Guerilla-Krieg Fünf Amerikaner bei Selbstmordanschlag getötet

In der südirakischen Stadt Nadschaf hat ein Selbstmordattentäter fünf Amerikaner getötet. In Basra werden fünf Briten vermisst.

In der südirakischen Stadt Nadschaf hat ein Selbstmordattentäter fünf Amerikaner getötet. US-Oberst Andrew Wallace erklärte am Samstag, die Opfer gehörten zur 1. Brigade, 3. Infanteriedivision. Der Anschlag habe sich an einem US-Kontrollposten an der Straße Nummer 9 nördlich von Nadschaf ereignet.

Ein Taxi habe in der Nähe des Kontrollpostens angehalten, der Fahrer habe um Hilfe gewunken. Daraufhin hätten sich fünf Soldaten dem Auto genähert, das dann explodiert sei, erklärte Wallace dem Fernsehnachrichtendienst APTN am Samstag. Wann sich der Zwischenfall ereignete, war zunächst unklar. Das US-Zentralkommando Mitte in Katar erklärte, ihm sei der Bericht bekannt. Es war der erste Selbstmordanschlag gegen amerikanische oder britische Truppen seit Kriegsbeginn am 20. März.

Luftkrieg

Amerikaner und Briten setzen ihren Luftkrieg gegen Ziele in Irak fort. Am Morgen erschütterte eine weitere schwere Explosion das Zentrum von Bagdad. Abermals waren Flugzeuge über der Hauptstadt zu hören, die irakischen Streitkräfte reagierten mit Flugabwehrfeuer.

Bombeneinschlag in einem Wohngebiet

Nach irakischen Angaben forderte der alliierte Luftkrieg gegen Bagdad am Freitagabend viele Opfer unter der Zivilbevölkerung. Bei einem Bombeneinschlag in einem Wohngebiet seien 58 Menschen getötet und viele zum Teil schwer verletzt worden, sagte Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf. Das US-Oberkommando Mitte in Katar teilte mit, Berichte über den Angriff würden geprüft. Das US-Verteidigungsministerium hatte bereits am Mittwoch die Verantwortung für eine Explosion auf einem Markt in Bagdad abgelehnt, bei der 14 Menschen getötet wurden. Augenzeugen in Bagdad sagten am Freitagabend, sie hätten kurz vor dem Einschlag ein Flugzeug in großer Höhe vorbeifliegen sehen.

Informationsministerium mit Marschflugkörpern beschossen

Nach amerikanischen Angaben wurde vor dem Morgengrauen das Informationsministerium in Bagdad mit Marschflugkörpern beschossen. Das Gebäude erschien äußerlich unbeschädigt, viele der Satellitenschüsseln auf dem Dach waren jedoch beschädigt.

Paul Wolfowitz

"Ich glaube nicht, dass wir vorhergesehen haben, dass so viele Menschen so tun würden, als wenn sie sich ergeben und dann schießen. Ich glaube nicht, dass wir so viele Todesschwadronen in Basra vorhergesehen haben".

US-Kampfflugzeuge und Artillerie bombardierten Kerbela

In der Nacht bombardierten US-Kampfflugzeuge und Artillerie die Stadt Kerbela, 80 Kilometer südlich von Bagdad. US-Angaben zufolge wurde dabei eine irakische Panzerkompanie zerstört. In Nassirijah am Euphrat und Diwanijah im Norden bombardierten Hubschrauber und Kampfflugzeuge irakische Bodentruppen. Nach Angaben des US-Zentralkommandos wurden bei Nassirijah vier Marineinfanteristen vermisst. Zwei US-Kampfhubschrauber stürzten nach der Rückkehr von einem Angriff auf Bagdad bei der Landung ab. 100 Kilometer südöstlich von Bagdad feuerten britische und US-Kampfflugzeuge lasergesteuerte Bomben und Raketen auf Stellungen der Republikanischen Garde ab.

Briten erneut unter "eigenem Feuer"

In Basra zerstörten US-Kampfflugzeuge nach amerikanischen Angaben ein Gebäude, in dem sich 200 paramilitärische Kämpfer Iraks aufgehalten haben sollen. Ein britischer Militärsprecher in Katar bestätigte unterdessen einen weiteren Fall von tödlichem eigenen Feuer: In der Nähe von Basra sind britische Soldaten möglicherweise von einem amerikanischen Kampfflugzeug unter Beschuss genommen worden. Ein Soldat wird seither vermisst, er kam nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums vermutlich ums Leben. Vier weitere Soldaten wurden verletzt.

Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums bestätigte, dass eine Ermittlung im Gange sei. Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge nahm eine US-Maschine vom Typ A10 „Panzerknacker„ bei Basra die beiden Panzerfahrzeuge der Soldaten unter Feuer. Damit wurden seit Beginn des Kriegs am 20. März nach offiziellen Angaben fünf britische Soldaten durch Beschuss aus den eigenen Reihen getötet. 18 weitere kamen in Gefechten und bei Unfällen um.

Fünf Briten in Basra gefangengenommen

Vier oder fünf britische Soldaten sind in der südirakischen Stadt Basra nach Angaben eines britischen Offiziers "entführt" worden. Einzelheiten nannte der Offizier, der selbst dem zweiten Königlichen Panzer Regiment angehört, am Samstag in Basra nicht mit. "Sie wurden letzte Nacht dort entführt", sagte er lediglich.

Rumsfeld und Myers zufrieden

Im Pentagon in Washington zogen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Generalstabschef Richard Myers eine Bilanz vor dem Beginn des zweiten Kriegswochenendes. General Myers zeigte eine Irak-Karte, derzufolge die irakischen Streitkräfte 40 Prozent des Landes nicht mehr unter Kontrolle haben. Die alliierten Luftwaffen hätten über 95 Prozent Iraks die Lufthoheit, nur in Bagdad und Tikrit gebe es noch Flugabwehrfeuer. In den ersten neun Kriegstagen seien 650 Tomahawk-Marschflugkörper auf Irak abgefeuert und mehr als 5.000 Bomben abgeworfen worden.

Bush: Der Irak-Krieg wird Opfer fordern

"Wir kämpfen jetzt mit den verzweifeltsten Einheiten der Armee des Diktators. Die schweren Kämpfe, zu denen es nun kommen wird, werden weiteren Mut und weitere Opfer fordern. Aber wir wissen den Ausgang dieses Kampfes", sagte Bush am Freitagabend bei einem Treffen mit Kriegsveteranen. "Gegen diesen Feind werden wir keinen anderen Ausgang akzeptieren als einen vollständigen Sieg", sagte er weiter.

Das US-Präsidialamt bemühte sich am Freitag um Schadensbegrenzung, nachdem ein hochrangiger US-Militär in der „Washington Post„ mit den Worten zitiert worden war, dass Iraks unerwartete Guerillataktik und lange Nachschublinien zu einem längeren Krieg führen würden als vorhergesehen.

Der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz räumte allerdings ein, dass die USA von einigen Taktiken der irakischen Kämpfern überrascht worden seien: "Ich glaube nicht, dass wir vorhergesehen haben, dass so viele Menschen so tun würden, als wenn sie sich ergeben und dann schießen. Ich glaube nicht, dass wir so viele Todesschwadronen in Basra vorhergesehen haben".