Vom 1. Juli an übernimmt Deutschland die Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union. Diese Zeit will die Ratspräsidentschaft dazu nutzen, wirksame Schritte gegen die weltweite Kinderarbeit einzuleiten. Ein europäisches Lieferkettengesetz soll her. "Alle großen Unternehmen wären dann verpflichtet, faire Löhne für die Arbeiter in ihren Lieferketten zu bezahlen und Kinderarbeit zu beenden, dort wo unsere Schuhe, Kleidung, Kaffee produziert werden", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag).
Corona-Pandemie schickt Kinder in die Fabriken
An diesem Freitag ist der Internationale Tag gegen die Kinderarbeit. "Es sollte sich heute kein Unternehmer mehr hinstellen können und sagen: Ich habe nichts aktiv gegen Kinderarbeit und Sklaverei in meiner Lieferkette getan." Müller zufolge müssen jeden Tag 150 Millionen Kinder arbeiten gehen - auf Kaffeeplantagen oder in Steinbrüchen. Fast die Hälfte von ihnen schufte unter gefährlichen Bedingungen und werde ausgebeutet. In der Corona-Pandemie hätten nun außerdem viele Eltern ihren Job verloren. Eine Folge ist: Kinder müssen arbeiten, damit die Familien überleben können", sagte der CSU-Politiker der "Neuen Osnabrücker Zeitung" Freitag).

1,90 Dollar pro Tag zum Leben
400 Millionen Kinder wachsen dem Entwicklungsminister zufolge weltweit in extremer Armut auf, weitere 40 Millionen könnten aufgrund der Corona-Pandemie dazu kommen. Betroffene müssen mit weniger als 1,90 Dollar am Tag leben. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) pocht auf ein Lieferkettengesetz. "Das Verbot von Kinderarbeit ist ein Menschenrecht, das global einzuhalten ist", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Unternehmen, die in Deutschland arbeiten oder hier ihre Geschäfte machten, müssten sich daran halten und bei Verstößen bestraft werden.