Im Südsudan sind bei den jüngsten Unruhen bis zu 500 Menschen getötet worden. Rund 800 Menschen seien verletzt worden, berichteten UN-Diplomaten am Dienstag in New York. Sie beriefen sich auf Schätzungen von Medizinern in dem afrikanischen Land, von denen der Chef der UN-Friedenseinsätze, Hervé Ladsous, dem UN-Sicherheitsrat hinter verschlossenen Türen berichtete. Die Mitglieder des Gremiums seien "ernsthaft besorgt".
Zwischen 13.000 und 20.000 Menschen hätten sich seit Beginn der Kämpfe am Sonntag in die UN-Quartiere geflüchtet, wurde Ladsous weiter zitiert. Die Zahlen wollte der französische UN-Botschafter und derzeitige Sicherheitsratsvorsitzende Gerard Araud jedoch zunächst nicht bestätigen. Frankreichs Botschafter bei der UNO, Gérard Araud, bestätigte die neuen Zahlen ebenfalls nicht. Sicher sei aber, dass die Opferbilanz hoch sei, sagte er vor Journalisten. Es gebe "dutzende und aberdutzende Opfer". Auch aus Pibor im östlichen Bundesstaat Jonglei würden Kämpfe gemeldet, sagte Araud weiter.
Die Beratungen des UN-Sicherheitsrats waren von den USA beantragt worden, die die Gründung des Südsudan 2011 sehr unterstützt hatten. Angesichts der jüngsten Gefechte kündigte Washington am Dienstag an, es ziehe alle nicht unbedingt notwendigen Diplomaten und Botschaftsmitarbeiter sofort ab.
Krieg zwischen ehemaligen Kabinettsmitglieder
Seit Sonntag liefern sich Armee-Einheiten von Präsident Salva Kiir und Soldaten, die loyal zum früheren Vize-Präsidenten Riek Machar stehen, erbitterte Kämpfe. Die Regierung in Juba erklärte, zehn führende Politiker seien wegen eines vereitelten Putsches festgenommen worden, darunter der frühere Finanzminister. Machar werde gesucht, weil er den Putschversuch angeführt haben soll. Kiir und Machar stammen aus verschiedenen ethnischen Gruppen, zwischen denen es in der Vergangenheit zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen war.
Der Südsudan, der im Jahr 2011 durch die Abspaltung vom Sudan seine Unabhängigkeit erlangte, gilt als instabil und unterentwickelt. Allerdings verfügt das verarmte Land über große Ölreserven. In einem erbitterten Bürgerkrieg wurden von 1983 bis zu einem Friedensabkommen im Jahr 2005 etwa zwei Millionen Menschen getötet.