Freiwillige Kämpfer ​​​​​Der Donbass ist die "Hölle" – Walis Spotter Shadow kämpft weiter für die Ukraine

Der berühmte Schütze Wali diente zwei Monate in der Ukraine.
Der berühmte Schütze Wali diente zwei Monate in der Ukraine.
© Ukrainian Forces / PR
Der Scharfschütze Wali kehrte nach Kanada zurück, nachdem ein Panzer seine Gruppe zusammenschoss. Sein Partner Shadow will weiterkämpfen, obwohl er im Donbass die "Hölle" erlebte.

Einer der berühmtesten Scharfschützen der Welt – Codename Wali – hat zwei Monate in der Ukraine gekämpft. Nach seiner Rückkehr nach Montreal hat sich Wali sehr desillusioniert über den Einsatz geäußert, nun hat auch sein Partner über die "Hölle" in der Ukraine gesprochen. Auch er ist Kanadier und blieb aber anders als Wali in der Ukraine. Sein Callsign lautet Shadow, beide Kämpfer wollen nicht, dass ihre echten Namen genannt werden.

Ein Scharfschütze wie Wali hat immer einen Begleiter – zusammen bilden sie ein Team. Der Begleiter trägt Teil der Ausrüstung. Im Einsatz beobachtet er die Gegend auch außerhalb des kleinen Fokus des Schützens und dann ist er für den Schutz des Snipers zuständig. Dessen weitreichende, unhandliche Präzisionswaffe ist bei kurzen Distanzen kaum zu gebrauchen. Das Team kämpfte zunächst in der Nähe von Kiew. Dort fanden sich die beiden in Häuserkämpfen wieder. Im Donbass erlebten sie die "Hölle" – so Shadow – Kämpfe wie im Zweiten Weltkrieg. Ein zermürbender Krieg. Den Krieg im Donbass könne er nur als "die Hölle" beschreiben, sagte Shadow dem Sender CBC/Radio-Kanada. "Jeden Tag gibt es Verluste, jeden Tag sterben Freunde – Tag für Tag". Häufig bestand die Aufgabe darin, am Tag die Toten der nächtlichen Patrouillen aus dem Feld zu holen.

In einem Appartement entdeckt

Intensiv schildert Shadow zwei Einsätze. Im ersten wollten Wali und er eine Position in einem Appartementhaus in der Nähe von Kiew beziehen. Kaum hatten sie sich in der Wohnung eingerichtet und begonnen, die Umgebung zu beobachten, wurden sie von den Russen entdeckt. Eine Panzergranate verfehlte sie knapp und detonierte in der nächsten Wohnung. "Eine gewaltige Explosion. Das ganze Gebäude bebte." Alle Fensterscheiben platzten, Shadow konnte in einen hinteren Raum kriechen. In die Wohnung prasselte MG und Gewehrfeuer. Sie flüchteten aus der Wohnung und dem Haus. Draußen tobte ein wütendes Gefecht. Die Russen versuchten, sie einzukesseln. Ein Ukrainer wurde von einem russischen Sniper getroffen. Sie mussten da raus, denn sie hatten keine Kontrolle über die Situation, so Shadow.

Ein Ukrainer rettete sie. Er schoss mit einem tragbaren Raketenwerfer auf die Russen, sodass sie fliehen konnten. "Wir sind um unser Leben gelaufen." Die Gruppe sprang in die Transporter. Shadow passte nicht mehr hinten rein, alle Soldaten waren wegen der ganzen Ausrüstung unförmig aufgeblasen. Shadow musste sich an zwei Kopfstützen festhalten, hinter ihm blieben die Türen offen, als der Wagen davonraste. "Wenn ich losgelassen hätte, das wäre es gewesen. Der Typ auf dem Beifahrersitz feuerte die ganze Zeit auf die Russen."

Kämpfe wie im Zweiten Weltkrieg

Von da an wurde es nur noch schlimmer, sagte der Freiwillige. Nachdem die Kämpfe bei Kiew endeten, landete seine Gruppe im Donbass. "Im Osten war es wie im Zweiten Weltkrieg. Regen, Schlamm, Gräben." Auf der anderen Seite des Tales lag ihnen ein russisches Panzerregiment gegenüber. "Wir haben nichts unternehmen können, wir hatten nur eine Javelin Anti-Panzerrakete dabei." Wali hat sich selbst beigebracht, sie zu bedienen, er und Wali waren dann ein Anti-Panzerteam. Doch die Panzer seien immer zu weit weggewesen. Jedes Mal, wenn sie aus den Stellungen gingen, wurden sie beschossen. Dann schildert Shadow den Zwischenfall, nachdem er und Wali den Einsatz abbrachen.

Sie lagen nachts in einem Wald. Falls die Russen Panzer angreifen sollten, wollten sie die Tanks mit der Javelin bekämpfen. In dem kleinen Graben waren auch zwei Ukrainer. Die steckten sich am frühen Morgen eine Zigarette außerhalb des Grabens an. Auf Walis Warnung hörten sie nicht. Shadow lag in dem Graben und sah in die eben aufgegangene Sonne und dachte: "Das wird ein schöner Tag". Shadow wollte nun auch aus dem Graben, um mit den Ukrainern zu quatschen. Als er den Fuß auf die Leiter setzte, gab es eine Explosion. "Ich fiel zurück in den Graben, auf den Rücken. Wie in diesen Filmen. Mit diesem Sound in den Ohren." Erst als er wieder hochkam, habe er verstanden, was passiert sei. Es sei ein hochpräziser Schuss gewesen. "Sie haben exakt zwischen unsere beiden Freunde getroffen."

Ein Ukrainer war sofort tot, er bewegte sich nicht. Der andere atmete noch, hatte aber keine Beine mehr. "Wir hatten noch Augenkontakt. Ich habe ihn angesehen, er hat mich angesehen. Dann fiel sein Kopf auf die rechte Seite und sein Körper krümmte sich zusammen. So starb er." Wali überlegte noch, ob er die Russen mit der Javelin treffen könnte. Aber Shadow sagte. "'Verdammt lass uns sehen, dass wir hier wegkommen. Wir können nichts tun."

Anders als Wali bleibt Shadow in der Ukraine. Er klagt über die zu geringe Unterstützung des Westens. "Wenn die NATO eingeschritten wäre, wäre der Krieg in einer Woche zu Ende gewesen", sagte er dem Sender. "Wir brachen Truppen in der Ukraine, Gebete helfen nicht.“

Quelle: CBC/Radio-Canada

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