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Wuhan-Grippe Zahl der Coronavirus-Toten steigt - Warnplakate an Berliner Flughäfen

Plakate am Flughafen Tegel weisen auf die Gefährdung durch den Coronavirus hin
Plakate am Flughafen Tegel weisen auf die Gefährdung durch den Coronavirus hin
© Andreas Gora / DPA
Mit Hochdruck versucht China, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Nun verschärft Peking die Maßnahmen. In Berlin hat sich derweil ein Verdachtsfall nicht bestätigt.

Trotz drastischer Maßnahmen der chinesischen Regierung im Kampf gegen die neue Lungenkrankheit gibt es immer mehr Todesfälle in der Volksrepublik. Ihre Zahl stieg bis Sonntag auf 56, wie die Nationale Gesundheitsbehörde mitteilte. Demnach haben sich 1975 Menschen in China mit dem Coronavirus angesteckt, das die Lungenkrankheit auslöst. Weltweit kommen rund 30 bestätigte Fälle hinzu - darunter mit drei Patienten in Frankreich die ersten Erkrankungen in Europa.

Ein Verdachtsfall in Berlin ist dagegen ausgeräumt worden. "Uns lag die Information eines Verdachts des Coronavirus 2019-nCoV der DRK-Kliniken Mitte vor. Der Test zu diesem Verdachtsfall fiel heute negativ aus", teilte die Gesundheitsverwaltung am Sonntag mit. Demnach handelte es sich um eine Frau, die am Samstag nach einer Chinareise mit verdächtigen Symptomen in ein Krankenhaus in Berlin-Wedding gekommen war, wie der Staatssekretär für Gesundheit, Martin Matz, "Bild".de sagte.

Warnplakate zum Coronavirus an Berliner Flughäfen

Bis Sonntag gab es in Deutschland keinen Fall des neuen Coronavirus, das eine Lungenerkrankung auslösen kann. "Wir empfehlen Menschen in Berlin, falls sie zum Risikokreis gehören, d.h. in dem Risikogebiet (Provinz Hubei, China) gewesen sind oder Kontakt mit Personen aus dem Risikogebiet hatten und Symptome einer Atemwegserkrankung aufweisen, eine Notaufnahme aufzusuchen und sich auf den Coronavirus testen zu lassen", rät die Gesundheitsverwaltung der Hauptstadt.

An den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld wurden Warnplakate zum Coronavirus aufgehängt. "Sie hängen im Ankunftsbereich, warnen vor den Symptomen und erklären Vorsichtsmaßnahmen", sagte Flughafensprecher Daniel Tolksdorf am Sonntag. Die Plakate seien in Deutsch, Englisch und Chinesisch verfasst. "Bei ausgewählten Flügen aus China verteilen wir auch Handzettel." Passagiere können sich demnach jederzeit an das Flughafenpersonal wenden, falls ein Verdacht besteht.

Coronavirus in China

Die Berliner Flughäfen seien routinemäßig auf Viren-Fälle vorbereitet. "Erst im letzten Jahr hatten wir in Tegel zusammen mit der Charité eine Übung zum Verhalten im Seuchenfall", erklärte Tolksdorf.

Die drei in Frankreich infizierten Patienten sind offenbar nicht schwer erkrankt. Dem Paar, das im Pariser Krankenhaus Bichat behandelt werde, gehe es gut, erklärten Ärzte am Samstag. Einer von ihnen habe noch etwas Fieber. Der 31-jährige Mann und seine 30 Jahre alte Frau waren Mitte Januar von einem Aufenthalt in Wuhan in Frankreich angekommen. Auch dem dritten Patienten, der in einer Klinik in Bordeaux behandelt wird, gehe es soweit gut, sagte der Bürgermeister der südwestfranzösischen Stadt. Dort wurden aufgrund des Gesundheitsrisikos die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr am Sonntag abgesagt. Infektionen wurden bislang unter anderem aus den USA, Australien, Japan, Südkorea, Thailand, Vietnam, Singapur und Taiwan gemeldet.

