Das war der größte Blackout der norwegischen Geschichte. Am 8. November 2018 kollidierte die Fregatte "Helge Ingstad " vor Norwegens Küste mit einem Öltanker. Eine detaillierte Aufklärung liegt noch nicht vor, aber offenbar wollten die Offiziere der Fregatte die Navigation nach Sicht in der Nähe eines Ölterminals erproben.
Eine Reihe schwer verständlicher Pannen und Nachlässigkeiten an Bord des Kriegsschiffes führten zu dem Unglück. Die "Helge Ingstad" hatte unter anderem das eigene Positionierungssignal abgeschaltet. Auch sollen die Rudergänger auf der Brücke die Positionierungsdaten anderer Schiffe und das Radar nicht beachtet haben. Sie übten das Navigieren auf Sicht und bei diesem riskanten Manöver passierte ihnen auch noch ein weiterer Irrtum: Sie sahen den hell erleuchteten Tanker, hielten ihn jedoch für eine Installation auf dem Festland. Diese Fehler führten zur Kollision und dem späteren Untergang der Fregatte. Mittlerweile wurde sie gehoben und in das Marinearsenal gebracht.
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Die spektakulären Havarien im Jahr 2017 haben offenbar nichts mit technischen Mängel zu tun. Sie sind auf Fehler der Besatzung zurückzuführen.
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Neubau kommt billiger
Doch nun hat die Regierung entschieden, die Fregatte zu verschrotten. Denn eine Reparatur wäre weit teurer als die Neuanschaffung eines verbesserten Schiffes. Schon bei der Bergung war zu erkennen, dass drei Monate unter Wasser dem Schiff sichtlich zugesetzt haben. Die Inneneinrichtung, die Maschinen und Generatoren und sämtliche Elektronik wurden rettungslos beschädigt.
Eine Reparatur soll 12 bis 14 Milliarden norwegische Kronen kosten, ein neues Schiff hingegen ist mit 11 bis 13 Milliarden Kronen (1,2 bis 1,45 Milliarden Euro) billiger. Die "Helge Ingstad" war eines der fünf Schiffe der "Fritjof Nansen"-Klasse. Die norwegische Marine hat mit ihr eines ihrer stärksten und modernsten Schiffe verloren.
Konstruktive Mängel der ganzen Klasse
Die "Helge Ingstad" wurde im Herbst 2009 als vierte von fünf Fregatten der Nansen-Klasse an die Marine übergeben. Die Fregatte hat eine Verdrängung von 5290 Tonnen. Die Länge beträgt 134 Meter, die Breite 16,80 Meter. Sie ist mit dem Aegis-Kampfsystem ausgerüstet und wurde nach Stealth-Gesichtspunkten konstruiert. Sie ist daher kaum auf dem Radar wahrzunehmen.
Unklar ist bislang, welchen Ersatz die Marine ordern wird. Die Fregatte ist nach der Kollision wegen konstruktiver Mängel gesunken. Die Besatzung hoffte, den Wassereinbruch einzudämmen und das Schiff über Wasser zu halten. Doch die einzelnen Sektionen der Fregatte waren nicht wasserdicht voneinander getrennt. Durch die Propellerwellen geriet Wasser in den Technikraum. Nachdem der überflutet war, floss das Wasser weiter in den hinteren und den vorderen Maschinenraum. Mit so vielen Sektionen unter Wasser war die Fregatte nicht zu halten.
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