Irak Dutzende Tote nach US-Angriffen

Die US-Armee hat in einer sunnitischen Hochburg im West-Irak Luftangriffe geflogen. Dabei sind nach Militärabgaben 70 Menschen ums Leben gekommen. Derweil zeichnet sich ab, dass die Iraker der Verfassung zugestimmt haben.

Die US-Streitkräfte haben bei Luftangriffen auf zwei Dörfer nahe der irakischen Stadt Ramadi rund 70 Menschen getötet. Nach US-Angaben handelte es sich bei allen Opfern um Aufständische, irakische Augenzeugen sprachen von mindestens 39 getöteten Zivilpersonen. Wie ein Militärsprecher am Montag mitteilte, waren die Luftangriffe am Sonntag eine Reaktion auf einen Anschlag in der Nähe von Ramadi und den Beschuss eines US-Militärhubschraubers im Dorf al Bu Faradsch.

Das am Sonntag bombardierte Gebiet um Ramadi gehört zu den sunnitischen Widerstandshochburgen im Westirak. Am Samstag waren dort bei einer Bombenexplosion fünf US-Soldaten getötet worden. Tags drauf versammelten sich dutzende Iraker um das bei dem Anschlag zerstörte Auto und versuchten, einen weiteren Sprengsatz zu deponieren, hieß es in einer Erklärung der US-Streitkräfte. F-15-Kampfjets hätten daraufhin eine Präzisionsrakete abgefeuert und 20 "Terroristen" getötet. Laut Augenzeugen handelte es sich jedoch um Schaulustige, die einen Blick auf das Fahrzeugwrack werfen wollten. 25 Zivilpersonen seien von der Rakete getötet worden, sagte ein Stammesführer.

Nur in der Provinz Anbar zeichnet sich Ablehnung ab

Zwei Tage nach dem Verfassungsreferendum mehren sich derweil die Anzeichen auf eine Annahme des Grundgesetzes. Teilergebnisse aus den meisten Provinzen legten dies nahe. Nur in der Provinz Anbar im Mittelirak zeichnete sich eine deutliche Ablehnung ab, in der Provinzhauptstadt Falludscha votierten dem regionalen Wahlamt zufolge 97 Prozent gegen das neue Grundgesetz. Um die Verfassung zu kippen, hätten die Sunniten eine Zweidrittelmehrheit in drei Provinzen zu Stande bringen müssen. Doch selbst in Niniveh, wo viele Sunniten leben, stimmten 78 Prozent der Wähler für die Verfassung.

Präsident Dschalal Talabani setzte am Sonntagabend per Dekret für den 15. Dezember eine Parlamentswahl an. Sollte die Verfassung tatsächlich angenommen werden, würde aus der Wahl das erste Parlament hervorgehen, das nicht für eine Übergangszeit gewählt wurde. Scheitert das Referendum, würde abermals eine Interimsregierung ernannt, die binnen eines Jahres einen neuen Verfassungsentwurf erarbeiten müsste.

Sunnitische Politiker enttäuscht

Sunnitische Politiker zeigten sich angesichts der zu erwartenden Mehrheit für die Verfassung enttäuscht. Sie fürchten, durch die darin angelegte föderale Struktur von Schiiten und Kurden an den Rand gedrängt zu werden. "Bei einer Verabschiedung der Verfassung werden die Anschläge gegen die Besatzungskräfte zunehmen", sagte Scheik Abdul Salama al Kubaisi von der einflussreichen Vereinigung sunnitischer Gelehrter. "Die Sicherheitslage wird sich verschlechtern."

DPA · Reuters
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