Aktualisierung Zweifel an Crashtest für Elektroautos aufgekommen – Unternehmen räumt teilweise Inszenierung ein

Ein Auto fliegt nach einer Kollision durch die Luft
Ein Crashtest mit einem Tesla entpuppt sich teilweise als Inszenierung
© AXA Konzern AG
Ein bei einem aktuellen Crashtest beschädigtes Tesla-Fahrzeug soll eine neue Schwachstelle von Elektrofahrzeugen aufzeigen. Demnach sei der Unterboden "die Achillesferse" von Elektroautos. Doch der Crashtest wurde offenbar zu Showzwecken ein Stück weit inszeniert.

Anmerkung der Redaktion vom 31. August 2022: Nachdem zunehmend Kritik an dem unten beschriebenen Crashtest von Axa aufkam, hat das Versicherungsunternehmen gegenüber dem Portal "24Auto" eingeräumt, dass das bei einem Tesla ausgebrochene Feuer im Rahmen des durchgeführten Crashtests inszeniert wurde. Demnach "wäre die Demonstration eines Batteriebrandes aufgrund der anwesenden Gäste zu gefährlich gewesen, weshalb die Batteriezellen der Elektroautos vor den Tests ausgebaut wurden", heißt es von der Pressestelle. Das Feuer wurde deshalb durch am Fahrzeug verbaute Pyrotechnik gezündet, vermutlich aus optischen Gründen. Dazu kommt: Ein ausgebauter Akku habe Einfluss auf das Crashverhalten des Fahrzeugs, so das Portal, weshalb die Aussagekraft des Tests ohnehin zweifelhaft sei.

Die Erstmeldung: 

Wer ein Elektroauto fährt, der sollte sich nicht nur über neue Stärken sondern auch bislang weniger bekannte Risiken und Gefahren bewusst sein. Das ergibt ein Crashtest des Versicherungsunternehmens Axa. "(...) Wir Versicherer und unsere Kundinnen und Kunden müssen damit [gemeint: die wachsenden Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen] aber auch neue Risiken beherrschen: E-Autos erzeugen zwar hierzulande nicht mehr Unfälle, können oftmals aber zu teureren Einzelschäden führen", sagt Nils Reich, Vorstand Sachversicherung, zu den Entwicklungen bei Axa in Deutschland.

Zwei Crashtests, welche das Versicherungsunternehmen vergangenen Donnerstag bei Zürich in der Schweiz durchführt hat, kamen zu dem Ergebnis, dass die größten Unfallrisiken bei Elektroautos die (oftmals) starke Beschleunigung darstellen – und nicht wie beim Verbrennerauto das Abbremsen. "Die meisten Elektroautos, insbesondere die leistungsstarken, haben ein sehr hohes Drehmoment, welches sich beim Antippen des Strompedals unmittelbar bemerkbar macht. Es kann daher zu einer ungewollten, ruckartigen Beschleunigung kommen, welche der Fahrer oder die Fahrerin nicht mehr kontrollieren kann", erklärt Michael Pfäffli, Leiter der Unfallforschung Axa Schweiz.

Tatsächlich verursachen Fahrerinnen und Fahrer von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen der Unfallstatistik der Axa Schweiz zufolge 50 Prozent mehr Kollisionen mit Schäden am eigenen Fahrzeug als jene mit Verbrenner.

Tesla erleidet Schaden am Unterboden

Beim ersten Crash wurde genau das deutlich: Ein Tesla fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf einen Kreisverkehr zu, betätigte nur kurz das Fahrpedal und überfuhr den Kreisverkehr dann mittig. Daraufhin überschlug sich das Auto und wurde am Unterboden beschädigt. Die Fahrgastzelle blieb jedoch funktionstüchtig. Auch dank der verbauten Sicherheitssysteme sei "im Normalfall mit keinen oder leichten Verletzungen zu rechnen", heißt es. 

Dass das Tesla-Fahrzeug bei dem Test einen Schaden erlitt, dürfte nicht an der Marke selbst liegen. Vielmehr dürfte der entstandene Schaden stellvertretend für ein mit Elektrofahrzeugen einhergehendes Risiko stehen. Denn es zeigt sich: Eine Schwachstelle von Elektroautos ist offenbar der Unterboden. Beim Überfahren von unebenen Fahrbahnen wie Kreisverkehren oder auch von Steinen kann dieser beschädigt werden. Damit kann auch die Antriebsbatterie zu schaden kommen, obwohl diese vorne, hinten und an den Seiten gut geschützt ist. "Der Unterboden scheint die Achillesferse von Elektroautos zu sein, weil die Batterie dort nicht zusätzlich geschützt ist. Dessen sollten sich Autofahrer und Autofahrerinnen bewusst sein", so Michael Pfäffli.

Angesichts dessen ruft Axa die Hersteller allgemein dazu auf, den Unterboden elektrisch betriebener Fahrzeuge entsprechend zu schützen – etwa mit einer Titanplatte. Darüber hinaus empfehlen die Unfallforscher beim normierten Crashtestprogramm Euro NCAP ein zusätzliches Crashtest-Szenario zur Überprüfung der Stabilität des Fahrzeugunterbodens einzuführen. Denn sollte die Antriebsbatterie eines Elektrofahrzeugs in Brand geraten, erfordert dieser aufwendige Löscharbeiten. Zugleich macht die Axa darauf aufmerksam: "Das Brandrisiko bei Autos, unabhängig davon, ob sie benzin- oder strombetrieben sind, ist sehr gering."

Das Versicherungsunternehmen rät Fahrerinnen und Fahrern eines Elektroautos, sich langsam an die Beschleunigung ihres/seines Fahrzeugs zu gewöhnen. Nach der Anschaffung eines neuen Elektroautos kann es zudem sinnvoll sein, die Beschleunigung zunächst manuell zu minimieren. Außerdem sollte man vorsichtig über Fahrbahnerhöhungen oder Steine fahren, um das Risiko einer Beschädigung zu reduzieren und den Unterboden nach der Fahrt genau überprüfen.

Verbrenner bei Kollision mit Elektroauto im Nachteil

Die Unfallforscher der Axa gehen davon aus, dass sich der Trend wachsender Fahrzeuggewichte fortsetzen wird und Neufahrzeuge in wenigen Jahren durchschnittlich zwei Tonnen wiegen werden. Beim zweiten Crashtest spielte genau jenes Gewicht eine entscheidende Rolle. Ein VW Golf mit Verbrennungsmotor sowie ein Elektro-Golf prallten mit einer Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h aufeinander.

Zweiterer brachte allerdings 400 Kilogramm mehr auf die Waage, wodurch der Verbrenner-Golf aufgrund einer höheren Energiebelastung deutlich größeren Kräften ausgesetzt war. In der Folge verzeichnete dieser einen höheren Blechschaden. Die Fahrsicherheitssysteme können die Unterschiede in der Regel allerdings ausgleichen. Bei dem Test blieben die Fahrgastzellen beider Fahrzeuge intakt. Die Insassen kommen in der Regel unverletzt davon. Anders sieht es hingegen bei älteren Fahrzeugen aus, bei denen die Sicherheitssysteme fehlen. Wer ein schwereres Auto fährt, der sollte sich grundsätzlich also auch der Verantwortung bewusst sein, dass leichtere Fahrzeuge im Falle eines Unfalls benachteiligt sind, so der Rat der Axa.

Quelle: Axa, 24Auto

nk