EU-Erweiterung Und dann waren's zehn mehr

Mit Feuerwerk, Konzerten und Volksfesten haben Millionen Menschen in ganz Europa in der Nacht die Erweiterung der EU gefeiert. Von Malta bis Tallinn bejubelten sie um Mitternacht das historische Ende der Teilung des Kontinents.

Die Europäische Union ist um zehn neue Mitglieder gewachsen. Mit Feuerwerken und Straßenfesten feierten hunderttausende Menschen in den alten und neuen EU-Staaten die Erweiterung, die am Samstag um Mitternacht in Kraft trat. Der amtierende EU-Ratspräsident, der irische Regierungschef Bertie Ahern, sagte zum Auftakt der Beitrittsfeierlichkeiten in Dublin, Europa öffne "ein neues und aufregendes Kapitel in seiner langen Geschichte".

In den Hauptstädten der neuen Mitgliedsländer strömten die Bürger zusammen, um das historische Ereignis zu feiern. Auch in Berlin sowie in zahlreichen Städten entlang der deutschen Grenze zu Polen und Tschechien gab es Volksfeste. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sagte, mit der Erweiterung werde die künstliche Teilung des Kontinents durch den Eisernen Vorhang endgültig beendet.

Polen ist das größte Beitrittsland, Malta das kleinste

Mit Polen, Ungarn, Tschechien, Estland, Lettland, Litauen, der Slowakei, Slowenien, Malta und Zypern wächst die Bevölkerung der EU von derzeit rund 370 Millionen auf 455 Millionen Menschen. Das mit Abstand größte Beitrittsland ist Polen mit fast 39 Millionen Einwohnern, das kleinste Malta mit 400.000 Bürgern.

Auf dem Pilsudski-Platz in Warschau feierte in der Nacht eine große Menschenmenge den EU-Beitritt Polens. Am Morgen gab es im Schloss ein Frühstück für 2.000 geladene Gäste. Der sichtlich bewegte Präsident Alexander Kwasniewski wischte sich wiederholt Tränen aus den Augen: "Wir schlagen ein neues Kapitel in der Geschichte Polens auf." An einer Protestkundgebung gegen den EU-Beitritt nahmen in Warschau rund 1.200 Polen teil.

Auf dem Heldenplatz von Budapest feierte eine große Menschenmenge die Rückkehr Ungarns ins Zentrum Europas. Ministerpräsident Peter Medgyessy sagte, sein Land sei "immer an den Toren Europas" gewesen. "Der entscheidende Unterschied besteht nun darin, dass wir innerhalb der Tore sind."

Litauen wollte "hellster Staat Europas" sein

Vor der Kathedrale von Vilnius begrüßten rund 30.000 Menschen den EU-Beitritt Litauens. "Wir haben viele Jahre gebraucht, um diese Reise zurückzulegen", sagte der amtierende Präsident Arturas Paulauskas. „Nun ist es vollbracht.“ Mit einem Lichtermeer von Laserstrahlen, Taschenlampen und Kerzen folgten Zehntausende einem Aufruf, Litauen in der Nacht zum „hellsten Staat im neuen Europa“ zu machen.

In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde vor dem Präsidentenpalast die EU-Fahne gehisst. "Für die Generation, die hinter Stacheldraht gefangen war, bedeutet die EU die Erfüllung eines Traums", sagte Parlamentspräsident Pavol Hrusovsky.

In Riga feierten rund 60.000 Menschen mit einem Feuerwerk und Konzerten den EU-Beitritt Lettlands. Am Samstag demonstrierten 30.000 Angehörige der russischen Volksgruppe, die etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmacht, für ihre Rechte.

Geteilte Freude in Zypern

Die Feiern in Zypern waren davon überschattet, dass nach dem gescheiterten Referendum über die Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Mittelmeerinsel nur der griechische Süden der EU beitreten konnte. Der Präsident der Republik Zypern, Tassos Papadopoulos, lud die Bevölkerung im türkischen Norden dennoch zum Mitfeiern ein: "Wir wollen die Vorteile des Beitritts nicht allein genießen."

Der türkisch-zyprische Regierungschef Ali Talat kritisierte, dass der EU-Beitritt nicht bis zur Wiedervereinigung verschoben wurde. Mit ihrem Ja beim Referendum über den UN-Plan hätten die türkischen Zyprer der Welt vor Augen geführt, dass sie die Wiedervereinigung wollten.

DPA
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