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Corona-Infektion "Es geht mir sehr gut": US-Präsident Trump wird in Militärklinik mit Ebola-Mittel Remdesivir behandelt

Donald Trump mit Maske
Covid-19? Kein Problem. Beim Verlassen des Weißen Hauses gibt Donald Trump noch ein Daumen-hoch-Zeichen.
© Sarah Silbiger / Pool via CNP /M/ / Picture Alliance
Donald Trump hat sich mit dem Coronavirus infiziert und wird jetzt im Krankenhaus behandelt. Dabei setzen seine Ärzte auf ein Medikament, das eigentlich für Ebola entwickelt wurde. Vize Mike Pence bringt sich in Stellung für den Wahlkampf.

Am Freitagabend landete der Helikopter im Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda in Washington, an Bord US-Präsident Donald Trump. Keine 24 Stunden zuvor war bekannt geworden, dass Trump sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Dass er nun im Krankenhaus behandelt werde, sei laut Weißem Haus eine Vorsichtsmaßnahme. "Ich denke, es geht mir sehr gut", sagte Trump in einer kurzen Videobotschaft, die er im Weißen Haus aufgenommen hatte und bei seiner Ankunft in der Klinik auf seinem Twitter-Account veröffentlicht wurde. 

Donald Trump mit Maske
Covid-19? Kein Problem. Beim Verlassen des Weißen Hauses gibt Donald Trump noch ein Daumen-hoch-Zeichen.
© Sarah Silbiger / Pool via CNP /M/ / Picture Alliance

Beim Verlassen des Weißen Hauses demonstrierte der Präsident vor Kameras, dass er auf den Beinen ist. Er zeigte in Richtung anwesender Journalisten einen Daumen, winkte und ging dann wie gewohnt über den Rasen zum wenige Meter entfernt wartenden Helikopter. Trump trug Anzug und Krawatte und einen Mund-Nasen-Schutz und wurde von Mitarbeitern begleitet, die ebenfalls Masken trugen. Die 50-jährige First Lady blieb im Weißen Haus. Trump sagte in seiner Videobotschaft, seiner Ehefrau gehe es "sehr gut". 

Trump gilt als Risikopatient

Kurz nach Mitternacht hatte Trump am Freitag auf Twitter geschrieben, dass er und seine Ehefrau Melania positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. "Wir werden unsere Quarantäne und Erholung sofort beginnen. Wir werden das GEMEINSAM durchstehen." Kurz darauf hatte sein Arzt Sean Conley eine Erklärung herausgegeben. Mit seinen 74 Jahren gilt Trump als Corona-Risikopatient. 

Nach Angaben seines Leibarztes Sean Conley habe Trump die Therapie mit dem Mittel Remdesivir begonnen, er habe eine erste Dosis eingenommen und ruhe sich aus. Zudem nehme er Zink, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin und Aspirin ein. Ärzte sehen Remdesivir, das ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt wurde, nicht als Allheilmittel bei einer Covid-19-Erkrankung, oft aber als hilfreich. 

"Es läuft gut, denke ich"

Nach Angaben des Herstellers kann die Arznei das Sterberisiko bei einem schweren Verlauf der Corona-Krankheit Covid-19 deutlich vermindern. Dem US-Präsidenten gehe es "sehr gut", er benötige keine Sauerstoffzufuhr, schrieb sein Arzt. Er weise Ermüdungserscheinungen auf, weitere Details zu seinen Symptomen gab es nicht. 

Trump werde die nächsten Tage von Büroräumen des Präsidenten in der Klinik arbeiten, erklärte das Weiße Haus. Der Präsident weise nach der Infektion "leichte Symptome" auf. Er sei aber nach wie vor guter Dinge und habe den ganzen Tag über gearbeitet. 

Zu First Lady Melania dagegen hieß es, ihr gehe es weiterhin gut und sie habe lediglich einen leichten Husten und Kopfschmerzen. Trump meldete sich annähernd zeitgleich mit einem Tweet aus dem Krankenhaus. "Es läuft gut, denke ich! Ich danke euch allen. Liebe!!!!"  

Trumps Sohn, Donald Trump Junior, sagte bei Fox News: "Er nimmt es natürlich ernst, aber er ist ein Kämpfer." Er zeigte sich erstaunt, dass sein Vater das Virus bekommen konnte. "Wenn er es bekommen kann, kann es wahrscheinlich jeder bekommen."   

