Reaktionen auf US-Ausstieg "Realität ist kein Staatsmann, den man wegschubst"

Reaktionen auf Trump-Entscheidung: "Wir sind doch nicht nur Amerikaner, wir sind Teil dieses Planeten"
Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, sein Land werde aus dem Weltklimavertrag austreten, ist in den USA und international auf massive Kritik gestoßen. Der Chef des Elektroautoherstellers Tesla, Elon Musk, kündigte über Twitter an, er werde sich aus Beratergremien des Weißen Hauses zurückziehen. Der Unterhaltungskonzern Disney kündigte ähnliche Schritte an. Führende Mitglieder der Demokraten kritisierten die Entscheidung Trumps ebenfalls. Amtsvorgänger Barrack Obama warf der Trump-Regierung vor, sich der Zukunft zu verweigern.
Großes Unverständnis auch in Los Angeles: "Das ist wirklich grauenhaft. Wir sind doch nicht nur Amerikaner, wir sind Teil dieses Planeten und teilen ihn mit allen. Was wir hier machen hat Auswirkungen auf alle. Wir sind Spitzenreiter beim Ausstoß von Treibhausgasen. Und wir haben die Verpflichtung gegenüber unseren Mitbürgern und allen anderen, alles zu tun, um diesen Ausstoß zu verringern.
Das überrascht mich nicht. Für mich war das absehbar. Aber das macht mich nicht weniger ärgerlich oder enttäuscht. Ich hoffe nur, dass die Leute das jetzt nicht als Entschuldigung sehen, in ihrem Alltag nicht weiter alles zu tun, um die Belastung der Umwelt so gering wie möglich zu halten."
„Er ist nicht auf der Höhe der Zeit. Es gibt jede Menge Beweise für den Klimawandel, von Wissenschaftlern aus aller Welt. Wenn jemand so einen Vertrag so schnell kündigt, dann ist das für mich eher ein persönliches Problem. Nicht richtig überlegt."
„Er hat sich entschieden und zieht das jetzt durch. Hat Obama so große Fortschritte gemacht? Ich weiß nicht. Ich freu mich, dass er wieder Jobs nach Amerika bringt. Am Ende werden wir alle glücklich sein mit der Entscheidung."
Die Vereinten Nationen und diverse europäische Regierungen hatten Trumps Entscheidung ebenfalls kritisiert. Dagegen kündigte der Kohlekonzern Peabody Energy an, Trump in dieser Sache zu unterstützen.
Tagelang wurde es spekuliert, nun hat er es wahr gemacht: Donald Trump will aus dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz aussteigen. Der Präsident lässt sich dafür in Washington feiern, die Welt reagiert entsetzt.

Fast 30 Grad, die Sonne brennt auf die Rosen im Garten des Weißen Hauses. Eine Militärband macht Musik. Donald Trump macht Weltpolitik. Mit fester Stimme sagt er den Satz, den viele befürchtet hatten: "Die USA werden sich aus dem Pariser Klima-Übereinkunft zurückziehen." Die USA als größte Volkswirtschaft der Welt, verabschieden sich aus dem historischen Klima-Deal. Die Reaktionen auf den drastischen Schritt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Ich bedauere die Entscheidung des US-Präsidenten", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert im Namen der Kanzlerin via Twitter mit. "Weiter alle Kraft für globale Klimapolitik, die unsere Erde bewahrt." In einer gemeinsamen Erklärung mit Frankreich und Italien hat sie Trumps Wunsch nach einer Neuverhandlung des Klimaabkommens eine Absage erteilt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump Veränderungen am Pariser Klimavertrag abgelehnt. Das fünfminütige Gespräch sei "direkt" gewesen, hieß es am Donnerstagabend aus Macrons Umfeld. Der französische Staatschef habe daran erinnert, "dass man diskutieren könne, aber hat darauf hingewiesen, dass nichts in den Vereinbarungen von Paris neuverhandelbar sei". 

Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni: "Wir machen keine Schritte vom Abkommen von Paris zurück. Italien engagiert sich für die Reduzierung der Emissionen, für erneuerbare Energien, nachhaltiges Wachstum", twitterte Gentiloni.

Ex-US-Präsident Barack Obama: "Diese Regierung schließt sich einer kleinen Handvoll von Nationen an, die die Zukunft verleugnet", hieß es in einer Stellungnahme. Es müsse alles getan werden, um die Erde für die kommenden Generationen zu bewahren.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz: "Sie können aus einem Klimaabkommen aussteigen, aber nicht aus dem Klimawandel, Mr. Trump", schrieb er bei Twitter. "Realität ist kein Staatsmann, den man wegschubst."

