
Edelfäule
Der Begriff Edelfäule wirkt im ersten Moment unappetitlich, doch durch den Fäulnisprozess kann Wein ebenso wie Käse an Geschmack dazugewinnen. Bestimmte Schimmelpilze lösen den Fäulnisprozess aus – auch bei Weintrauben. Genau genommen handelt es sich um den Edelfäulepilz Botrytis cinerea, auch Grauschimmelfäule genannt. Diese kann viele Pflanzen befallen – im Weinbau kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Doch nicht immer ist der Befall mit dem Edelfäulepilz positiv. Unreife Trauben können dadurch eine Rohfäule - oder auch Sauerfäule genannt – entstehen lassen, sodass die Trauben nicht mehr weiter reifen. Sie bleiben daher sauer und können zur Weinherstellung nicht mehr verwendet werden. Der Edelfäulepilz benötigt bestimmte klimatische Bedingungen und entsteht daher nur in wenigen Weinbauregionen. In Deutschland sind das die Mosel und der Rheingau. Damit nun reife Weintrauben eine Edelfäule ausbilden muss das Wetter im Herbst tagsüber trocken und warm und nachts kühl sein. Die Edelfäule tritt vereinzelt, vor allem bei Weißwein-Rebsorten am häufigsten auf. Da die Edelfäule nicht durchgängig am Weinberg zu finden ist, muss wiederholt in mehreren Durchgängen gelesen werden und die edelfaulen Trauben herausgesucht werden. Dieser Umstand macht die edelfaulen Trauben zu einer Besonderheit. Der Wein bekommt eine honigartige Geschmacksnote und weist eine sehr hohe Qualität aus. Most aus edelfaulen Trauben wird meist für die Prädikatsweine, Auslesen, Beerenauslese und Trockenbeerenauslesen verwendet. Der besondere Wein hat einen entsprechenden Preis und ist zudem sehr lange lagerfähig.
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