Die französische Automobilgruppe PSA Frankreich kündigte an, ihre Mitarbeiter und deren Familien in Abstimmung mit den chinesischen Behörden und dem französischen Generalkonsulat aus Wuhan zurückzuholen. Insgesamt sollte die Rückführung 38 Menschen betreffen. Das Pariser Außenministerium prüfte nach eigenen Angaben mit den chinesischen Behörden, welche Möglichkeiten es für französische Staatsbürger gebe, Wuhan zu verlassen. Dort leben viele Franzosen, weil PSA und Renault-Nissan mit dem chinesischen Autobauer Dongfeng jeweils Joint Ventures betreiben. Das britische Außenministerium forderte Briten am Sonntag auf, die Provinz Hubei möglichst zu verlassen. Auch die USA und Japan bereiten eine Rückführung von Staatsbürgern aus Wuhan vor.

Eine Evakuierung deutscher Staatsbürger ist dagegen vorerst nicht geplant. Aus Regierungskreisen in Berlin verlautete am Sonntag, das Auswärtige Amt stehe in engem Kontakt mit den Betroffenen und mit Partnerorganisationen vor Ort, wie mit der Situation umzugehen sei. Demnach leben in der Region etwa 100 deutsche Staatsangehörige mit ständigem Wohnsitz, die in der Krisenvorsorgeliste des Amtes registriert sind. In diese Liste können Deutsche sich freiwillig eintragen lassen. 

Mundschutz für mehr als 110 Millionen Menschen

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping berief am Samstag in Peking ein Krisentreffen ein. Alle Ebenen von Partei und Regierung müssten dem Kampf gegen das Coronavirus höchste Priorität einräumen, sagte er laut der Nachrichtenagentur Xinhua. Eine eigens gebildete Arbeitsgruppe sollte in die Provinz Hubei entsandt werden, um die Arbeit vor Ort zu steuern.

Die Hauptstadt von Hubei, die Millionenmetropole Wuhan, ist besonders stark vom Coronavirus betroffen: Dort war der Erreger vor wenigen Wochen auf Menschen übergesprungen - vermutlich auf einem Tiermarkt. Die Krankenhäuser der Stadt waren am Wochenende offenbar völlig überfordert. Nach offiziell unbestätigten Berichten wurden Patienten zurückgewiesen, weil es nicht genug Personal und Betten gab. Wie Staatsmedien berichten, sollten 24 Krankenhäuser zusätzliche Betten bereitstellen. Wuhan hatte zuvor bereits im Eiltempo den Bau von zwei neuen Krankenhäusern begonnen, mit einer Kapazität von insgesamt 2300 Betten. Das erste Hospital soll in etwa einer Woche erste Patienten aufnehmen, das zweite kurz danach.

Coronavirus: Charité-Virologe Christian Drosten erklärt, wie gefährlich das Virus ist

Aus anderen Teilen Chinas wurden rund 1700 Ärzte und Pfleger nach Wuhan entsandt, auch wurden 14.000 Schutzanzüge bereitgestellt. Der öffentliche Nah- und Fernverkehr, Zug- und Flugverbindungen wurden gestoppt, Ausfallstraßen gesperrt. Ab Sonntag sollte auch der normale Autoverkehr in den großen Stadtbezirken gestoppt werden. Wie das Staatsfernsehen berichtete, verkündeten am Sonntag weitere Regionen Einschränkungen des Verkehrs. Demnach sollten die ostchinesische Provinz Shandong und die zentralchinesische Metropole Xi'an ihren Busverkehr mit anderen Städten und Provinzen einstellen. Am Samstag hatte die Hauptstadt Peking ähnliche Beschränkungen verhängt.

Mehr als 110 Millionen Einwohner der Provinzen Guangdong und Jiangxi wurden zudem angewiesen, Mundschutz zu tragen. In Wuhan sind Atemmasken bereits vorgeschrieben. Chinas Industrieministerium hat versichert, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass genügend Atemmasken zur Verfügung stehen werden.

Das Coronavirus überträgt sich einer Studie zufolge relativ rasch zwischen Menschen. Experten des Imperial College London berechneten, dass ein Infizierter bis zum 18. Januar durchschnittlich 2,6 weitere Personen angesteckt haben könnte. Chris Whitty, der die Regierung in Gesundheitsfragen berät, ging von einem langen Kampf gegen das Virus aus: "Wir sollten das als Marathon betrachten und nicht als Sprint."

mad DPA AFP

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