Kraftraum gegangen und kann das auch rein optisch eindrucksvoll beweisen.

Ein kleines Bäuchlein scheint da mittelfristig nicht ausgeschlossen?

Mal abgesehen davon, dass die Frage eine Unverschämtheit ist: Ja. Deshalb beschäftige ich mich jetzt ja auch beruflich mit dem Thema gesunde Lebensführung.

Müssen Sie eigentlich abtrainieren?

Also auf jeden Fall keine Muskeln. Aber es geht dabei ja auch eher ums Herz, und da werde ich mit unserem Internisten noch reden.

Das letzte Heimspiel findet gegen den SC Freiburg statt. Erhoffen Sie sich einen bestimmten Abschied?

Ich tippe mal, aus jahrelanger Erfahrung, dass es einen großen Blumenstrauß geben wird. Den ich selbstverständlich pflichtbewusst sofort an meine Frau weitergebe.

Sie wirkten in Ihrer Karriere in großen Momenten meist sehr kontrolliert. Wird man Sie dann richtig emotional erleben?

Ich bin schon ein Gefühlsmensch und treffe Entscheidungen eher aus dem Gefühl heraus. Dass ich das nicht so nach außen zeige, hängt damit zusammen, dass ich mich immer gut vorbereite.

Sie gehen als einer der größten deutschen Fußballer überhaupt. Möchten Sie für etwas in Erinnerung bleiben?

Als guter Fußballer.

Wie langweilig.

Als was denn sonst? Ich bin so dankbar, dass ich das alles erleben durfte. Bei meinem Verein. Ich bin mit zwölf Jahren hierhergekommen, kenne so viele Leute. Was gibt es Schöneres?

Sie waren nie Fußballer des Jahres in Deutschland. Wäre das noch mal was, zum Abschied?

Ich war mal Zweiter! Hinter dem großen Ailton! Aber Wahlkampf werde ich nicht machen, schon allein deshalb nicht, weil ich nicht weiß, wer das wählt.

Sportjournalisten.

Okay, das wird also auch nichts mehr (überlegt). Obwohl – wenn wir noch mal das Triple gewinnen. Ach nee, dann ist mir das erst recht wurscht. Das wäre nicht zu überbieten.

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