EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi attackierte die Pläne in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" ungewöhnlich scharf und warnte vor Gefahren für den Euro, sollte der Internationale Währungsfonds (IWF) einbezogen werden.
"Diejenigen, die an ökonomischer und monetärer Stabilität in Europa interessiert sind, sollten sich gegen den Gang zum IWF wehren. Um es provokant zu formulieren: Die Leute sollten vor dem deutschen Verfassungsgericht klagen, wenn der IWF angerufen wird, nicht wenn die EU bilaterale Unterstützung organisiert."
Medienberichten zufolge haben sich Deutschland und Frankreich auf eine Beteiligung des IWF an einer Hilfsaktion für Griechenland geeinigt. Die EZB hat sich wiederholt gegen einen solchen Schritt ausgesprochen und eine Lösung in europäischem Rahmen favorisiert.
In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) äußerte sich auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble skeptisch zu einem Engagement des IWF. Bini Smaghi sagte wie zuvor Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet und der designierte EZB-Vize Vitor Constancio, er unterstütze zeitlich befristete bilaterale Kredite, da sie mit dem EU-Vertrag vereinbar seien.
Kreisen zufolge könnte noch vor dem EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel eine Entscheidung über einen Notfallplan für Griechenland fallen.
Der Italiener im sechsköpfigen EZB-Vorstand machte in dem Interview klar, dass Griechenland im Notfall unbedingt geholfen werden müsse. "Verweigern wir den Griechen die Unterstützung, werden die Märkte möglicherweise gegen das Land spekulieren.
Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass sich das negativ auf den Euro auswirkt. Wir sollten das Schicksal unserer Währung nicht komplett den Marktkräften überlassen." Zudem könne sich Europa eine Pleite Griechenlands nicht leisten. "Wenn Griechenland fällt, wird die Rechnung für Deutschlands und Europas Steuerzahler größer, als wenn dem Land temporär finanzielle Unterstützung gewährt würde." Bei einem Zahlungsausfall Griechenlands müssten nämlich die Banken in ganz Europa die Verluste tragen. "Das würde die Realwirtschaft und den Arbeitsmarkt schwächen."