Ausgebremst im Wahlkampf

Die Infektion sorgt für weitere Turbulenzen im ohnehin chaotischen Wahljahr. In weniger als fünf Wochen - am 3. November - stellen sich Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden zur Wahl. Trump ist nun gezwungen, seine persönlichen Auftritte auszusetzen. Wahlkampfchef Bill Stepien teilte am Freitag mit, alle bereits angekündigten Veranstaltungen unter Teilnahme des Republikaners würden entweder verschoben oder online abgehalten. Biden setzt seinen Wahlkampf dagegen fort.

Ungeachtet der Coronavirus-Pandemie hatte er in den vergangenen Wochen Wahlkampfauftritte teils vor Tausenden Anhängern absolviert, bei denen er stets ohne Maske auftrat. Trumps Wahlkampfteam teilte mit, Veranstaltungen mit Mitgliedern der Trump-Familie würden ebenfalls verschoben. Bei allen anderen Veranstaltungen werde im Einzelfall entschieden, ob sie abgehalten oder abgesagt werden. 

Vizepräsident Mike Pence plane, seine Wahlkampfveranstaltungen wieder aufzunehmen. Pence war am Freitag nach Angaben seines Arztes negativ auf das Coronavirus getestet worden. Pence müsste einspringen, sollte Trump seinen Job nicht mehr ausüben können. Angesichts des Krankenhausaufenthaltes stellte die Sprecherin des Weißen Hauses, Alyssa Farah, gegenüber dem Sender ABC News klar, dass der Präsident die Amtsgeschäfte nicht auf seinen Vize übertragen habe.  

Twitterreaktionen zu Trumps Covid-19.Infektion

Biden: "Es geht nicht darum, ein harter Kerl zu sein"

Die Infektion des Präsidenten richtet wieder ein Schlaglicht auf die Pandemie, die in den USA bei weitem nicht ausgestanden ist. Mehr als 7,3 Millionen Ansteckungen sind bekannt, mehr als 208 000 Menschen starben nach einer Infektion. Kritiker machen Trump wegen seines Krisenmanagements schwere Vorwürfe. Er hatte mehrfach gesagt, das Virus werde einfach verschwinden, und Einschätzungen seiner Experten offen in Zweifel gezogen. Den Demokraten Biden verspottete er für seine Vorsicht in der Pandemie. 

Biden verzichtete bei einem Wahlkampfauftritt auf Attacken gegen den Amtsinhaber, spielte aber durchaus auf dessen laxen Umgang mit dem Coronavirus an. Trumps Infektion sei eine Mahnung, das Virus ernst zu nehmen, sagte Biden in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan. "Es wird nicht automatisch verschwinden." Biden rief dazu auf, in der Pandemie auf Wissenschaftler zu hören, Masken zu tragen, Abstand zu halten und regelmäßig die Hände zu waschen. 

"Es geht nicht darum, ein harter Kerl zu sein", sagte der Demokrat. Es gehe darum, seinen Beitrag zu leisten. "Wir als Nation müssen besser mit dieser Pandemie umgehen", mahnte er. Bidens Arzt Kevin O'Connor hatte zuvor mitgeteilt, dass der 77-Jährige und dessen Ehefrau Jill Biden negativ getestet worden seien. 

Positiv-Test nach TV-Debatte

Biden und Trump standen am vergangenen Dienstag bei ihrer ersten TV-Debatte auf einer Bühne. Die beiden Kontrahenten hielten zwar stets einen deutlichen Abstand voneinander - laut Medienberichten waren es knapp vier Meter. Sie trugen in der zum Teil sehr hitzig und laut geführten Diskussion allerdings keine Masken. Trump könnte bereits in den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ansteckend gewesen sein. Unklar blieb auch, ob die Kandidaten sich hinter den Kulissen in unmittelbarer Nähe aufgehalten haben könnten.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Als weitere Risikofaktoren gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes sowie Übergewicht. Zu Trumps generellem Zustand wird einmal im Jahr ein Gesundheitscheck veröffentlicht. Leibarzt Conley schrieb im jüngsten Bericht Anfang Juni, der Präsident sei gesund.

In den Fokus rückt zudem immer mehr eine Veranstaltung im Weißen Haus am vergangenen Samstag. Neben zwei republikanischen Senatoren und dem Präsidenten der katholischen Universität Notre Dame teilte auch Trumps frühere Beraterin Kellyanne Conway am Freitag mit, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben. Alle waren am Samstag mit zahlreichen anderen Gästen im Rosengarten, als Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Obersten Gericht der USA vorstellte.

tpo dpa

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