Nach gewaltsamen Angriffen auf die deutsche Botschaft im Sudan zieht das Auswärtige Amt seine Leute aus Khartum ab. Außerdem würden zusätzliche Sicherheitskräfte zum Schutz der deutschen Botschaft entsandt, sagte eine Sprecherin. Die Botschaft sei derzeit geschlossen. Wann die Arbeit wieder aufgenommen werde, hänge von der weiteren Entwicklung ab. Die Lage in Khartum sei "angespannt, aber derzeit ruhig".
Das Auswärtige Amt verschärfte außerdem seine Reisehinweise für den Sudan: Es rät zu besonderer Vorsicht und empfiehlt, den Bereich um die Deutsche Botschaft in Khartum zu meiden.
Auch die USA haben nach den gewaltsamen Ausschreitungen auf ihre Vertretungen in Tunesien und dem Sudan bis auf eine Notbesetzung alles Personal aus den dortigen Botschaften abgezogen. Die Familienangehörigen der Regierungsbeamten wurden ebefalls aufgefordert, die Länder zu verlassen. Zugleich warnte das US-Außenministerium vor "Reisen nach Tunesien zum jetzigen Zeitpunkt" und der "anhaltend kritischen" Lage im Sudan.
Einem Zeitungsbericht zufolge rechnet Präsident Barack Obama nicht mit einer raschen Beruhigung der Lage. Das Weiße Haus gehe davon aus, dass die gewaltsamen Proteste zu einer "anhaltenden Krise mit unvorhersehbaren diplomatischen und politischen Konsequenzen" führen könnten. Eine Folge könnte sein, dass die USA ihre diplomatische Präsenz in der Region vermindern, schreibt die "New York Times".
Westerwelle kritisiert sudanesische Regierung
Unterdessen forderte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) die Regierung in Khartum in scharfer Form auf, die Sicherheit deutscher Staatsbürger zu gewährleisten. "Dass unsere Botschaft trotz vorheriger Aufforderung nicht ausreichend geschützt wurde, können wir nicht akzeptieren", sagte Westerwelle der "Welt am Sonntag". "Ich erwarte vom Sudan, dass er die Integrität unserer Botschaft und die Sicherheit unserer Landsleute in vollem Umfang garantiert." Für diesen Sonntag ist dem Bericht zufolge eine weitere Demonstration geplant, die sich gegen Deutschland richten soll.
Wie die "Bild am Sonntag" berichtet, war der deutsche Botschafter in Khartum, Rolf Welberts, vor den bevorstehenden Krawallen gewarnt worden. Am Freitagmorgen habe er die sudanesische Regierung um Schutz gebeten. Wenige Stunden später, gegen 13 Uhr deutscher Zeit, stürmten rund 5000 wütende Demonstranten das Botschaftsgebäude. Alle 22 Mitarbeiter, darunter 7 Deutsche, hatten den Komplex da bereits vorsichtshalber verlassen, schreibt die Zeitung.

Proteste gehen weiter
In der afghanischen Hauptstadt Kabul protestierten am Sonntag rund 1500 Menschen gegen das Video. "Tod für Amerika" skandierten die Demonstranten, bei denen es sich nach Polizeiangaben vorwiegend um Studenten handelte. Die Polizei sprach von einer "friedlichen Kundgebung". Bei einer nicht angemeldeten Demonstration vor der US-Botschaft in Paris nahm die Polizei etwa 150 Menschen vorläufig fest.
Aus Wut über den in den USA produzierten Film, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird, hatten gewalttätige Demonstranten in vielen islamischen Ländern seit vergangenem Dienstag US-Botschaften und Vertretungen anderer westlicher Länder angegriffen. Im libyschen Bengasi waren der US-Botschafter und drei weitere Amerikaner getötet worden. Am Freitag war die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum angegriffen und zum Teil in Brand gesteckt worden.