Das Web ist nicht genug, lautet das Motto von Google. Aus dem ehemaligen reinen Suchmaschinenbetreiber ist längst ein Multimediagigant geworden, der überall mitspielen will, wo es ihm sinnvoll erscheint - und wo er Werbung anzeigen kann. Nach dem Web und den Smartphones heißt das nächste Ziel: der Fernseher. Wie das konkret aussehen soll, hat das Unternehmen aus Mountain View in Kalifornien jetzt auf seiner Entwicklerkonferenz "Google I/O" gezeigt.
Ganz einfach "Google TV" - und nicht "Smart TV", wie Anfang der Woche zu lesen war - heißt das Angebot, das für Google die Zukunft des Web darstellen soll. Die Präsentation von Google-Manager Rishi Chandra war zwar von technischen Problemen des Konferenzsaals geprägt, zeigte aber doch eindrucksvoll, wie Fernsehen und das Web verschmelzen sollen. Einige Fernseher und Set-Top-Boxen ermöglichen bereits den Zugang zum Internet oder zu ausgewählten Inhalten. Elektronikhersteller wie Samsung oder Panasonic haben schon länger in viele Flachbildfernseher einzelne Internetangebote von Yahoo über sogenannte Widgets integriert. Diese Lösung ist aber im Vergleich zum Original sehr eingeschränkt. Auf der Consumer Electronics Show im Januar in Las Vegas hatten verschiedene Hersteller Lösungen gezeigt, die einzelne Angebote wie Facebook, Twitter und Skype in Fernsehgeräten eingebaut hatten.
Google verspricht mehr. "Das Web wird eine natürliche Erweiterung des Fernsehens", so Chandra. Die Hauptprobleme bei der Verbindung von Web und TV aus Googles Sicht: "Erstens musste das Web für Fernsehgeräte dümmer gemacht werden als es ist." Und zweitens, sagte Chandra: "Man musste hin- und herschalten zwischen Webansicht und Fernsehbild." Das soll mit Google TV anders werden: Es wird egal, ob man Inhalte aus dem Fernsehen oder dem Web anschauen will. Alles erledigt Google TV.
Suchen im TV - wie im Web
Das zentrale Element von Google TV wird eine Suchmaschine sein, die sowohl TV- als auch Webinhalte zugleich zugänglich macht. Der Google-Manager zeigte das am Beispiel von "Dr. House" und "Sesamstraße". Die Suchmaschine spuckte aus: Sendehinweise für kommende Folgen - die man mit einem Klick auch gleich fürs Aufnehmen programmieren konnte. Dazu Links zu offiziellen Webseiten, Onlinevideotheken und Youtube-Sammlungen zum Thema. Wer einen bestimmten Sender sucht, kann dessen Namen eingeben und sich aus den Suchergebnissen entweder den Kanal auswählen oder auf das Webangebot des Senders springen. Das Surfen im Web - mit Googles Browser Chrome - soll sich so anfühlen wie mit dem PC und alle Funktionen ermöglichen. Chandra betont: "Das Umschalten zwischen Sendern und Webseiten ist dasselbe."
Während des Fernsehens ist es außerdem möglich, Twitter und soziale Netzwerke wie Facebook zu nutzen und sich mit seinen Freunden über TV-Sendungen austauschen. Google TV kann außerdem durch Smartphones mit dem Android-Betriebssystem und PCs ferngesteuert werden. Interessant: Wie für Smartphones wird es auch für Google TV Zusatzprogramme - Apps - geben, die Google TV um neue Funktionen erweitern können.
Prominente Hardwarepartner
Für die Hardware hat sich Google drei Partner gesucht, die bereits im Vorfeld seit Monaten kolportiert worden sind. Die Rechenpower für Google-TV-Produkte kommt von Intel. Der neue Atom-Prozessor CE4100 wurde speziell für Unterhaltungselektronik entwickelt.
Der japanische Elektronikriese Sony hat "Sony Internet TV" angekündigt - die weltweit erste Fernseherreihe mit Google TV. Im Herbst 2010 sollen die ersten Geräte in den USA auf den Markt kommen. Darunter ein Fernsehermodell sowie eine Set-Top-Box, die auch ein Blu-ray-Disc-Laufwerk enthält.
Der Schweizer Peripherie-Hersteller Logitech wird ein Zusatzgerät auf den Markt bringen, das vorhandene HDTV-Geräte mit Google TV verbinden kann. Diese Box soll die Technik von Logitechs "Harmony"-Fernbedienungen beinhalten und eine Tastatur mit Fernbedienungsfunktionen kombinieren.
Der Drang ins Wohnzimmer
Für Intel ist das Projekt ein neuer Anlauf, seinen Einflussbereich von Computern auf Fernseher auszuweiten. Die Chips der Atom-Serie finden bisher vor allem in kleinen Netbooks Verwendung.
Auch Sony könnte sich einen Vorteil im hart umkämpften Markt für Fernseher verschaffen, wo es inzwischen sehr schwierig ist, die eigenen Produkte von denen der Konkurrenz abzuheben. Zu ähnlich sind Qualität und Features. Könnte sein, dass Google auch diesen Markt durcheinanderwirbelt.
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