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Parteitag der Republikaner "Kriecherische Ergebenheit gegenüber Donald Trump ist peinlich"

Der Parteitag der US-Republikaner ist die Krönungsmesse für Präsident Donald Trump. Viele internationale Medien kritisieren das. Noch schärfer gehen sie mit seinem Gerede über angebliche Wahlfälschungen oder der Unterwürfigkeit der Partei ins Gericht.

"Dagens Nyheter", Stockholm: "Kriecherische Ergebenheit der Republikaner ist peinlich"

"Trumps Partei hat diesmal auf die Möglichkeit verzichtet, vor den Wahlen im Herbst ein politisches Programm vorzulegen. Die traditionelle Plattform wurde durch ein heiliges Versprechen ersetzt, dem Führer immer zu folgen, was auch immer er tut. Der Präsident und seine Familienmitglieder dominieren die Veranstaltung, andere Redner dürfen im Tributchor mitsingen. Es ist leicht, sich über Trump aufzuregen. Aber die kriecherische Ergebenheit der Republikaner ist für die einst stolze Partei peinlich. Denn der Präsident hat ihnen Lügen, Rassismus, Beleidigungen und Inkompetenz ohne Grenzen gegeben."

"Nepszava", Ungarn: "Trump hat kriminelle Kumpel"

"Donald Trumps frühere Wahlkampfchefs - Paul Manafort, Steve Bannon, der Vize-Wahlkampfchef Rick Gates, der Berater George Papadopoulos, Roger Stone, der Anwalt Michael Cohen, der frühere Sicherheitsberater Michael Flynn - haben eines gemeinsam: Sobald sie unter Anklage gestellt wurden, hat der Präsident sofort erklärt, dass diese Leute Randfiguren gewesen seien, die er kaum gekannt habe. Allein wie viele politische und gemeine Verbrecher es im Umfeld des Präsidenten der Vereinigten Staaten gibt, ist unglaublich. Manafort, Gates, Papadopoulos, Stone und Flynn sind wegen ihrer geheimen Verbindungen zu den Russen und ihren damit verbundenen Lügen unter Druck geraten. Bannon, der gegen China aufbegehrte und sich selbst als Ritter ohne Furcht und Tadel darstellte, der für den kleinen Mann kämpft, ist auf der 45 Meter langen Yacht eines chinesischen Millionärs erwischt worden. Damit ist das Bild darüber komplett, wer Trumps Kumpel sind."

"De Tijd", Belgien: "Gerede über Wahlfälschung schädlich für Demokratie"

"Nach vier Tage andauernden Salven gegen Präsident Donald Trump auf dem Parteitag der Demokraten schießen die Republikaner nun zurück. Trump pocht darauf, er habe den Eindruck, die Demokraten wollten ihm die Präsidentschaftswahlen "stehlen". Neu ist das nicht. Er hat das schon 2016 gemacht, als er in Umfragen hinter Hillary Clinton zurücklag. Jetzt liegt Trump hinter seinem Rivalen Joe Biden zurück. Also kommt das Thema Wahlfälschung wieder hoch. Das ist ein gefährlicher Weg, denn Zweifel am ehrlichen Verlauf einer Wahl zu wecken, bedeutet, die Demokratie insgesamt in Zweifel zu ziehen. Das macht die Lage im Vorfeld der Wahlen so grimmig."

"La Repubblica", Italien: "Pompeo ist ein Aspirant fürs Weiße Haus"

"Mike Pompeo hat seine Ansprache für den republikanischen Parteitag per Videostreaming aus Jerusalem mit einer erneuten Provokation begonnen. Unter professionellen Diplomaten - seinen Untergebenen - gab es eine Reihe von Protesten gegen diese Vermischung von Staat und Partei. Aber Pompeo erreichte sein wahres Ziel: Diese Rede war ein starkes Symbol für die Wahlbasis der Evangelikalen, die vom Heiligen Land aus gehalten wurde, einem heiligen Ort für die auf Abraham bezogenen Religionen. Pompeo ist ein unermüdlicher Motor dieser Außenpolitik. Nach einem Jahr an der Spitze der CIA bringt seine zweieinhalbjährige Amtszeit im Außenministerium ihm ein Plus an internationaler Erfahrung, die ihn zu einem weiteren Aspiranten für das Weiße Haus in der Nach-Trump-Ära macht."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Donald Trump skandalöse Saat des Zweifels"

"Es ist ein Skandal, dass Trump schon beim ersten Auftritt auf dem Wahlparteitag der Republikaner systematisch Zweifel an der Integrität des Wahlsystems sät und an der Legitimität einer Wahl, aus der nicht er selbst als Sieger hervorgehen könnte. Wie er wiedergewählt werden will, hat er auch vorgeführt: mit maximaler Mobilisierung seiner Basis und mit größtmöglicher Dämonisierung des Gegners, so wie schon 2016. In den kommenden Wochen dürfte kein Vorwurf zu ungeheuerlich, keine Beleidigung zu niederträchtig sein, wenn Trump (nur) so seine Wiederwahl zu erreichen glaubt: Dämonisieren anstelle eines demokratischen Wettbewerbs, der hart, aber mit Anstand ausgetragen wird. So viel zum Vorbild Amerika."

