Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch - kurz davor - der große Netztest von "Connect". Anders als die Kinder unter dem Tannenbaum fiebern die Provider dem aber eher nicht entgegen. Schließlich könnte der harte Test die ganze Branche durcheinanderwirbeln. Zumindest theoretisch. Denn in der Praxis siegt dann doch in der Regel die Telekom. Das ist zwar auch dieses Jahr der Fall, der Abstand ist aber spürbar geschrumpft.
Telekom bleibt auf 1 - aber so knapp wie nie
Das liegt aber nicht daran, dass sich die Telekom verschlechtert hat. Im Gegenteil: Die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica stehen allesamt gegenüber dem letzten Jahr besser da. Bloß: Vodafone und vor allem die Telefónica konnten sich deutlich stärker verbessern als der Branchenprimus.
Grundsätzlich bleibt die Rangfolge aber gleich: Die Telekom ist mit 926 von 1000 Punkten unangefochten vorne, der letztes Jahr ebenfalls Zweitplatzierte Vodafone konnte den Abstand mit 876 erreichten Punkten aber verringern. Am stärksten holt die Telefónica auf: Mit einem Score von 852 konnte das durch die komplizierte Integration des E-Plus-Netzes gebeutelte O2-Netz sich um satte 100 Punkte verbessern. Eine wirklich starke Entwicklung.
Gut für den Kunden
Dass die Netze sich so spürbar verbessern, ist vor allem eines: erfreulich für die Kunden. In großen und mittleren Städten haben sie nun eine echte Auswahl. O2 konnte hier in manchen Punkten sogar Vodafone überflügeln, etwa bei der Internetgeschwindigkeit in Innenstädten. In kleineren Städten und auf der Landstraße liegt die Telekom zwar weiter vorn, der Abstand hat sich aber verkürzt. Der Crowdsourcing-Test (mehr dazu unten) deutet laut "Connect" darauf hin, dass vor allem Vodafone hier stark auf Breitbandausbau an Orten setzt, die bisher von allen unterversorgt sind. Den meisten Verbesserungsbedarf hat weiter die Telefónica.
Beim komplizierten Thema Zugfahrt ist zwar längst noch nicht das Niveau der Straßen erreicht, immerhin konnten sich aber alle drei Anbieter verbessern.
5G mischt die Karten neu - aber noch nicht jetzt
Besonders spannend ist das Thema 5G. Obwohl der neue Standard gerade erst eingeführt wird, kann die Telekom hier schon punkten. In fast einem Drittel der befahrenen und belaufenen Testgebiete konnten die Tester bei Team Magenta schon gelegentlich 5G-Empfang melden, wenn auch meist in der etwas langsameren 2,1-GHz-Variante. Das schnellere 3,5-GHz-Netz war weniger verbreitet. Vodafone hat da noch viel zu tun: Selbst in Großstädten gab es auf nicht mal zwei Prozent der Testfelder 5G. O2 hatte erst so spät mit dem Aufbau angefangen, dass der neue Standard im Test keine Beachtung fand.
Dabei ist hier das Potenzial besonders groß: 5G gilt als wegweisend für die Digitalisierung, mit dem Ausbau des Netzes könnten auch die Karten zwischen den bestehenden Providern neu gemischt werden. Mit United Internet (Drillisch, 1&1) hat zudem ein vierter Provider Frequenzen zum Aufbau eines Netzes ersteigert. Allerdings gab es zuletzt Zweifel der Mitbewerber, ob der Neueinsteiger tatsächlich ein eigenes Netz aufbauen will. Wie und ob durch die neue Technologie auch eine Revolution im Providerranking kommt, wird aber wohl erst die Tests in den nächsten Jahren zeigen können.

So wurde getestet
Um die Qualität der Netze zu prüfen, reisen die Tester von "Connect" in Kooperation mit den Netzexperten der Agentur Umlaut per Auto, zu Fuß und mit der Bahn durch das ganze Land und lassen dabei Dutzende Geräte automatisiert telefonieren und surfen. Eine wichtige Rolle spielt mittlerweile der sogenannte Crowdsource-Test: Fast eine halbe Millionen Menschen im ganzen Land erlauben über eine App, die eigene Verbindung zu prüfen und übertragen dann die Daten. Dadurch ergibt sich ein noch umfangreicheres Bild.
Den vollständigen Netztest finden Sie in der neuen Ausgabe der "Connect" und ab dem 3. Dezember auf dieser Internetseite.
Quelle: Connect