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45-jähriger Informatiker Vor 14 Jahren erfand er Skype - nun plant Ahti Heinla die nächste Revolution

45-jähriger Informatiker: Vor 14 Jahren erfand er Skype - nun plant Ahti Heinla die nächste Revolution
© Nick Ansell/ / Picture Alliance
Mit dem Videotelefoniedienst Skype landete Ahti Heinla Anfang der 2000er einen Durchbruch. Nun plant er Lieferroboter, die über unsere Bürgersteige fahren werden. Die Technik ist schon ziemlich weit, doch noch gibt es einige Baustellen.

Ahti Heinla ist 45 Jahre alt, doch arbeiten muss er längst nicht mehr. Er entwickelte 2003 die erste Version von Skype und machte das Telefonieren kostenlos. Im September 2005 kaufte Ebay die Software für 3,1 Milliarden US-Dollar. Vor sechs Jahren wurde Skype wiederum von Microsoft gekauft, für stolze 8,5 Milliarden US-Dollar. Heinla und die anderen Gründer wurden durch die Verkäufe Multimillionäre.

Wie viel Geld Heinla genau besitzt, weiß er laut eigener Aussage gar nicht, schreibt die "Welt". Es scheint ihn auch nicht zu interessieren. Denn statt sich mit Mitte 40 aufs Altenteil zurückzuziehen, will er es noch einmal wissen: Nach dem Ausstieg bei Skype entwickelte der Informatiker ein Mars-Fahrzeug für einen Ideen-Wettbewerb der Nasa. Heinla und sein Team konnten sich nicht durchsetzen, doch sie stürzten sich direkt in das nächste Projekt: Starship Technologies. Wieder geht es um Roboter, diesmal aber nicht fürs Weltall, sondern unsere Fußgängerzonen. Er will Lieferrobotern, die künftig unsere Einkäufe aus dem Supermarkt direkt zu uns nach Hause fahren, zum Durchbruch verhelfen.

Roboter auf dem Bürgersteig

Große Distanzen kann der Roboter nicht zurücklegen. Ausgelegt ist er für Fahrtstrecken von vier, maximal fünf Kilometern. Für Heinlas Vision ist das völlig ausreichend: In ein paar Jahren werden Hunderte Roboter in Schrittgeschwindigkeit auf den Gehwegen unserer Innenstädte wuseln, erklärt er in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Wir bestellen unsere Waren - egal ob T-Shirts oder Lebensmittel - online, der Roboter bringt sie uns bis an die Haustür. Klingeln kann er natürlich nicht, stattdessen gibt es eine Push-Benachrichtigung aufs Smartphone. 

Im Vergleich zum klassischen Lieferwagen soll Heinlas Roboter viel sparsamer sein, außerdem benötigt er keinen Parkplatz und blockiert nicht die Straße. Und er kann auch abends Pakete zustellen. Dadurch liegt der Lieferpreis bei nur einem Dollar - das ist günstiger als jeder LKW. Damit der Robbi auf dem Weg vom Supermarkt zum Kunden nicht in andere Verkehrsteilnehmer kracht, greift er auf zahlreiche Sensoren und neun Kameras zurück, zudem wird er via GPS navigiert.

Und was passiert, wenn es Diebe auf den kleinen Roboter abgesehen haben? Auch dafür hat Heinla vorgesorgt: Die Einkäufe sind sicher im Inneren verstaut. Wer sie stehlen will, wird unweigerlich von den Kameras gefilmt. Diese werden die gesamte Zeit von einem Mitarbeiter (Heinla nennt ihn Operator) beaufsichtigt. Im Falle eines Verbrechens ruft er sofort um Hilfe und alarmiert die Polizei. Ein Mitarbeiter könne bis zu 100 Lieferroboter gleichzeitig im Auge behalten, erklärt Heinla der FAZ.

Drohnen gegen Roboter

Bereits im kommenden Jahr sollen Tests beginnen. Allerdings muss sein Team bis dahin noch einige Probleme ausräumen: In Deutschland müsse man etwa jede Kommune einzeln um Erlaubnis fragen, ob die Roboter auf dem Bürgersteig fahren dürfen, in England muss das hingegen nur einmal landesweit abgeklärt werden.

Trotzdem glaubt Heinla langfristig an den Erfolg der Lieferroboter. Denn Drohnen, so der 45-Jährige, werden sich bei den Kunden nicht durchsetzen. Wer will schon ständig Paketboten über sich schwirren haben, womöglich gar über spielende Kinder hinweg? Wie viel Vertrauen gibt es in die Technik, wenn es zu Unfällen mit heruntergefallenen, schwer beladenen Paketen kommt?

Ob sich am Ende fliegende Lieferdrohnen oder durch die Fußgängerzonen heizende Roboter durchsetzen werden, wird sich zeigen. Bis dahin hat Heinla vermutlich längst das nächste Projekt ins Auge gefasst. Denn mit einer Luxusyacht durch die Welt zu schippern und seinen Reichtum zu genießen - das kommt für den Programmierer nicht infrage.

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