"Latvijas Avize", Lettland: "Unsicherheitsfaktor Trump"

"Und so kommen wir zur Unsicherheit über das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl. Leider gibt es in den Vereinigten Staaten so viele ungebildete Menschen, für die der große und selbstbewusste Trump der richtige Anführer zu sein scheint. Wenn Trump für weitere vier Jahre ins Weiße Haus einziehen wird, werden die USA weltweit große Probleme und völlige Unvorhersehbarkeit schaffen. Doch der chinesische und der russische Diktator warten nur genau darauf."

"Hospodarske noviny", Tschechien: "Wirtschaft entscheidet die US-Wahl"

"Noch zu Beginn des Jahres schien es, als ob niemand Donald Trump aus dem Weißen Haus vertreiben könnte, und schon gar nicht der um vier Jahre ältere Demokrat Joe Biden. Nach dem Ausbruch der Coronakrise setzte sich weithin die gegensätzliche Meinung durch. Und nun, kaum mehr als ein Vierteljahr vor der Wahl im November, ist der Ausgang ungewiss. Im Moment sieht es danach aus, dass sich die Wähler hauptsächlich nach dem Inhalt ihrer Geldbörse entscheiden werden - ähnlich wie Anfang der 1990er Jahre, als der Slogan "It's the economy, stupid!" (Um die Wirtschaft geht's, Dummkopf) die Runde machte. Trump wird daher versuchen, seinen Schwachpunkt, den Umgang mit der Pandemie, mit dem Versprechen einer schnellen wirtschaftlichen Belebung zu überspielen."

"Sme", Slowakai: "Trumps Wahlniederlage wird immer wahrscheinlicher"

"Bis zu diesem Frühjahr schien das Wiederwahl-Rezept von US-Präsident Donald Trump aufzugehen, das auf Steuersenkungen und gleichzeitig rücksichtslosem Ausgeben von Regierungsgeld beruhte. Er hoffte, dies werde die Wirtschaft so stimulieren, dass er dann das Image eines erfolgreichen Geschäftsmannes nutzen könnte, um die Menschen zu überzeugen, dass es der Wirtschaft nur dank ihm so gut gehe. Doch jetzt ist die Arbeitslosigkeit auf über zehn Prozent geklettert, das wird also nicht funktionieren. Man muss natürlich vorsichtig sein, wenn man Trumps Wahlniederlage vorhersagt. Er ist bereit, was auch immer dafür zu tun, dass er doch noch gewinnt. Und schon 2016 haben sich viele geirrt, als sie ihm eine Niederlage prophezeiten. Doch alle Anzeichen deuten darauf hin, dass ihn ein gewaltiger Absturz erwartet. Im Unterschied zu 2016 wird das nun mit jedem Tag wahrscheinlicher."

"De Volkskrant", Niederlande: "Trump wird sich nicht zurückhalten"

"Trotz der miserablen Lage in den USA (tausend Corona-Todesfälle pro Tag, Massenarbeitslosigkeit und Rassenunruhen) scheint Donald Trump nicht die Absicht zu haben, sich zurückzuhalten. Obwohl Trump beim harten Kern seiner Anhänger noch immer mit seinen undifferenzierten Einzeilern und Schwarzmalereien punktet, läuft er Gefahr, moderate und desillusionierte Republikaner weiter von sich zu entfremden und darüber hinaus schwarze Wähler in die Wahlkabinen zu treiben. Für den wenig charismatischen Joe Biden und seine Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Kamala Harris, bleibt die Herausforderung, diese zögerlichen Wähler mit ins Boot zu holen. In diesem polarisierten Wahlkampf werden Inhalte schnell in Vergessenheit geraten. Um die "vernünftige Alternative" am Leben zu erhalten, müssen Biden und Harris dafür sorgen, dass sie Trump keine neue Munition liefern, mit der sie lächerlich gemacht werden können. Das bedeutet weitere zehn Wochen Spießrutenlauf."

nik DPA AFP

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