Am Freitag erscheinen die beiden neuen, größeren iPhones (den Test des iPhone 6 und 6 Plus finden Sie hier). Das dazugehörige Betriebssystem iOS 8 feiert aber schon heute seine Premiere. Zugegeben: Auf den ersten Blick hat sich nicht allzu viel verändert. Einen völlig neuen Look wie beim Sprung von iOS 6 auf Version sieben gibt es nicht. Diesmal steht die Technologie im Vordergrund: Entwickler haben nun mehr als 4000 neue Software-Schnittstellen, um Apps mit neuen Funktionen auszustatten. Zugleich hat Apple an vielen Details geschraubt und die Verzahnung zwischen iOS und dem Mac-Betriebssystem OS X vorangetrieben. Außerdem gibt es ein paar neue Dienste. Wir stellen die größten Neuerungen von iOS 8 vor.
Ein Hinweis: Nicht alle Nutzer können das neue Betriebssystem installieren. Besitzer folgender Geräte dürfen ihr System aktualisieren: iPhone 4S, iPhone 5, iPhone 5C, iPhone 5S, iPod touch (fünfte Generation). Bei den Tablets wird das iPad 2, iPad mit Retina Display, iPad Air, iPad mini und iPad mini mit Retina Display unterstützt. Das iPhone 4 wird damit erstmals seit vier Jahren nicht mehr unterstützt. Die neuen Modelle iPhone 6 und iPhone 6 Plus haben iOS 8 bereits ab Werk installiert.
iMessage - Standortfreigaben und Sprachnachrichten
Der Erfolg von Nachrichtendiensten wie Whatsapp oder dem Facebook-Messenger hatte Apple kalt erwischt. Mit neuen Funktionen will der iPhone-Hersteller nun den integrierten Nachrichtendienst aufpeppen: So kann man jetzt Gruppen-Chats erstellen oder an andere Apple-User Sprachnachrichten verschicken. Dazu muss man nur den Mikrofon-Button in der rechten unteren Ecke gedrückt halten. Auch mehrere Fotos und Videos kann man nun in wenigen Sekunden verschicken - eine längst überfällige Funktion.
Praktisch: Auf die Frage "Wo bist du?" kann man nun seinen eigenen Standort auf einer Karte markiert schicken. Wählen Sie dazu in einer Nachricht das Menü "Details", dort klicken Sie auf "Standortfreigabe" - die GPS-Koordinaten können für eine Stunde, bis zum Ende des Tages oder für immer freigegeben werden.
Fotos - Zeitraffer und mehr Übersicht
Die Foto-App wurde in iOS 8 komplett überarbeitet. Für mehr Übersicht gibt es eine Suche, so kann man etwa Bilder aus einem bestimmten Ort oder von vor einem Jahr gezielt aus dem Fotoarchiv heraussuchen. Mit verschiedenen Tools können die Bilder bearbeitet werden, so kann man etwa den Kontrast anpassen oder das Bild besser zuschneiden. In der Kamera-App gibt es einen neuen Zeitraffer-Modus, der mehrere Minuten Videomaterial auf wenige Sekunden reduziert.
Neue Einstellungen - Akkufresser aufspüren
Der Akku ist schon wieder leer? In den Einstellungen gibt es nun ein Menü, das die größten Stromfresser entlarvt. Wählen Sie dazu den Punkt "Allgemein", dann "Benutzung" und anschließend "Batterienutzung". In dem nun aufpoppenden Menü werden die größten Stromfresser-Apps der letzten 24 Stunden und sieben Tage aufgelistet.
Mitteilungszentrale - Abkürzung gefällig?
Mehr Komfort bietet die überarbeitete Mitteilungszentrale. Erhält man beispielsweise eine SMS, während man gerade im Browser surft, poppt die Nachricht am oberen Bildrand auf. Zieht man die Kurzmitteilung nach unten, kann man direkt auf die Nachricht antworten, ohne den Browser schließen zu müssen. Auf dieselbe Weise kann man auch Termine für den Kalender akzeptieren oder eingehende Mails löschen.
Neue Tastaturen - Flinker tippen
Mit iOS 8 hat die nervige Beschränkung, die mitgelieferte iPhone-Tastatur nicht systemweit wechseln zu können, endlich ein Ende: Die von Android-Smartphones beliebten Alternativtastaturen Swiftkey und Swype kommen auf das iPhone und iPad. Nach der Installation der Anwendungen muss man nur über die Tastatur wischen, ein Algorithmus erkennt die Wörter anhand der Wisch-Gesten. Das erfordert Eingewöhnungszeit, ist aber enorm praktisch.
Eine weitere Änderung betrifft die Originaltastatur von Apple: Die Technologie Quicktype liefert Wortvorschläge. Laut Apple ist die Tipp-Hilfe lernfähig und passt ihren Wortschatz an den Nutzer an. So werden in SMS beispielsweise umgangssprachlichere Vorschläge geliefert als in E-Mails, wenn man dort eher einen formellen Stil wahrt.
