Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat Syriens Präsidenten Baschar al Assad die Schuld an dem Massaker in Tremseh gegeben. Beobachter der Vereinten Nationen fanden in dem Dorf am Wochenende Blutspuren, zerstörte Häuser und eine niedergebrannte Schule vor. Der Angriff habe sich offenbar gezielt gegen Überläufer der Armee und Oppositionelle gerichtet, sagte ein Sprecher des UN-Einsatzes. Artilleriegeschütze, Granaten und kleineren Waffen seien verwendet worden. Regierungsgegner sprachen von bis zu 220 Toten. Die syrische Führung erklärte, sie habe kein Massaker an Zivilisten verübt, sondern Terroristen bekämpft. In Damaskus lieferten sich Rebellen und Regierungstruppen nach Angaben von Augenzeugen die bislang heftigsten Gefechte in der Hauptstadt seit Beginn des Aufstands im März vergangenen Jahres.
"Das Assad-Regime setzt schwere Waffen wie Hubschrauber, Geschütze und Panzer für grausame Gewalt, für einen regelrechten Krieg gegen das eigene Volk ein", sagte Westerwelle der Zeitung "Bild am Sonntag". "Das ist unsere klare Erkenntnis aus den Berichten über die Geschehnisse von Tremseh." US-Außenministerin Hillary Clinton hatte die syrische Führung zuvor offen des Mordes bezichtigt. Der Sondergesandte Kofi Annan forderte den wegen einer Blockade durch Russland und China gelähmten UN-Sicherheitsrat zu einem härteren Vorgehen auf.
Syrische Regierung spricht von Selbstverteidigung
Die syrische Regierung kategorisierte die Vorfälle in Tremseh als Militäreinsatz. "Das waren Kämpfe zwischen Sicherheitskräften, deren Pflicht es ist, Zivilisten zu verteidigen, und schwer bewaffneten Kräften, die nicht an eine politische Lösung glauben", sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Er bestritt den Einsatz schwerer Waffen. Der Vorwurf sei schon allein deshalb unsinnig, weil Tremseh nur einen Quadratkilometer groß sei. "Wir befinden uns in einem Selbstverteidigungszustand, nicht in einem Angriffszustand." Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete unter Berufung auf Militärkreise, die Dorfbewohner hätten den Behörden anschließend für die Wiederherstellung der Sicherheit gedankt.
Regierungsgegner kritisierten dagegen wie schon im Falle früherer Massaker, etwa in Hula, das Vorgehen syrischer Soldaten und der gefürchteten Schabbiha-Milizen als extrem brutal. "Wir waren von vier Seiten umzingelt, mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen, und über uns schwebten Hubschrauber", sagte ein Mann in einem Video, das ins Internet gestellt wurde, und den Angaben zufolge in Tremseh gefilmt worden war. "Sie verbrannten Menschen vor unseren Augen." Andere Oppositionelle berichteten über eine sieben Stunden lange Schlacht, nachdem Rebellen von außerhalb sich in die Kämpfe eingeschaltet hätten.