Bei zwei Anschlägen auf die Bundeswehr in Afghanistan ist ein deutscher Soldat getötet worden, neun weitere wurden verletzt. Am Donnerstag ist Außenminister Frank Walter Steinmeier ins Feldlager Masar-i-Scharif gereist und hat sieben der Verwundeten besucht. In einer kurzen Ansprache verurteilte Steinmeier die Anschläge nochmals. "Die Täter schrecken auch vor kaltblütigem Mord nicht zurück, um ihr Ziel zu erreichen", so der SPD-Politiker. Deutschland werde sich von seinem Engagement für den Wiederaufbau Afghanistans und die Bekämpfung des Terrorismus aber nicht abbringen lassen. "Nie wieder darf Afghanistan der Hort für weltweit agierenden Terrorismus werden." Den Angehörigen des getöteten Soldaten sprach der Außenminister sein Beileid aus.
Auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat die Anschläge als "hinterhältig und verbrecherisch" verurteilt. Sie machten deutlich, dass der Einsatz für den Frieden "mit Gefahren für Leib und Leben verbunden" sei. Die Anschläge seien vermutlich von langer Hand geplant worden, so der Minister. Deshalb gehe er davon aus, dass kein Zusammenhang mit dem Afghanistan-Besuch Steinmeiers bestehe.
Der Soldat war bei dem zweiten Anschlag auf die Bundeswehr am Mittwochabend ums Leben gekommen. Nach offiziellen Angaben war er bei einer Patrouillenfahrt in der Nähe des deutschen Lagers in Kundus mit knapp 40 seiner Kameraden in einen Hinterhalt geraten und mit Handfeuerwaffen und Granaten beschossen worden. Nach Angaben des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhahn, habe es ein "minutenlanges Feuergefecht" gegeben. Vier weitere Soldaten wurden dabei leicht verwundet.
Bereits am Mittwochmorgen hatte ein Selbstmordattentäter einen Anschlag auf die Bundeswehr verübt und dabei fünf Soldaten leicht verletzt. Der Attentäter habe das gepanzerte Fahrzeug vom Typ "Dingo" mit einer Autobombe angegriffen, sagte ein Ministeriumssprecher. Der "Dingo" sei bei dem Anschlag schwer beschädigt worden. Die verletzten Soldaten würden im Rettungszentrum im Hauptquartier in Kundus behandelt. Zu dem Anschlag hatte sich die radikal-islamische Taliban-Miliz bekannt.
Zuvor hatten die Taliban mit einer neuen Offensive gegen die Regierung und die ausländischen Truppen gedroht. Die geplanten Hinterhalte, Bomben- und Selbstmordanschläge seien gegen die Regierung, gegen ausländische Truppen und Vertretungen gerichtet. Die Sicherheitskräfte wurden aufgefordert, zu desertieren und sich den Taliban anzuschließen. An Privatfirmen und -personen erging der Aufruf, nicht für die ausländischen Truppen zu arbeiten.
In Afghanistan sind mehr als 3800 deutsche Soldaten stationiert. Nach Angaben des Ministeriums sind seit dem Beginn des Bundeswehreinsatzes vor sieben Jahren 32 von ihnen ums Leben gekommen. Die im Jahr 2001 mit Unterstützung der USA von der Macht vertriebenen Taliban haben in den vergangenen Monaten nicht nur in Afghanistan, sondern auch in Pakistan erheblich an Stärke gewonnen. Um sie zurückzudrängen, wollen die USA die 70.000 Soldaten aus mehr als 40 Nationen um 20.000 Mann aufstocken.