Health - Hier kommt Dr. Apple
Fitness-Tracker sind der Mega-Trend des Jahres. Die schlauen Armbändchen zählen Schritte, Kalorien und analysieren sogar das Schlafverhalten seines Trägers. In der neuen Health-App von Apple können die Daten von Trackern und anderen Gadgets - etwa smarte Waagen oder Pulsmesser - gebündelt werden. Zusätzlich kann eine Art Notfallpass erstellt werden, in dem die eigene Blutgruppe oder Allergien vermerkt sind. Mit Erscheinen der Apple Watch wird dieser Bereich sicherlich noch an Bedeutung gewinnen.
HomeKit - Anlaufstelle für das schlaue Zuhause
Ob intelligente Steckdosen, Fenstersensoren oder per Smartphone steuerbare Lampen - das Smart Home ist längst Alltag geworden. Mit HomeKit bietet Apple nun einen Hub für alle vernetzten Geräte. Unterstützt wird die Steuerzentrale etwa von Philips (Hue-Lampen), Tado (Heizungssteuerung), Osram (Lampen), Chamberlain (Garangentorsteuerung), Withings (Waagen/Überwachungskameras), Netatmo (Wetterstation) und Honeywell (Thermostat). Bislang steckt der Smart-Home-Bereich noch in den Kinderschuhen - doch durch die iOS-8-Integration könne es einen enormen Schub geben.
Mehr Privatsphäre
Mit iOS 8 stärkt Apple die Privatsphäre der Nutzer. Die eindeutig identifizierbare Mac-Adresse des Wlan-Moduls wird etwa verschleiert, bis man einen Verbindungsaufbau startet. Datensammler in öffentlichen Zentren haben so keine Chance mehr. Eine weitere Neuerung betrifft die Ortungsdienste: Die Standortfreigabe für Apps muss beispielsweise nach einigen Tagen Nutzung erneuert werden.
iCloud Drive - Angriff auf Dropbox
Mit iOS 8 erhält der Internetspeicher iCloud ein Update. So gibt es eine Online-Fotomediathek, in der Bilder und Videos über verschiedene Apple-Geräte hinweg gespeichert und angeschaut werden können. Für Apple ein Novum: Mit iCloud Drive kann man sich Ordner anlegen und darin Dokumente abspeichern - sowohl auf einem Mac als auch auf einem PC mit Windows 7 oder 8. Auf dem iPhone hat man exakt die selbe Ordnerstruktur. Zudem hat man immer Zugriff auf die aktuelleste Dateiversion.
Fünf Gigabyte Speicherplatz gibt es kostenlos, 20 GB kosten 99 Cent im Monat. Pakete mit 200, 500 oder 1000 GB bietet Apple für 3,99 Euro, 9,99 Euro und 19,99 Euro an.
Das hat sich sonst noch getan
Spotlight: Zieht man den Finger von der Mitte des Homescreens nach unten, poppt am oberen Bildschirmrand das Spotlight auf. Die Suche lädt nun nicht nur deutlich schneller, die Ergebnisse werden nun auch nach Kategorien sortiert.
Siri:
Siri kann nun mit dem Sprachbefehl "Hey Siri" gestartet werden - allerdings nur, wenn das iPhone an ein Ladegerät angeschlossen ist. Zudem kann der Sprachassistent Songs erkennen, die gerade gespielt werden. Für die Funktion kooperiert Apple mit dem Musikerkennungsdienst Shazam.
Browser:
Apples Browser unterstützt in iOS 8 einen sogenannten Desktop-Modus. Damit können Sie Webseiten nicht nur in der für Mobilgeräte optimierten Ansicht aufrufen, sondern auch in der Desktop-Ansicht. So starten Sie den Desktop-Modus: Tippen Sie die URL in die Adressleiste, wischen Sie dann die darunter befindlichen Bookmarks nach unten. Es erscheint der Button "Desktop-Site anfordern". Ebenfalls neu im Browser: Die Google-Alternative "DuckDuckGo" kann als Standardsuchmaschine hinterlegt werden.
Familienfreigabe: Mit iOS 8 können bis zu sechs Familienmitglieder Einkäufe aus iTunes, iBooks und dem App Store gemeinsam nutzen. Einzige Bedingung: Alle Nutzer müssen die gleiche Kreditkarte in ihrem Account hinterlegt haben. So hat die Familie auch Zugriff auf gemeinsame Fotos und Kalender.
Verbesserte Multitasking-Ansicht:
Auch in iOS 8 erreicht man durch zweimaliges Drücken des Home-Buttons die Multitasking-Übersicht mit allen derzeit geöffneten Apps. Oberhalb der App-Vorschauen sind nun Kontakte zu sehen, mit denen man zuletzt interagiert hat. Von dort aus kann man den Gesprächspartner direkt anrufen oder eine Nachricht schreiben.