Fordert Mike Pence seinen Ex-Chef bald zum Duell heraus? Über die Feiertage sorgten entsprechende Gerüchte über eine mögliche Kandidatur des früheren Vizepräsidenten für Aufsehen im politischen Washington. Der Sender "Sky News" hatte zuvor berichtet, dass der 63-jährige Republikaner in den Kampf ums Weiße Haus geht. Entsprechende Papiere seien bei der zuständigen Wahlkommission eingegangen, hieß es.
Doch kaum war die Nachricht raus, folgte der Rückzieher. Pence habe heute keine Unterlagen für eine Kandidatur eingereicht, schrieb sein Berater Davin O’Malley am Montag auf Twitter. Kurze Zeit später hieß es, der Tweet sei vom Verfasser wieder entfernt worden. Pence selbst äußerte sich bislang nicht zu den neuesten Gerüchten, hatte jedoch bereits im Zuge der Midterms angekündigt, über eine Kandidatur nachzudenken. Damit würde der einst treue Weggefährte von Donald Trump selbst gegen seinen früheren Chef antreten.
Bislang ist Trump der einzige bekannte Kandidat, der seine Bewerbung für 2024 offiziell verkündet hat. Doch hinter den Kulissen werden kurz vor Jahresende bereits erste Vorbereitungen von möglichen Rivalen getroffen.
Trump-Konkurrenz trifft Vorbereitungen für 2024
Ganz vorne mit dabei: Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Seine Kandidatur steht zwar noch aus, ihm werden bisher jedoch die besten Chancen gegen den Ex-Präsidenten ausgerechnet. Denn obwohl der 44-jährige Republikaner viel von Trumps Hardliner-Rhetorik adaptiert hat, kann er dank seines vermeintlich gemäßigten Auftretens eine breitere Wählerschicht ansprechen. Kurz vor Beginn der neuen Legislaturperiode in seinem Bundesstaat schaltet DeSantis nun Anzeigen auf Google und Facebook – und zwar landesweit. Mit seinen politischen Vorhaben in Florida will der Gouverneur demnach auch vor einem nationalen Publikum punkten, wie ein Berater der "Washington Post" berichtet.
Unterdessen hat das Team um den ehemaligen Außenminister Mike Pompeo die Suche nach potenziellen Mitarbeiter in jenen Staaten begonnen, in denen als erstes Vorwahlen abgehalten werden. "Bis zum ersten Quartal des nächsten Jahres müssen wir uns sicher sein, wenn wir es schaffen wollen", sagte der 58-Jährige kürzlich in einem "Fox News"-Interview. Traditionell wird über die Kandidatur erst im Wahljahr in einem oft monatelangen parteiinternen Vorauswahlprozess entschieden – den man sich als Bewerber erstmal leisten können muss.
Das weiß auch Asa Hutchinson, Gouverneur von Arkansas. Der 72-jährige Republikaner führt daher bereits Gespräche mit Großspendern und wiegt Mitarbeitern zufolge seine Chancen ab, ein mögliches "Ausdauerrennen" zu finanzieren. "Man weiß nie, wann dieser frühe Spitzenreiter stolpern wird", sagt Hutchinson, der die "Grand Old Party" (GOP) wiederholt auffordert, sich von Trump loszusagen.
Donald Trump will zurück ins Weiße Haus – diese Republikaner könnten ihm gefährlich werden

Donald Trumps Kandidatur in der Schwebe
Der ehemalige Präsident ist in seiner Partei längt nicht mehr unumstritten. Nachdem seine handverlesenen Kandidaten bei den Midterm-Wahlen im Herbst von den Wählern zurückgewiesen wurden, wächst die Kritik. Auch seine Kandidatur, die Trump nichtsdestotrotz am 15. November verkündete, hat nicht die Begeisterungsstürme hervorgerufen, die er sich erhofft hat. Viele prominente Republikaner halten sich bislang mit Unterstützungsbekundungen zurück.
Hinzukommen fast wöchentlich neue Schlagzeilen, die den 76-Jährigen in einem schlechten Licht erscheinen lassen. Ende November musste er sich für ein Skandal-Abendessen in seinem Mar-a-Lago-Anwesen rechtfertigen, zu dem bekannte Antisemiten geladen waren. Kurz vor Weihnachten empfahl der überparteiliche Ausschuss zum 6. Januar, Trump solle wegen seiner Rolle beim Kapitolsturm gar von künftigen Ämtern ausgeschlossen werden (der stern berichtete). Ganz zu schweigen von mehreren Ermittlungen, die derzeit gegen ihn laufen.
So ist es kaum verwunderlich, dass der Ex-Präsident seit der Verkündung seiner Kandidatur keine weiteren Wahlkampftermine abgehalten hat. Während Trump als Erster vorgeprescht ist und nun vor wachsenden Problemen steht, haben mehrere Mitarbeiter der "Washington Post" verraten, dass seine Rivalen gewisse Vorteile darin sehen, sich zurückzulehnen und ihre eigenen Kampagnen strategisch vorzubereiten.
Überfülltes Bewerberfeld könnte für Trump zum Vorteil werden
Auf Trumps Konkurrenz kommen daher zu Beginn des neuen Jahres entscheidende Wochen zu. Es gilt Teams für die Kampagnen aufzustellen, das eigene Profil in den wichtigen Vorwahlstaaten zu schärfen und Geld für den kostspieligen Wahlkampf aufzutreiben. Republikanische Parteistrategen erwarten, dass die ersten inoffiziellen Kampagnenveranstaltungen bereits kurz nach den Feiertagen anlaufen werden. Viele Bewerber werden die traditionellen "Lincoln Day Dinner" im Februar und März nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und Spender an Bord zu ziehen.
Noch ist unklar, wie viele Republikaner den Schritt tatsächlich wagen werden. Ein überfülltes Bewerberfeld könnte am Ende sogar zum Vorteil für den Ex-Präsidenten werden. So war es der Fall 2016, als sich der Rest der GOP nicht auf einen alternativen Kandidaten einigte und Trump wichtige Vorwahlen für sich entscheiden konnte.
Diesmal soll es anders laufen. Zahlreiche potenzielle Kandidaten haben angekündigt, im Winter oder spätestens im Frühjahr eine Entscheidung über 2024 zu treffen. Von Ex-Vize Pence hieß es jüngst, dass er sich in den Weihnachtsferien mit seiner Familie in Indianapolis über eine mögliche Kandidatur beraten wolle. Auch Nikki Haley, UN-Botschafterin unter Trump, sagte kürzlich bei einer Veranstaltung, dass sie die Zeit zwischen den Jahren nutzen wolle, um ihre Chancen abzuwiegen.
Fest steht, in den kommenden Wochen dürfte sich das Feld weiten.
Quellen: "Washington Post", "NY Times", "Sky News", mit AFP-Material