Grand Prix Ohne Klamauk und Krawall

Im Hamburger Schmidt Theater wurden die Teilnehmer des diesjährigen europäischen Sängerwettbewerbs bekannt gegeben. Ins Auge fällt: die Plattenfirmen setzen auf deutsche Texte.

Deutschlands Grand-Prix-Macher setzen in diesem Jahr fast durchweg auf internationale Pop-Musik. Klassische Schlager und Klamauk-Auftritte sollen bei der nationalen Vorentscheidung am 7. März in Kiel keine Rolle mehr spielen. "Krawall und traditionelle Schlager wird es diesmal nicht geben. Der Grand Prix ist zu einer modernen Pop-Musik-Show geworden", sagte der Unterhaltungschef des Norddeutschen Rudnfunks (NDR), Jürgen Meier-Beer, am Montagabend in Hamburg bei der offiziellen Bekanntgabe der 15 Kandidaten. Lediglich Kanzler-Imitator Elmar Brandt ("Die Gerd Show") verspricht mit seinem neuen Song "Alles wird gut" eine Comedy-Einlage.

Ralph Siegel wieder dabei


Der Sieger der Qualifikation wird beim Finale des Eurovision Song Contest am 24. Mai im lettischen Riga für Deutschland singen. Im vergangenen Jahr war die deutsche Vertreterin Corinna May mit ihrem Ralph-Siegel-Song "I Can’t Live Without Music" im Finale in Tallinn (Estland) gerade mal auf dem 21. Platz gelandet.

Die Songs der diesjährigen Teilnehmer wurden bei der Präsentation im überfüllten "Schmidt Theater" an der Reeperbahn nicht vorgestellt. Nach Angaben des NDR, der den Vorentscheid in der ARD ausrichtet, werden die Beiträge - darunter neun deutschsprachige - vom 7. Februar an zu hören sein.

Zu den Bewerbern um die Grand-Prix-Krone gehören "Der Junge mit der Gitarre", der für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" an den Start geht, sowie die Sängerin Senait, die von der Berliner Tageszeitung "taz" ins Rennen geschickt wird. Erstmals stellen gleich drei Zeitungen - im Verbund mit Plattenfirmen - jeweils einen eigenen Kandidaten für die Kult-Veranstaltung. Antreten wird - entgegen aller Rückzugsankündigungen - auch wieder Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel. Sein Schützling ist Sängerin Lou, die bei der Vorentscheidung 2001 bereits auf den dritten Platz kam. "Für mich war der Grand Prix ein Kindheitstraum und ich freue mich, wieder dabei zu sein", sagte die Sängerin, die ohne ihren erkrankten Komponisten nach Hamburg kam.

Zu den weiteren Teilnehmern zählen die Bands Beatbetrieb, Vibe, Freistil, Lovecrush und Tagträumer im Duett mit Sängerin Aynur. Außerdem wollen die Solo-Künstlerinnen Charlemaine und Isgaard sowie die Musiker Elija, Sascha Pierro und Joachim Deutschland um das Ticket nach Riga singen. Die polnische Gruppe Troje versucht ihr Glück beim Grand Prix sogar in zwei Anläufen: Das Trio startet sowohl in Polen als auch in Deutschland bei der Vorentscheidung und könnte als Sieger für beide Länder in Riga antreten.

Überwiegend deutschsprachige Titel


Mit ihrer Auswahl setzen die Plattenfirmen, die die Teilnehmer für den Sängerwettstreit stellen, nach Ansicht Meier-Beers auf "echte Erfolgschancen Deutschlands im internationalen Finale". Das Überwiegen der deutschsprachigen Titel in diesem Jahr bringe das "selbstbewusste Vertrauen" zum Ausdruck, dass die deutsche Sprache und internationale Pop-Qualität miteinander vereinbar seien. "Damit scheint die Erneuerung des Grand Prix Eurovision in Deutschland endlich gelungen."

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