Hape Kerkeling (61) meldet sich zurück - und zwar gleich doppelt. Am 15. Januar startet seine Komödie "Extrawurst" in den deutschen Kinos, im März folgt dann die Rückkehr seiner Kultfigur Horst Schlämmer in "Horst Schlämmer sucht das Glück". Im Interview mit dem "Spiegel" zeigt sich der Entertainer von seiner nachdenklichen Seite.
Sechs Jahre lang hielt sich Kerkeling weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Dass er seit 2021 wieder aktiver ist, kommentiert er gewohnt selbstironisch: "Na ja, sechs Jahre die Luft anhalten und den Kiefer geschlossen zu halten, das ist schon eine stramme Leistung!" Er sei einst "mit einem durchaus revoluzzerhaften Anspruch angetreten" und habe "alles ein bisschen verändern und aufrütteln" wollen.
Scharfe Kritik an der Gesellschaft
Doch hinter dem Humor steckt echte Sorge. Kerkeling beklagt eine "seltsame Bequemlichkeit" in Deutschland, eine "intellektuelle Müdigkeit, die alle Schichten betrifft, auch den Journalismus". Sein Urteil fällt hart aus: "Ich habe das Gefühl, wir rutschen mit einem Schulterzucken in den Autoritarismus."
Die Verrohung im Netz beunruhigt ihn zutiefst. "Wenn Sie im Internet gucken, was da passiert, haben Sie das Gefühl, wir sind kurz vor dem Sturm auf die Bastille. Diese Wut, dieser Hass", so Kerkeling. "Da kommen Sie mit Humor nicht mehr weiter."
Warum er "kleingeistige Rheinländer" spielt, Donald Trump aber nicht
Bei aller Sorge betont der Komiker seine Verbundenheit zur Heimat: "Ich liebe dieses Land, es hat mir alle Möglichkeiten gegeben, ich liebe diese Sprache - und ich liebe auch die Menschen." Genau deshalb verstehe er nicht, "wie wir da hingekommen sind, wo wir hingekommen sind". Mit seinem Film "Extrawurst", der von rassistischen Ressentiments handelt, will er einen politischen Beitrag leisten.
Über seine Rolle sagt Kerkeling: "Ich spiele einen kleingeistigen, korrupten und nicht ganz so schlauen Rheinländer, Vorsitzender eines Tennisvereins. Und je mehr ich mich in ihn hineinversetzte, umso bekannter kam er mir vor, umso mehr mochte ich sein kleines Denken. Sind unsere Lösungen für große Probleme in der Bundesrepublik nicht immer auch ganz kleine, rheinische Ansätze gewesen?"
Eine Rolle kann sich Kerkeling trotz seiner Wandlungsfähigkeit aber nicht vorstellen: Donald Trump (79). Anders als bei Angela Merkel (71), die er stets gerne parodierte, fehle ihm beim US-Präsidenten das Entscheidende. "Es muss auch immer etwas Liebenswürdiges an der Figur sein, in die Sie schlüpfen wollen. Sonst macht das keinen Spaß. Bei Trump sehe ich das nicht."
Klare Worte zu Thomas Gottschalk
Auch zu Moderator Thomas Gottschalk (75) findet er klare Worte und nimmt seinen langjährigen Kollegen in Schutz. Der an Krebs erkrankte Moderator hat sich unlängst aus dem Showgeschäft verabschiedet, um sich auf die Genesung zu konzentrieren: "Das ist unser Entertainer der Nation! Jetzt isser Oppa, und wir müssen mit Oppa lieb umgehen."
Die Aufregung um Gottschalks kontroverse Äußerungen unter anderem bei der Bambi-Verleihung hält Kerkeling, der einst als sein "Wetten, dass..?"-Nachfolger gehandelt wurde, für übertrieben: "Es wurde so getan, als wäre die Demokratie in Gefahr, weil Thomas Gottschalk drei schräge Sätze gesagt hat. Kümmert euch lieber mal um die echten Probleme", rät er.