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Smartphones "Schmeißt eure iPhones weg oder gebt sie den Kindern" – Putin fürchtet Spionage durch Apple-Geräte

Wladimir Putin
Die Annäherung Russlands an China hat offenbar auch Folgen für die technische Ausstattung der Russen.
© Alexey Nikolsky / Sputnik / AFP
Russlands Präsident Wladimir Putin möchte weniger amerikanische Technik in Russland. Den Anfang müssen Mitarbeiter der russischen Präsidialverwaltung machen – und ihre Geräte schon bald abgeben.

Diese Nachricht dürfte vor allem den russischen Außenminister Sergei Lawrow hart treffen – denn er ist langjähriger Apple-Nutzer. Laut der russischen Zeitung "Kommersant" wurden alle Mitarbeiter der Präsidialverwaltung aufgefordert, ihre iPhones loszuwerden. "Für das iPhone ist es vorbei: Entweder man wirft es weg oder man schenkt es den Kindern", zitiert "Kommersant" einen Teilnehmer eines internen Treffens, das kürzlich in Moskau stattfand.

Russland hält Apples iPhones für "anfällig"

Im Prinzip spielt die gleiche Angst vor Spionage eine Rolle, die auch das Aus für Huawei in den USA bedeutete. Die Zeitung berichtet, dass Russland Apple-Geräte für unsicher halte und der Meinung ist, iPhones seien "im Vergleich zu anderen Smartphones anfälliger für Hacking und Spionage durch westliche Experten." Bislang beschränkte Russland die Verbote bestimmter Technologien vor allem auf Software. So forderte zum Beispiel der stellvertretende Ministerpräsident Dmitri Tschernyschenko im vergangenen Sommer dazu auf, im Rahmen der amtlichen Tätigkeiten nur noch inländische Messenger zu benutzen, beispielsweise Trueconf anstelle von Zoom.

Auch Natalja Kasperskaja, Mitbegründerin des Unternehmens Kaspersky Lab und eine der reichsten Frauen Russlands, warnt vor Hardware aus anderen Ländern. Gegenüber "Kommersant" erklärte sie, dass Endgeräte nur dann vor Spionage sicher seien, wenn sie aus dem eigenen Land kämen. "In dieser Hinsicht", so Kasperskaja, "hat das heimische Betriebssystem einen Vorteil."

Gemeint ist damit Aurora OS. Das System basiert auf Linux und gehört dem russischen Staatskonzern Rostelecom. Bisher war es aber nur für die Regierung gedacht und unterstützt keinerlei bekannte Apps. Bereits Anfang März berichtete die russische Webseite "Cnews", dass Alexander Kalinin, Gründer des russischen Tech-Unternehmens NCC, bis Ende des Jahres eigene Geräte mit dem russischen Betriebssystem bauen wolle (Russland plant angeblich ein eigenes Smartphone).

Chinesische Marken dominieren schon jetzt

Eine andere Lösung könnte aber auch von Putins "Freund" Xi Jinping kommen. Denn schon jetzt haben chinesische Hersteller laut einem Bericht von "CNN" einen Marktanteil von 95 Prozent in Russland. Satte 53 Prozent davon entfallen auf Xiaomi.

Die oberste Etage der russischen Regierung – mit Ausnahme von Lawrow – scheint das Verbot aber nicht weiter zu treffen. Wie "Reuters" berichtet, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass dort ohnehin keine Smartphones in Verwendung seien. "Smartphones sollten nicht für dienstliche Zwecke verwendet werden", sagte Peskow den Reportern. "Jedes Smartphone hat einen ziemlich transparenten Mechanismus, egal welches Betriebssystem es hat – Android oder iOS. Natürlich werden sie nicht für dienstliche Zwecke verwendet."

Tatsächlich ist nicht bekannt, dass Wladimir Putin ein eigenes Smartphone besitzt oder benutzt. Das bestätigte zuletzt die russischen Nachrichtenagentur "Tass". Damit ist er nicht alleine. Auch andere Spitzenpolitiker, etwa Olaf Scholz, nutzen dienstlich spezielle Krypto-Smartphones, von denen man sich eine besondere Abhörsicherheit verspricht.

Die Warnung, Apple-Geräte seien anfälliger für Hacking und Spionage, ist allerdings neu. Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gelten die Apple-Geräte als sehr sicher und erhielten sogar ohne Modifikationen die Freigabe für den "staatlichen Einsatz durch die Behörden des Bundes".

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