Nach monatelangem Streit über Hackerangriffe und Zensurbestimmungen in China hat der US-Internetriese Google seine selbst auferlegten Beschränkungen am Montag für beendet erklärt. Das Unternehmen habe seine Zensur des Angebots für chinesische Nutzer gestoppt und bietet wieder eine unzensierte Suchmaschine an, teilte Google mit.
Wie Google-Chefjustiziar David Drummond in einem Internet-Blog schrieb, stoppte das Unternehmen sein Angebot auf google.cn für die allgemeine Internetsuche, ebenso die Nachrichtensuche und die Bildersuche. Die Besucher der Website google.cn würden nun auf die Seite google.com.hk umgeleitet. Auf den Servern in Hongkong stünden unzensierte Angebote auf Chinesisch zur Verfügung, die sich speziell an Nutzer aus der Volksrepublik richten. Auf einer täglich aktualisierten Website will Google darüber informieren, welche seiner Dienste von China aus erreicht werden können. Das Unternehmen hoffe, dass Chinas Regierung den Schritt respektieren werde. "Obwohl wir uns bewusst sind, dass sie den Zugang zu unseren Diensten jederzeit blockieren kann", so Drummond.
Der US-Konzern hatte im Januar angekündigt, Pekings Zensur-Anforderungen nicht mehr befolgen zu wollen und notfalls auch einen Rückzug aus China in Kauf zu nehmen. Die kommunistische Regierung verlangt von westlichen Internet-Unternehmen, dass sie zum Beispiel Informationen über Tibet oder die blutige Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 herausfiltern. Sie hatte unmissverständlich gewarnt, dass Google mit Konsequenzen rechnen müsse, falls der Konzern auf die Zensur verzichtet.
Google muss mit Konsequenzen rechnen
Google hatte seine Haltung zu der von Peking verordneten Zensur nach einem Hackerangriff auf sein E-Mail-System Gmail Ende vergangenen Jahres überdacht. Die Attacke sei nach China zurückverfolgt worden, hatte es geheißen. Das Unternehmen beharrt nun auf seinem neuen Kurs, weltweit entschiedener gegen Zensur vorgehen zu wollen. China hatte Google zuletzt vorgeworfen, den Streit zu politisieren.
Auf die Aufhebung der Zensur reagierte die chinesische Regierung nun empört. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua zitierte einen Regierungsbeamten mit den Worten, Google habe "sein schriftliches Versprechen gebrochen". Der Stopp der Zensur der Suchbeiträge sei "total falsch".
Auswirkungen auf die ohnehin angespannten Beziehungen zu den USA soll Googles Entscheidung aber nicht haben. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Qin Gang, sagte, es handele sich "vornehmlich" um eine wirtschaftliche Angelegenheit. Er sehe daher zunächst keine Konsequenzen, es sei denn die Entscheidung werde "politisiert".
Chinesischer Internet-Markt sehr lukrativ
Der chinesische Internet-Markt gilt als äußerst lukrativ und zukunftsträchtig. Google, mit Abstand der weltweite Marktführer bei Suchmaschinen und Internet-Werbung, hat in diesem Markt jedoch einen schweren Stand. Das Unternehmen startete in China relativ spät und liegt deutlich hinter dem chinesischen Konkurrenten Baidu.com zurück.
Der weltweit größte Suchmaschinenanbieter kehrt der Volksrepublik jedoch nicht komplett den Rücken zu. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit werde fortgesetzt, teilte Google mit. Ebenso werde die Abteilung Verkauf aufrecht erhalten, allerdings werde sich deren Mitarbeiterzahl teilweise daran orientieren, inwiefern Nutzer aus der Volksrepublik auf die Google-Seite in Hongkong zugreifen könnten. "