Mit ihrem Bemühen um eine zweite UN-Resolution im Irak-Konflikt stoßen die USA und Großbritannien auf immer mehr Widerstand. Wie aus amerikanischen und britischen Diplomatenkreisen verlautete, verzögerte sich damit der bereits für Mittwoch erwartete Entwurf für eine solche Resolution. Der irakische Staatschef Saddam Hussein erklärte unterdessen, sein Land wünsche sich Frieden - allerdings nicht um jeden Preis.
Noch kein neuer Resolutionsentwurf
"Angesichts der Umstände bemüht sich Washington um mehr Kreativität", hieß es in Diplomatenkreisen am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Mit der Vorlage eines Entwurfs wird nun frühestens Ende der Woche gerechnet. Der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte erklärte, die USA wollten zunächst das Ergebnis der offenen Sicherheitsratssitzung am Mittwochabend abwarten. Eine letzte Entscheidung über einen neuen Resolutionsentwurf sei noch nicht gefallen, er rechne jedoch bald mit einer entsprechenden Ankündigung.
Mehrheit nicht auf US-Seite
Der zweite Tag der offenen Sitzung begann am Mittwoch mit der Rede des Botschafters aus Katar. Nassir el Nasser erklärte, sein Land unterstütze alle Bemühungen um eine friedliche Lösung, die dem irakischen Volk einen Krieg erspare. Der ägyptische UN-Botschafter Ahmed Abul Gheit sagte, ein Krieg wäre verhängnisvoll für die gesamte Region. Der Schweizer Botschafter erklärte eine militärische Intervention für verfrüht. Bereits am Dienstag hatte nur eine Minderheit der Redner die Haltung der USA im Irak-Konflikt unterstützt.
Bush: Resolution für Militärschlag nicht notwendig
US-Präsident George W. Bush erklärte in Washington: "Wir arbeiten mit unseren Freunden und Verbündeten, um herauszufinden, ob wir eine zweite Resolution bekommen können." Zugleich bekräftigte er jedoch, eine solche Resolution sei für einen Militärschlag gegen Irak nicht zwingend notwendig. Russland und Pakistan sprachen sich am Mittwoch gegen eine zweite UN-Resolution aus.
Annan: Friedlichen Möglichkeiten ausschöpfen
UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte in Rom, die Welt "sollte alle anderen Möglichkeiten für eine friedliche Beilegung ausschöpfen, bevor ein Krieg erwogen wird. Und auch dann sollte er nur erwogen werden, wenn die Alternative offensichtlich schlimmer ist".
Berlusconi steht zu Bush
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi stellte sich dagegen in einer Regierungserklärung erneut hinter die US-Politik. Er erklärte, die internationale Gemeinschaft müsse die Forderung nach einer Abrüstung Iraks unterstützen. Die Anwendung von Gewalt komme dabei als letztes Mittel in Frage.
Saddam: Kein Frieden um jeden Preis
"Irak will keinen Krieg", sagte Saddam Hussein vor einer Delegation russischer Abgeordneter in Bagdad. Einen Frieden um jeden Preis werde es jedoch nicht geben. "Wir werden nicht unsere Unabhängigkeit aufgeben, unsere Würde und unser Recht, frei zu leben und zu handeln." Die UN-Waffeninspekteure besuchten eine Anlage für die Produktion von Raketentreibstoff und den Bau von Raketenteilen und Lenksystemen. Amerikanische und britische Kampfflugzeuge griffen am Mittwoch eine mobile Radaranlage und eine Flugabwehrstellung in der südlichen Flugverbotszone an.
NATO beschließt Schutzeinheiten für Türkei
Drei Tage nach ihrer Einigung zur Haltung im Irak-Konflikt beschloss die NATO am Mittwoch die Stationierung von Schutzsystemen wie AWACS-Aufklärungsflugzeugen, Patriot-Abwehrraketen und ABC-Einheiten in der Türkei. Der Beschluss wurde vom Ausschuss für Verteidigungsplanung der NATO gefasst. Dort war am Sonntag auch der Streit über den Beginn der Militärplanungen zum Schutz der Türkei im Falle eines Irak-Krieges beigelegt worden.