Erdogan vor Merkel-Besuch "Warum dieser Hass gegen die Türkei?"

Unmittelbar vor dem ohnehin brisanten Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die Debatte um türkische Gymnasien in Deutschland befeuert. Er sprach sogar von "Hass gegen die Türkei".

EU-Beitritt, Iran, Nahost, Armenien - als seien die Themen nicht brisant genug, die auf Angela Merkel und Recep Tayyip Erdogan bei dem Türkei-Besuch der Bundeskanzlerin warten. Da macht der türkische Ministerpräsident ein neues Fass auf und befeuert den Streit um die von ihm geforderten türkischen Schulen in Deutschland auch noch. "Warum dieser Hass gegen die Türkei? Ich verstehe es nicht", sagte Erdogan am Wochenende während einer Reise in Libyen türkischen Journalisten. "Das hätte ich von der Bundeskanzlerin Merkel nicht erwartet. Ist die Türkei ein Prügelknabe?"

Unmittelbar vor ihrer zweitägigen Türkei-Reise hatte Merkel noch einmal die Bedeutung der deutschen Sprache für eine gelungene Integration der türkischen Mitbürger betont. "Das bedeutet natürlich, dass die deutsche Sprache erlernt wird und die deutschen Gesetze eingehalten werden", sagte die Kanzlerin in ihrer wöchentlichen Videobotschaft im Internet.

Merkel unterstrich zugleich, dass sie unter Integration "nicht etwa Assimilation oder die Aufgabe der eigenen Heimat" verstehe. Es gehe vielmehr darum, "dass sich Menschen, die über viele Generationen bei uns leben, in dieses Land integrieren - das heißt, teilhaben an dem gesellschaftlichen Erfolg, teilhaben am Arbeitsleben, teilhaben am Familienleben." Erdogan hatte vor gut zwei Wochen bei einem Auftritt vor türkischen Landsleuten in Köln vor einer Aufgabe ihrer nationalen Identität in Deutschland gewarnt. Er bezeichnete Assimilation als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" und löste damit heftige Reaktionen deutscher Politiker aus.

Merkel sagte dazu, Jugendliche mit türkischen Wurzeln sollten "bei uns in deutsche Schulen gehen". Von der Vorstellung, dass alle türkischen Schüler hier auf ein türkisches Gymnasium gehen sollen, halte sie nichts. Erdogan hatte seine Forderung mit den anhaltenden Sprachproblemen vieler der drei Millionen in Deutschland lebenden Türken begründet: "Hier hat Deutschland noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt. Man muss zunächst die eigene Sprache beherrschen, also Türkisch - und das ist leider selten der Fall."

DPA
joe/DPA/AFP

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