EU-Kommissar: "Heute ist ein trauriger Tag für die Weltgemeinschaft", kommentierte der für Klimafragen zuständige EU-Kommissar Miguel Arias Cañete. Der Pariser Abkommen stehe für das Verantwortungsbewusstsein der heutigen Generation gegenüber den zukünftigen Generationen. Nun wende sich ein wichtiger Partner durch eine einseitige Entscheidung ab.

Tesla-Chef Elon Musk: Nach dem Rückzug der USA will der Star-Unternehmer Elon Musk Trump nicht länger beraten. Das gab der Chef des Elektroautobauers Tesla bei Twitter bekannt. Der Klimawandel sei real, schrieb er. "Paris zu verlassen, ist nicht gut für Amerika oder die Welt." Musk war mit einer Reihe anderer US-Konzernchefs in verschiedenen Gremien vertreten, die Trump in Wirtschaftsfragen beraten sollen. 

Der demokratische US-Abgeordnete Adam Schiff: "Der Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen wird unseren Planeten ebenso endgültig beschädigen wie unsere Position in der Welt. Es gibt keinen Planet B, Mr. President."

Der Chef des Industriekonzerns General Electric, Jeff Immelt: "Bin enttäuscht über die heutige Entscheidung zum Abkommen von Paris. Der Klimawandel ist real. Die Industrie muss nun führen und darf sich nicht auf die Regierung verlassen."

Italiens Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi: "Heute zerreißt es denen das Herz, die die Zukunft lieben."

Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen: "Dies ist ein trauriger Tag für die Welt. Dänemark steht bereit, den Klimakampf weiter zu führen, um künftige Generationen zu schützen."

Klimaschützer: Dies sei "ein Schlag ins Gesicht der gesamten Menschheit und er schwächt die USA selbst", sagte Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender der Entwicklungsorganisation Germanwatch. "Die Regierung des Staates, der historisch gesehen mit seinen immensen Emissionen den größten Anteil zur Krise beigesteuert hat, kündigt den vom Klimawandel betroffenen ärmsten Menschen auf der Welt die Solidarität auf." Der Ausstieg werde vor allem den USA selbst schaden. "Klimaschutz und Erneuerbare Energien sind riesige Wachstumsbereiche." 

"Dem Fortschritt der weltweiten Klimapolitik wird es nicht substanziell schaden, wenn Amerika tatsächlich das Paris-Abkommen verlässt", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber. Schaden werde es aber den USA. "China und Europa werden globale Führer auf dem Weg zu einer sauberen und sicheren Energiezukunft, und sie werden ihre Position verstärken, wenn die USA zurückrutschen ins Nationale." 

Bürgermeister von Pittsburgh: Donald Trump hat den Rückzug aus dem Klimaabkommen von Paris auch damit begründet, er repräsentiere als US-Präsident Pittsburgh - und nicht Paris. Der Bürgermeister der früheren Stahlstadt, Bill Peduto, zeigte sich für Pittsburgh davon wenig begeistert. "Ich kann Ihnen versichern, dass wir den Richtlinien des Pariser Abkommens folgen werden - für unsere Menschen, unsere Wirtschaft und unsere Zukunft", schrieb der Demokrat auf Twitter.

Pariser Rathaus grün angestrahlt

Nach der US-Absage ans Klima-Abkommen hat die französische Hauptstadt ein Zeichen für den Klimaschutz gesetzt. Das Pariser Rathaus wurde am späten Donnerstagabend grün angestrahlt, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Zuvor hatte Bürgermeisterin Anne Hidalgo die Aktion auf ihrem Twitter-Account angekündigt. "Indem er die Vereinigten Staaten aus der Vereinbarung von Paris zurückzieht, begeht Präsident Trump heute einen fatalen Fehler mit dramatischen Konsequenzen", teilte sie mit. "Die Folgen des Klimawandels sind in allen großen Städten der Welt zu spüren", warnte Hidalgo. "Hurrikans in New Orleans und New York, Überschwemmungen in Paris, Houston und zuletzt Montreal, tödliche Sturzfluten und Hitzewellen in Sydney, Luftverschmutzung in Peking, Delhi und allen großen Städten..."

DPA
fin mit Agenturen