Z4 M-Roadster Im Würgegriff des Schattenparkers

Mit dem Z4 in der M-Version auf einsamen Landstraßen im südlichsten Spanien. Die Straße ringelt sich wie ein sterbender Drache, Verkehr gibt es nicht und Regen auch nicht. Dennoch: eine Katastrophe! Wie es dazu kam.

Bevor er ans Steuer darf, muss der Motor-Journalist einiges auf sich nehmen. Lange Zeiten auf Flughäfen überbrückt er mit Brian Enos "Music for Airports" oder mit Hörbüchern nach Dan Brown. Schön auch, wenn man bei Filmen wie Jetlag oder Stewardess so richtig auflebt. Beim langen Pilgerweg zum neuen Auto lernt man Europas Flughäfen nämlich kennen und hoffentlich lieben. Wer nun nach sechs bis sieben Stunden und launigen Zwischenstopps in Jerez aus der Maschine krabbelt und sich auf den Zündschlüssel "seines" Z4 M-Roadster freut, hat sich geirrt. Ab geht es in einen Linienbus - "Hotel-Shuttle" geheißen. Dort angekommen, gibt es noch lange keine Wagen, aber jede Menge Schampus, um die Jounalisten-Meute müde zu stimmen. Dann Häppchen und Pressekonferenz. Wer gedient hat und bei der Bundeswehr die staatsbürgerlichen Unterweisungen erleben durfte, ist im Bilde.

Gib mir den Schlüssel!

Am nächsten Morgen dann endlich gibt es ihn, den heiß ersehnten Schlüssel. Für ein paar Stunden hat man den Z4 M Roadster, leider nicht allein, man fährt zu zweit. Der Kollege fängt moderat an, auf der Autobahn ein schlaues Beginnen. Wer in Spanien die Regelungsgrenze von 250 km/h heraus fahren möchte, lernt die ungemütliche Seite der Guardia kennen.

Trantüten auf der Mörderpiste

Endlich wird auf eine Traumroute abgebogen, doch auf dieser Dorf-Verbindungstraße wird es Zeit, misstrauisch zu werden. Die Strecke ist ein Traum für den Autofahrer, ein Alptraum für den Steuerzahler. Mit EU-Geldern wurde eine brandgefährliche, nagelneue Piste ins Nirgendwo gebaut. Der neue Asphalt ringelt sich genauso mörderisch wie der alte Feldweg durch Haine und Hügel. Nivellierung und Begradigung? Fehlanzeige. Für solche Wege wurde der Z4 M gebaut, unbequem und kompromisslos. Kein Komfort und kein Platz an Bord, aber eine Fahrspaßmaschine ohnegleichen, wenn man ihn von der Leine lässt. Wenn! Verstohlen linse ich ins Cockpit. Tatsächlich, mein Fahrer hält ein Tempo von 40 bis 55 km/h für Fahrzeug und Strecken angemessen. "Hmm, man muss kaum schalten!", lobt er den Leistungswillen des Triebwerks. Die 343 PS des 3,2 Liter Aggregats mit 400 Nm brummen im Tiefschlaf vor sich hin. Oha, da legt meine Mutti mehr Kohlen aufs Feuer, wenn der Supermarkt schließt.

Kurzes Erwachen

Jeder, wie es ihm gefällt, denke ich mir und schlummer vor mich hin. Nach etwa 80 Kilometern ist der Fahrerwechsel. "Pedal to Metal" heißt meine Losung, erst Gas zum Anschlag, nach Sekunden dann in die Eisen. Der Untergrund schmiegt sich wie eine zweite Haut über den schrundigen Untergrund. Schalten muss man immer noch nicht, der zweite Gang regiert die Piste. Nach drei Minuten endet der Traum, von rechts kommt die entschiedene Bitte, es doch "deutlich ruhiger" angehen zu lassen. Ab jetzt muss geschlichen werden. Der Richtwert ist ja bekannt, 40 bis 55 km/h. Mit einem Ford Transit voller Legehennen wäre es eine Herausforderung, aber so.

Finale Demütigung

Plötzlich eine schwarze Wand im Rückspiegel. Ein Bauer muss dringend aufs Feld, sein Nissan Pathfinder gibt alles. Der Pathfinder ist eine Kreuzung von Mini-Wohnwagen und Geländemobil - mit dem Z4 hat er heute leichtes Spiel. Ein Fauchen und er fegt vorbei. Unser Roadster schnurrt hinterher. Zum Glück hat der M keine künstliche Intelligenz eingebaut bekomen, sonst hätte er bei dieser Schmach die Piloten abgeworfen.

Entschädigung auf der Rennbahn

Hinterher geht es auf die Grand Prix-Rennstrecke von Jerez - ohne Mitfahrer. Nach dem Adrenalinstoß kann man jetzt schreiben von heißen Reifen, tollen Verzögerungen, dem bekannt guten Fahrwerk mitsamt den elektronischen Helferlein, die auch schwierige Situationen dann meistern, wo mit "Mechanik nackt" nichts mehr zu retten wäre. Man durfte erleben, dass im Z4 M Roadster noch BMW pur zu erleben ist. Ein BMW bei dem Sportlichkeit und Leistung den Ton angeben und der Wunsch nach Super-Luxus oder Einstiegsmotoren noch nicht den Markenkern verdrängt. Der Motor dreht bis fast 8000 Umdrehungen hoch, die Bremsanlage zeigt sich der Rennstrecke absolut gewachsen, beginnt aber relativ schnell quäkende Geräusche von sich zu geben. Auch in kniffligen Situationen bleibt die Lenkung extrem präzise. 12,1 Liter SuperPlus soll der Zweisitzer bei gemäßigter Gangart verbrauchen, real sollte man mit einem Minimum von 14 Litern rechnen.

Der Preis der Freuden

Die optischen Veränderungen des Z4 halten sich in bescheidenen Grenzen. Als Innovation wird nun "Carbonleder" angeboten, eine grenzwertige Geschmacksfrage. Kosten soll der M-Roadster 57.900 Euro. Für eine standesgemäße Ausstattung muss man entsprechend nachlegen. Dafür erhält man einen kompromisslosen "M"-Sportwagen mit fantastisch abgestimmtem Fahrwerk. Den Beifahrer kann man sich dann ja aussuchen.